Wilhelm fordert Testlauf bis Welzheim

Kreisrätin Gudrun Wilhelm wendet sich an den Landrat, weil unter den aktuellen Umständen jede Möglichkeit genutzt werden sollte, um Kapazitäten für die Schülerbeförderung frei zu machen. Sigel sieht aber zurzeit keine Möglichkeit für eine Verlängerung.

Die Triebwagen der Wieslauftalbahn fahren normalerweise nur zwischen Schorndorf und Rudersberg-Oberndorf. Eine Ausweitung bis Welzheim wird immer wieder gefordert. Archivfoto: J. Fiedler

© Jörg Fiedler

Die Triebwagen der Wieslauftalbahn fahren normalerweise nur zwischen Schorndorf und Rudersberg-Oberndorf. Eine Ausweitung bis Welzheim wird immer wieder gefordert. Archivfoto: J. Fiedler

Von Armin Fechter

WAIBLINGEN/WELZHEIM. Die Fahrgastzahlen auf der Strecke zwischen Rudersberg-Oberndorf und Welzheim reichen für einen regulären Bahnbetrieb nicht aus. Zudem stehen nicht genügend Triebwagen dafür zur Verfügung. Das erklärt Landrat Richard Sigel auf eine Anfrage von Kreisrätin Gudrun Wilhelm (Wi/Kli). Er fügt an: „Erst wenn in vier bis fünf Jahren neue Fahrzeuge zum Einsatz kommen, könnte überlegt werden, die heutigen Fahrzeuge für einen Schülerverkehr bis Welzheim einzusetzen.“

Wilhelm hatte sich bei ihrer Anfrage auf Informationen eines Bürgers bezogen, wonach bei der Berechnung der Fahrgastzahlen die Schülerverkehre außer Acht gelassen worden seien. Zu den Hauptzeiten seien teilweise bis zu vier Busse parallel unterwegs, um 250 Schüler von Rudersberg nach Welzheim zu befördern. Mit der Bahn zu fahren wäre aber, so Wilhelm, der Verkehrssicherheit zuträglicher und wirtschaftlich sinnvoller, zumal die Bahn auch Schüler aus Breitenfürst mitnehmen könnte: „Unter den aktuellen Umständen sollte jede Möglichkeit genutzt werden, um Kapazitäten für die Schülerbeförderung frei zu machen, damit die Einhaltung der aktuellen Hygiene- und Abstandsregeln gewahrt werden kann.“ Zudem erinnerte Wilhelm an eine Situation vor einigen Jahren, die gezeigt habe, dass eine Fahrgastnachfrage vorhanden ist, wenn der normale VVS-Tarif gilt und nicht der teure Dampfzugtarif: „Daher schlagen wir einen Testlauf für die Schülerbeförderung vor.“

Es sei richtig, dass damals Fahrten bis Welzheim mit der Wieslauftalbahn angeboten wurden, erklärt Sigel dazu. Anlass war eine Straßensperrung. Das Angebot sei aber auf wenige Wochen begrenzt gewesen. Alle sechs Fahrzeuge der Wieslauftalbahn waren im Einsatz. „Auf Dauer wäre dies nicht möglich.“ Denn von Montag bis Freitag sind fünf der sechs vorhandenen Fahrzeuge ständig auf der Strecke von Rudersberg bis Schorndorf im Einsatz. Der sechste Triebwagen steht zur Reserve, falls ein Fahrzeug ausfällt, und kann deshalb an Schultagen nicht auf Dauer auf der Strecke nach Welzheim eingesetzt werden.

Was die Fahrgastzahlen betrifft, verweist der Landrat auf eine Erhebung der PTV Transport Consult GmbH im Auftrag des Verkehrsministeriums Baden-Württemberg. Dabei wurden 350 Personen Einsteiger täglich gezählt. Im Juli 2020 hat der Landkreis zudem vom Busunternehmen Dannenmann Fahrgastzahlen angefordert, um abschätzen zu können, ob bei der vom Zweckverband Verkehrsverband Wieslauftalbahn in Auftrag gegebenen „Konzeptstudie Emissionsfreie Antriebstechnologien für die Wieslauftalbahn“ die Strecke mit berücksichtigt werden soll. Das Busunternehmen meldete darauf 382 Einsteiger täglich zwischen Rudersberg und Welzheim. Den Hauptanteil machen dabei Schüler aus: Von den 382 Einsteigern seien allein 260 Schüler mit Schülermonatskarten. Die Differenz zwischen den jeweiligen Gesamtzahlen sei nicht signifikant, erklärt Sigel, es gebe keinen Grund, die Richtigkeit der von der PTV ermittelten Zahl anzuzweifeln. Die Schüler aus Breitenfürst fahren derzeit mit der Buslinie263 von der Ortsmitte nach Welzheim direkt vors Schulzentrum. Eine Bahnverbindung sei weniger attraktiv: Die Bahnhaltestelle liege weiter vom Ort entfernt als die Bushaltestellen, die Schüler müssten auch vom Bahnhof in Welzheim einen längeren Schulweg zurücklegen. Sie würden daher eher nicht auf den Zug umsteigen.

Die Strecke Rudersberg-Oberndorf bis Welzheim wurde vom Land mit 260 Personen pro Streckenkilometer in die vierte Kategorie D eingestuft. Um in die Stre-ckenkategorie C (mittleres Nachfragepotenzial) eingestuft zu werden, müssten mindestens 500 Fahrgäste pro Streckenkilometer erreicht werden. Auch mit den etwa 50 Schülern aus Breitenfürst würde es dazu nicht reichen, erklärt Sigel.

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Erstellt:
19. Dezember 2020, 11:30 Uhr

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