„Wir sitzen alle in einem Boot“

Die Saisoneröffnung des Schwabenparks fällt wegen Corona ins Wasser – Chef Thomas Hudelmaier macht sich Sorgen

Auf die Wildwasserbahn „Kroko Splash“ müssen die Besucher des Schwabenparks ebenso verzichten wie auf alle anderen Fahrgeschäfte und Attraktionen. Trotzdem laufen zurzeit die Arbeiten für eine neue Attraktion: die „Hummel Brummel“-Achterbahn. Foto: G. Schneider

© Gaby Schneider

Auf die Wildwasserbahn „Kroko Splash“ müssen die Besucher des Schwabenparks ebenso verzichten wie auf alle anderen Fahrgeschäfte und Attraktionen. Trotzdem laufen zurzeit die Arbeiten für eine neue Attraktion: die „Hummel Brummel“-Achterbahn. Foto: G. Schneider

Von Simone Dorra

KAISERSBACH/WELZHEIM. Der Schwabenpark ist schon so etwas wie eine ehrwürdige Institution im Welzheimer Wald. Gegründet 1972 als Tierpark, hat er sich in den letzten fast 50 Jahren zu einem Unterhaltungsunternehmen mit vielen Fahrgeschäften und Attraktionen entwickelt. Und dem brechen durch die Coronapandemie jetzt die Umsätze weg.

Der Chef kommt ein bisschen später zum (Telefon)-Interview – er muss sich erst noch um seine Tiere kümmern. Als er dann da ist, klingt Thomas Hudelmaier müde und ein bisschen wortkarg, als fände er die Lage eigentlich zu anstrengend, um darüber zu reden. 2019 hat er mit seiner Achterbahn „Die wilde Hilde“ noch den „European Star Award“ für eine der besten Achterbahnen Europas abgeräumt, und für diesen Sommer hat er groß geplant: Da soll seine interaktive, hängende Achterbahn „Hummel Brummel“ fertig werden. Bei der fahren die Wagen nicht auf der Schiene, sondern hängen darunter, und interaktiv bedeutet, dass die Fahrgäste zum Beispiel selbst Gas geben und ihr schwindelerregendes Erlebnis damit selbst beeinflussen dürfen. Zwei Millionen Euro hat er in das Projekt gesteckt, natürlich in der Hoffnung, dass es sich auszahlt.

Mit der „Hummel Brummel“-Achterbahn Kasse zu machen hat er vor den Sommermonaten sowieso nicht erwartet. Dafür aber mit einem neuen elektronischen Theater, den anderen Fahrgeschäften oder den Blockhütten, die er als Kurzurlaubs-Package mitsamt Eintritt vermietet. Dass er den Park nicht zu Saisonbeginn am 4. April öffnen kann, war ihm bald nach Beginn der Krise klar, und „im Frühjahr“, sagt er, „ist sowieso noch nicht so viel los wie im Sommer“. Allerdings ist es für ihn unmöglich, die etwa 35 Kräfte, die er normalerweise ab dem Frühjahr beschäftigt, jetzt einzustellen. Etwa genauso viele feste Angestellte beschäftigt er aber weiter.

Wie es weitergeht, wenn monatelang nichts mehr läuft und niemand mehr kommen darf? Er zuckt hörbar die Achseln und rechnet aus, dass er in zwei bis drei Monaten ohne Besucher gut eineinhalb Millionen Euro verlieren könnte. Und er sei beileibe nicht der Einzige, der ohne eine deutliche Entspannung der Lage irgendwann finanziell ins Trudeln gerät. Ähnlich wie ihm ginge es schließlich im Moment allen – seinem Freizeitpark, den anderen großen Parks überall, jedem Geschäft, das jetzt nicht öffnen, und jedem Gastronom, der nicht für seine Gäste kochen darf.

Vor kurzem, erzählt er noch, hat ein Freund ihn angerufen, der in der Versicherungsbranche arbeitet. Gerade mal zwei Mopedversicherungen hat er in den letzten Wochen verkauft und nun Angst um seine Existenz. „So ist das“, meint er. „Wir sitzen alle in einem Boot.“

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Erstellt:
15. April 2020, 15:30 Uhr

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