„Wir stehen noch am Anfang“

Kommunales Energiemanagement ist in der Gemeinde Weissach im Tal ein zentrales Thema. In einem ersten Schritt wird jetzt zunächst die energetische Situation von Gebäuden erhoben.

Die kommunale Klimaschutzmanagerin Beate Zieker erfasst Verbrauchsdaten für die Erhebung der energetischen Situation von Gebäuden. Foto: A. Becher

© Alexander Becher

Die kommunale Klimaschutzmanagerin Beate Zieker erfasst Verbrauchsdaten für die Erhebung der energetischen Situation von Gebäuden. Foto: A. Becher

Von Carmen Warstat

WEISSACH IM TAL. Seit Jahrzehnten ist der Einsatz für den Klimaschutz Weissacher Tradition. Mehrere Projekte waren und sind bereits erfolgreich. Aktuell kommt nun der Aufbau eines kommunalen Energiemanagements hinzu. Dabei handelt es sich um ein von der Klimaschutz- und Energieagentur in Baden-Württemberg (KEA) gefördertes Projekt, um das sich Beate Zieker, die Beauftragte für Klimaschutz und Umwelt im Unterweissacher Rathaus, namens der Gemeinde im Herbst beworben hatte.

Nach einem Vorgespräch mit der KEA im Februar erfolgte kürzlich die Zusage, und im Mai wurde das Vorhaben im Gemeinderat einstimmig beschlossen. Der finanzielle Rahmen der Förderung ist bisher nicht bezifferbar, da zunächst nicht investive Maßnahmen greifen sollen. In erster Linie geht es um die Erhebung der energetischen Situation kommunaler Gebäude, denn man will sich, so Bürgermeister Ian Schölzel, den ständigen Kostensteigerungen nicht ergeben. Die Ausgaben der Gemeinde für Strom, Wasser und Heizung beliefen sich 2019 auf fast 630000 Euro. Anvisiert sind Einsparungen in Höhe von etwa zehn Prozent. Damit, so Schölzel weiter, könnten Preissteigerungen bei Energie (hoffentlich) ausgeglichen werden.

„Wir stehen noch ganz am Anfang“, bemerkt Beate Zieker, mit deren Arbeit das Projekt steht und fällt. Sie strebt dessen Zertifizierung durch die KEA in etwa einem Jahr an. Am Anfang erfolgt die Dokumentation der Energieverbräuche von Gemeinde-Immobilien mittels „Moni“, das ist ein Computerprogramm zum „Monitoring kommunaler Energien“. Konkret werden beispielsweise monatliche Zählerstandsaufzeichnungen durchgeführt, Jahresverlaufsauswertungen erarbeitet und miteinander verglichen sowie Schlussfolgerungen gezogen.

Woran liegt’s, wenn noch zu viel verbraucht wird, und was kann man dagegen tun? Gibt es eventuell einen Defekt? Nach solchen Analysen kann die Priorisierung der Maßnahmen erfolgen. Investitionen aber wird es erst nach der Zertifizierung, also frühestens in einem Jahr geben.

„Nach der Zertifizierung sehen wir, wie weit man gehen wird.“

Aufklärung ist wichtig für die Sensibilisierung der Bürger, die etwa die Gemeindehalle mit ihren Vereinen nutzen. Niemand möchte „ihnen was wegnehmen“, so Beate Zieker. Aber in Randzeiten sollten öffentliche Gebäude nicht voll beheizt werden. Sie selbst geht in die Schulen, um Aufklärungsarbeit zu leisten und die Pädagogen zu unterstützen. Ihre wichtigsten Partner: ihr Coach Claus Greiser vom Kompetenzzentrum der KEA, die drei Hausmeister der Gemeinde sowie der Gemeinderat und Bürgermeister Ian Schölzel.

Coachings und Schulungen für Beate Zieker und die Weissacher Hausmeister finden teils telefonisch oder als Webseminare, teils vor Ort statt, und das ist nicht unbedingt dem Coronavirus, sondern der Energieeffizienz geschuldet. „Nach der Zertifizierung sehen wir, wie weit man gehen wird.“

Beate Zieker hofft auf wirksame Investitionen. Möglich, dass die eine oder andere Heizanlage erneuert werden muss oder dass Modernisierungen von Gemeindegebäuden erfolgen werden. Die Fachfrau für Klimaschutzmanagement und Umwelt wird ihre Aufzeichnungen auch für ihren Energiebericht verwenden, um nach außen zu kommunizieren, wo die Gemeinde steht. Sie will „die Leute mitnehmen“ und den gesamten Prozess „Energiemanagement“ transparent gestalten. Denn es ist ein Projekt für die Bürger. Die Rathausmitarbeiterin weiß: Von rund 100000 baden-württembergischen Gemeinden beschäftigen sich aktuell nur 300 bis 400 mit diesem Thema. Weissach im Tal gehört zweifellos zu den Vorreitern.

Zum Artikel

Erstellt:
26. Juni 2020, 11:30 Uhr

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen

Lesen Sie jetzt!
Viele Autos, schmale Geh- und Radwege und eine schwierige Topografie: Die Verkehrssituation in der Aspacher Straße macht manchen Eltern Sorgen. Deshalb fahren sie ihre Kinder täglich mit dem Auto bis vors Schultor. Foto: Alexander Becher
Top

Stadt & Kreis

Schulwege in Backnang sollen sicherer werden

In einem Pilotprojekt untersucht die Stadt Backnang, wie sie die Verkehrssituation rund um die Mörikeschule und die Schickhardt-Realschule verbessern kann. Ziel ist es, den Anteil der Kinder zu reduzieren, die mit dem „Elterntaxi“ zur Schule kommen.

Stadt & Kreis

Jugendtreffs in Maubach und Waldrems starten wieder

Nach zweijähriger Pause nimmt die Sozialraumorientierte Jugendarbeit, kurz Soja, ihre Arbeit wieder auf. Catrin Buchfink koordiniert die Angebote für Kinder und Jugendliche in Maubach, Heiningen und Waldrems sowie Strümpfelbach.