„Wir möchten sie nicht verjagen“

Seit vergangenem Freitag hält sich eine Gruppe französischer Landfahrer in Oppenweiler auf. Ein Anwohner sieht eine Verletzung der Coronabestimmungen und des Gewässerschutzes gegeben. Von der Gemeindeverwaltung gibt es keine Beanstandungen.

Auf dem Parkplatz der Sportanlage Rohrbachtal hat eine Gruppe französischer Landfahrer ihre Zelte aufgeschlagen. Einem Oppenweiler Anwohner passt das nicht. Foto: J. Fiedler

© Jörg Fiedler

Auf dem Parkplatz der Sportanlage Rohrbachtal hat eine Gruppe französischer Landfahrer ihre Zelte aufgeschlagen. Einem Oppenweiler Anwohner passt das nicht. Foto: J. Fiedler

Von Annette Hohnerlein

OPPENWEILER/ASPACH. Peter Belau macht sich Sorgen. Von seinem Haus in Oppenweiler aus kann er auf den Parkplatz der Sportanlage Rohrbachtal schauen, auf dem eine Gruppe französischer Landfahrer ihre Zelte aufgeschlagen hat. Oder besser gesagt ihre Wohnwagen, rund 20 an der Zahl, schätzt Belau.

Zwei Dinge sind es, über die er sich Gedanken macht. Zum einen die Coronaregeln. „Da sitzen 30 Personen beim Grillen zusammen, ohne Abstand und ohne Mundschutz“, so seine Beobachtung. Und er empört sich: „Überall sind die Campingplätze zu, aber Oppenweiler macht einen neuen Campingplatz auf.“ Und noch ein weiterer Punkt macht ihm Sorgen: „Wo geht das Abwasser hin?“

Er hat den Verdacht, dass der Inhalt der Kassettentoiletten aus den Wohnwagen in den Rohrbach gekippt wird. „Nicht nur die Fäkalien, vor allem die Chemikalien aus diesen Toiletten würden einen Riesenschaden anrichten“, ist sich Belau sicher. Als Fischereifunktionär weiß er, wovon er spricht. Der 68-Jährige war über 30 Jahre lang Vorsitzender des Anglervereins Backnang und lange Jahre auch im Landesfischereiverband tätig, für den er heute noch Lehrgänge durchführt.

Der Aufenthalt wurde im Rahmen einer Sondernutzung für eine Woche genehmigt.

Belau wandte sich mit seinem Anliegen an die Polizei und bekam die Auskunft, Oppenweilers Bürgermeister Bernhard Bühler habe die Wagenburg auf dem Rohrbachgelände genehmigt. „Das ist alles sehr befremdlich“, findet Belau. „Und es ist definitiv illegal.“

Auf telefonische Nachfrage bestätigt der Bürgermeister indessen die Auskunft der Polizei. „Der Aufenthalt wurde im Rahmen einer Sondernutzung für eine Woche genehmigt, bis zum kommenden Freitag.“ Zunächst habe sich die Gruppe bei der Gemeindehalle niedergelassen, von dort habe man sie aber wieder weggeschickt und ihr den jetzigen Platz zugewiesen, weil der am geeignetsten erschien.

Nach Abstimmung mit Gisela Blumer vom Backnanger Ordnungsamt habe er den Landfahrern eine Verfügung übergeben, die sie verpflichtet, ihre Abwässer ordnungsgemäß zu entsorgen, und zwar an der dafür vorgesehenen Wohnmobilstation bei der Kläranlage. Dies sei auch zugesagt worden. Zum anderen sei ihnen die Coronaverordnung auf Französisch und auf Deutsch ausgehändigt worden. „Ich war selbst ein paarmal dort und auch meine Mitarbeiter kontrollieren mindestens einmal am Tag“, versichert Bühler. Für die Bedenken von Peter Belau hat er Verständnis. Aber er hat auch die Situation der Landfahrer im Blick: „Die Gruppe ist ein Familienverbund. Es ist eine andere Lebensform; das kann man nicht mit den sonst angewandten Maßstäben betrachten. Wir möchten sie nicht gleich verjagen, sondern versuchen, das mit unseren Möglichkeiten zu regeln.“ Bevor die Gruppe nach Oppenweiler kam, hatte sie Station in Aspach gemacht. „Sie haben sich vorher angemeldet, das ist ordentlich abgelaufen“, berichtet die dortige Bürgermeisterin Sabine Welte-Hauff. Das Thema Müllentsorgung habe man so geregelt, dass die Landfahrer ihren Müll bündeln und auf dem Platz zurücklassen, von wo ihn Bauhofmitarbeiter ohne großen Aufwand entsorgen können. Das habe einwandfrei funktioniert.

Eine illegale Abwasserentsorgung, etwa im nahe gelegenen Klöpferbach, habe man nicht festgestellt, so Welte-Hauff. Und was die Coronaregeln angeht, müsse man die Gruppe wie einen erweiterten Haushalt betrachten. Das Fazit der Aspacher Bürgermeisterin: „Es war alles so, wie es sein soll.“

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Erstellt:
25. Februar 2021, 06:00 Uhr

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