Bilanz Lützerath

Lützerath ist nicht nur ein Symbol

Aktivisten haben in Lützerath prominente sowie internationale Unterstützung erhalten. Das sollte der Politik zu denken geben, findet Anna-Sophie Kächele.

Einer der letzten verbliebenen Aktivisten in Lützerath.

© dpa/Federico Gambarini

Einer der letzten verbliebenen Aktivisten in Lützerath.

Von Anna-Sophie Kächele

Fünf Tage haben die Einsatzkräfte gebraucht, um Lützerath fast vollständig zu räumen. Ein Wimpernschlag im Vergleich zu den vier Wochen, die Aktivisten den Weiler besetzen wollten. Aber auch in den wenigen Tagen konnten sich die Klimaschützer der internationalen Unterstützung und des enormen medialen Interesses sicher sein. Klar ist, jede Verletzte, jeder Verletzte auf Seite der Aktivisten und der Polizei ist zu viel. Wer Flaschen wirft, handelt trotz legitimem Protest rechtswidrig und riskiert, den Zuspruch von Bürgern zu verlieren, die sich ebenfalls um das Klima sorgen.

Doch bei der ganzen Diskussion über gewaltbereite Aktivisten und hart durchgreifende Beamte gerät eines in den Hintergrund: Diese Konfrontationen gab es nur, weil die Energiewende verschlafen wurde. Verschlafen und erschwert durch die deutsche Bürokratie.

Dass die 1,5 Grad-Grenze direkt vor Lützerath verläuft, ist eine Zuspitzung. Aber das rheinische Braunkohlerevier gehört zu den größten CO2-Verursachern Europas, und ob die Kohle unter dem Weiler tatsächlich gebraucht wird, ist umstritten.

Mögen Vizekanzler Habeck und Landrat Pusch also weiter von Symbolpolitik sprechen. In Lützerath wird die Angst der Menschen vor der Zukunft auf der Erde deutlich, und die sollte ernst genommen werden.

Es ist zu früh, einzuschätzen wie Lützerath die Klimabewegung und zukünftige politische Entscheidungen verändern wird. Klimaaktivistin Luisa Neubauer spricht von einem neuen Referenzrahmen und veränderten Klimadebatten. Klar ist, der Druck auf die Politik, allen voran auf die Grünen, endlich zu zeigen, dass sie es ernst mit dem Klimaschutz meinen, ist nach den vergangenen Tagen deutlich höher.

Zum Artikel

Erstellt:
15. Januar 2023, 12:48 Uhr
Aktualisiert:
16. Januar 2023, 12:57 Uhr

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen