Debatte um Karl-May-Bücher

Winnetou-Verkaufsstopp in den Niederlanden

Der niederländische Verlag Meulenhoff stoppt den Verkauf der Karl-May-Bücher. Ein großer Online-Anbieter prüft den Inhalt der Bücher. Der Rassismus-Vorwurf steht im Raum.

Winnetou und Old Shatterhand – Kritiker sehen in den Büchern des deutschen Autors Karl May rassistische Stereotypen.

© dpa/dpa

Winnetou und Old Shatterhand – Kritiker sehen in den Büchern des deutschen Autors Karl May rassistische Stereotypen.

Von Helmut Hetzel

Einige Winnetou-Bücher des deutschen Autors Karl May (1842–1912) werden in den Niederlanden vom größten Verlag des Landes, Meulenhoff, nicht mehr gedruckt und verkauft. Der Verlag folgt nach eigenen Angaben dem „deutschen Vorbild“ des Ravensburger-Verlages, der die Kinderbücher mit dem Titel „Der junge Häuptling Winnetou“ vom Markt nimmt. In einer Erklärung des Amsterdamer Verlages Meulenhoff Boekerij heißt es: „Bücher über die Abenteuer des Indianers Winnetou werden vom Verlag Meulenhoff Boekerij vom Markt genommen. Die Geschichten zeichnen ein unrealistisches und romantisierendes Bild der Geschichte indigener Völker und sind laut Kritikern voller falscher Klischees und Rassismus.“

Auch der Internet-Anbieter bol.com kündigt eine Prüfung an

Allerdings ist die Beschränkung des Verkaufs der Winnetou-Bücher in den Niederlanden auf heftige Kritik gestoßen. „Das ist eine lächerliche Entscheidung. Sie wurde getroffen aus Angst vor aggressiven Hetzern, die viel Aufmerksamkeit in den Medien erhalten“, sagt der Fraktionsvorsitzende der konservativen Partei JA21, Joost Eerdmans. „Welche Comic-Helden und Filmstars werden noch übrig bleiben? Dürfen wir uns bald auch keine James-Bond-Filme mehr ansehen? Die Woke-Familie macht unsere Kultur kaputt.“

Im Internet kann man die Winnetou-Bücher in den Niederlanden nach wie vor bestellen. Aber der größte Internetanbieter Bol.com kündigte bereits an, die Bücher vorerst nicht mehr auszuliefern. Eine Untersuchung soll den Inhalt der Bücher bewerten, dann werde entschieden, ob sie aus dem Handel genommen würden.

Anmerkung der Redaktion: In einer ersten Textfassung stand, dass die Winnetou-Bücher von Karl May „auch in den Niederlanden … nicht mehr gedruckt und verkauft werden“ und der niederländische Verlag Meulenhoff damit dem Ravensburger Verlag folge, „der keine Winnetou-Bücher mehr drucken und verkaufen will“. Diese Aussage war missverständlich. Denn: Der niederländische Verlag bezieht sich zwar auf den Ravensburger Verlag, doch Ravensburger hat bislang lediglich das Kinderbuch („Der junge Häuptling Winnetou“) zum Film vom Markt genommen.

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Erstellt:
28. August 2022, 16:32 Uhr
Aktualisiert:
29. August 2022, 11:39 Uhr

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