„Wir müssen ein paar Prozent drauflegen“

Bob Hanning ist Manager der Füchse Berlin sowie Trainer des 1. VfL Potsdam und spricht über die wichtigen Spiele in Göppingen sowie Bietigheim.

Von Eidos Import

Berlin/Stuttgart - An diesem Donnerstag (19 Uhr/EWS-Arena) geht es für die Handballer der Füchse Berlin bei Frisch Auf Göppingen um wichtige Punkte im Kampf um die deutsche Meisterschaft. Kooperationspartner 1. VfL Potsdam könnte mit einem Heimsieg im Spitzenspiel gegen die SG BBM Bietigheim am Freitag (20 Uhr) dem Bundesliga-Aufstieg sehr nahe kommen. Handball-Macher Bob Hanning schätzt die Lage bei seinen beiden Clubs ein.

Herr Hanning, freuen Sie sich auf eine besondere Woche?

Natürlich, es ist ja eine württembergische Festwoche (lacht). Vor allem unser Heimspiel mit Potsdam gegen die SG BBM Bietigheim ist ein absolutes Hinguckerspiel. Aber natürlich steht auch für die Füchse bei Frisch Auf viel auf dem Spiel.

Bleiben wir zunächst in der zweiten Liga. Ein Sieg gegen Bietigheim wäre bei dann sechs Punkten Vorsprung doch praktisch schon der Aufstieg.

Nein, das ist Unsinn. Intern haben wir die Absprache, dass jeder, der das behauptet, nicht unser Freund ist, weil es uns Konzentration klaut. Wir haben noch ein sehr schweres Programm. Nicht nur gegen Bietigheim, gegen die ich ein Spiel mit komplett offenem Ausgang erwarte. Die SG hat bei ihrem Sieg im Topduell mit Hamm ein Spiel auf zumindest unterem Erstliganiveau gezeigt. Der Club befindet sich auf einem hervorragenden Weg. Ich schätze Iker Romero als sehr guten Freund und Trainer und fand es sehr gut, dass die SG von Anfang an offensiv das Ziel Aufstieg ausgegeben hat.

Im Gegensatz zum 1. VfL Potsdam.

Wir sind mit 2:4 Punkten gestartet, ich hätte es nie für möglich gehalten, dass wir in der Lage sind, solch eine Saison zu spielen. Zumal man uns doch lieber schlägt als Bietigheim oder Hamm.

Warum?

Weil wir Tabellenführer sind, weil sich keiner gerne von einer Studententruppe schlagen lässt und weil jeder der Erste sein will, der uns wieder eine Niederlage beibringt.

Wo liegt das Erfolgsgeheimnis?

Ich verbessere seit drei Jahren das System, in dem die Mannschaft arbeiten kann. Meine Spieler haben im Männerbereich 3000 Spiele weniger als Bietigheim und sie können dementsprechend noch viel lernen. Mit jedem Reiz, den ich setze, kann ich eine Verbesserung erreichen. Ich habe im Team jetzt die Meisterschaftsrunde ausgerufen. Für uns fängt die Saison mit dem Bietigheim-Spiel an.

Sie sagen, mit einem Sieg gegen die SG BBM Bietigheim wäre der Aufstieg noch nicht klar. Hätte sich denn bei einer Pleite in Göppingen die deutsche Meisterschaft für die Füchse Berlin erledigt?

Ja, das wäre sicher. Wenn wir das Ding verlieren, ist das Thema Meisterschaft erledigt und die Champions-League-Teilnahme in Gefahr. Unsere letzten Spiele waren in der Konstanz nicht mehr gut genug. Trotzdem bin ich mit der Saison überragend zufrieden. Aber wir müssen ein paar Prozent drauflegen, um in Göppingen zu gewinnen.

Was würde Sie denn mehr freuen: Der Aufstieg mit den Potsdamern oder die Meisterschaft mit den Füchsen?

Die Wahrheit ist, dass der Aufstieg mit dem VfL eigentlich gar nicht gewollt ist und nicht in unser Konzept passt, weil er für unser System, mit dem nur in der zweiten Liga möglichen Zweifachspielrecht der Spieler, nicht gewinnbringend ist. Andererseits kenne ich die Jungs von klein auf, ich habe sie erzogen, ich habe ihnen Werte beigebracht, ich habe ihnen Raubtier sein beigebracht. Jetzt kann ich doch nicht sagen, ihr steigt nicht auf. Das wäre ein Verbrechen an den Jungs. Von daher erübrigt sich die Frage, was mich mehr freuen würde.

Dabei ist Füchse-Geschäftsführer Ihr Hauptberuf.

Genau. Damit verdiene ich gutes Geld, den Trainerjob beim VfL mache ich seit drei Jahren ehrenamtlich, das kostet mich jedes Jahr 30 000 bis 40 000 Euro privat. Aber das mache ich gerne, weil Hobbys Geld kosten. Außerdem geben mir die Jungs unglaublich viel Energie zurück. Das ist keine einseitige Tankstelle.

Aber im Zwiespalt stecken Sie schon.

Dazu so viel: Der Füchse-Geschäftsführer hat zum VfL-Trainer gesagt, es ist nicht gut, wenn ihr aufsteigt. Der VfL-Trainer hat zum Füchse-Geschäftsführer gesagt, dann hättest Du mich nicht einstellen dürfen.

Sind Sie, wie angekündigt, in der neuen Saison nicht mehr VfL-Trainer?

Zu 100 Prozent. Aber ich bleibe dem Verein ja erhalten.

Wäre ein Modell, wie es die Füchse und der 1. VfL Potsdam praktizieren, auch ein Modell für den Fußball?

Es hätte schon Vorteile, wenn Toptalente eines Bundesligisten nicht in der U 21 oder U 23 des eigenen Clubs in der dritten Liga oder Regionalliga spielen, sondern in der zweiten Liga. Aber du musst dafür die richtigen Vereine finden. Das Ganze muss ja passen, die Kultur der Clubs muss passen. Das wichtigste ist Einigkeit. Und wenn ich da zum Beispiel von außen auf den VfB Stuttgart schaue, dann sagst du dir, die sind sich ja nicht einmal untereinander im Verein einig. Du hast das Gefühl: Warum denn in der Sache streiten, wenn es auch persönlich geht?

Im Fußball-Oberhaus holt wohl Bayer Leverkusen den Titel. Und im Handball?

Der SC Magdeburg ist der Topfavorit, wir träumen, solange es geht.

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Erstellt:
3. April 2024, 22:03 Uhr
Aktualisiert:
4. April 2024, 22:00 Uhr

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