Das plant die Bundesnetzagentur
Wird DSL bald abgeschaltet?
Von der Kupferleitung ins Glasfasernetz: Die Zukunft des Internets nimmt Gestalt an. Doch was bedeutet das für Millionen DSL-Nutzer in Deutschland?

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Was plant die Bundesnetzagentur zum Thema DSL-Abschaltung wirklich?
Von Katrin Jokic
Viele Haushalte in Deutschland surfen noch mit einem klassischen DSL-Anschluss durchs Internet. Doch die Bundesnetzagentur bereitet den schrittweisen Ausstieg aus der alten Kupfertechnologie vor – und damit rückt die DSL-Abschaltung näher.
Das Ziel: eine flächendeckende Versorgung mit schnellen Glasfaserleitungen. Aber was bedeutet das konkret für Verbraucher? Müssen sie bald zwangsläufig wechseln? Und wenn ja, wann?
Der große Technologiewechsel steht bevor – aber nicht über Nacht
Die Bundesnetzagentur hat bereits im April 2025 ein umfangreiches Impulspapier vorgelegt, in dem sie erstmals detailliert beschreibt, wie der Wechsel vom alten Kupfernetz (also auch DSL) auf moderne Glasfasernetze geregelt werden soll. Dieser Vorgang wird „Kupfer-Glas-Migration“ genannt.
Wichtig zu wissen: Eine sofortige Abschaltung von DSL steht nicht bevor. Vielmehr soll der Wechsel schrittweise und mit langfristiger Ankündigung erfolgen. Die Bundesnetzagentur betont: Eine Abschaltung einzelner DSL-Anschlüsse darf frühestens ein Jahr nach Ankündigung erfolgen. Bisher hat die Telekom allerdings noch keine konkrete Abschaltung beantragt – auch nicht für einzelne Regionen.
Erstmals Testregion in Wiesbaden
Eine Ausnahme gibt es allerdings: In Wiesbaden-Biebrich testet die Telekom gemeinsam mit der Bundesnetzagentur, wie der Wechsel von DSL auf Glasfaser in der Praxis ablaufen kann. In zwei Pilotgebieten mit insgesamt rund 450 Haushalten und Unternehmen wird derzeit geprüft, wie Nutzer auf das neue Angebot reagieren, wie die technische Umsetzung gelingt – und wie sich der Umstieg kommunikativ begleiten lässt.
Besonderheit: Seit Februar 2025 können in diesem Pilotgebiet keine neuen DSL-Tarife mehr gebucht oder geändert werden. Bestehende Anschlüsse bleiben zunächst bestehen, sollen aber sukzessive auf Glasfaser oder Kabel umgestellt werden. Eine vollständige Abschaltung des Kupfernetzes ist dort noch nicht geplant, wird aber für die nächste Phase in Aussicht gestellt. Haushalte werden direkt informiert und beim Wechsel unterstützt.
Warum wird DSL überhaupt abgeschaltet?
DSL läuft über Kupferleitungen, die ursprünglich für das Telefonnetz gedacht waren. Diese Technik ist in die Jahre gekommen und deutlich langsamer als moderne Glasfaserkabel. Glasfaser ermöglicht stabilere und viel schnellere Internetverbindungen – auch dort, wo viele Nutzer gleichzeitig surfen.
Ein weiteres Argument: Der Betrieb des Kupfernetzes ist teuer. Wartung, Stromverbrauch und Infrastrukturkosten sind im Vergleich zu Glasfaser höher. Daher strebt die Telekom langfristig an, das alte Netz abzuschalten und komplett auf Glasfaser umzusteigen.
Wie ist der aktuelle Stand beim Glasfaserausbau?
Ende 2024 waren laut Bundesnetzagentur rund 47 Prozent der Haushalte in Deutschland mit Glasfaseranschlüssen erreichbar („Homes passed“). Aber nur etwa 19 Prozent hatten tatsächlich einen aktiven Anschluss („Homes connected“). Die Nachfrage ist also bislang noch relativ verhalten – viele Haushalte sind offenbar mit ihrem bisherigen DSL-Anschluss zufrieden, zumal dieser in vielen Regionen Downloadgeschwindigkeiten von 100 bis 250 Mbit/s bietet.
Das Problem: Wer kein Glasfaserprodukt bestellt, wird in vielen Fällen auch noch nicht vollständig angeschlossen – der Anschluss endet oft an der Grundstücksgrenze.
Wird der Umstieg freiwillig oder verpflichtend sein?
Zunächst soll der Wechsel freiwillig erfolgen. Nur wer ein Glasfaserprodukt bucht, wird auch aktiv umgestellt. Doch langfristig könnte eine sogenannte „forcierte Migration“ notwendig werden. Das heißt: DSL-Verträge werden gekündigt, und der Kunde muss auf ein neues Produkt wechseln. Voraussetzung dafür ist, dass ein vollwertiger Glasfaseranschluss zur Verfügung steht – mit vergleichbarer Leistung und Preis.
Die Bundesnetzagentur legt in ihrem Papier großen Wert darauf, dass niemand ohne Alternative dasteht. Vor einer Abschaltung muss sichergestellt sein, dass ein mindestens gleichwertiger Glasfaseranschluss verfügbar ist – auch preislich. Notfalls könnten auch „Low-Cost“-Produkte als Ersatz geschaffen werden, um Haushalten mit geringem Budget entgegenzukommen.
Was bedeutet das für DSL-Nutzer?
Für die nächsten Jahre gilt: DSL bleibt vorerst bestehen. Eine bundesweite Abschaltung ist derzeit nicht geplant. Die Bundesnetzagentur plant langfristig, aber gründlich. Es wird nicht plötzlich der Stecker gezogen.
Trotzdem empfiehlt es sich für Haushalte, schon heute zu prüfen, ob ein Glasfaseranschluss verfügbar ist – und bei Bedarf zu buchen. Wer früh umsteigt, kann sich eine bessere Leitung und möglicherweise Sonderkonditionen sichern.
Fazit
Die Abschaltung von DSL ist beschlossene Sache, aber sie wird nicht von heute auf morgen passieren. Zunächst setzt die Bundesnetzagentur auf Transparenz, faire Bedingungen und Übergangsfristen. Für viele Nutzer bleibt DSL also noch eine Zeit lang erhalten – aber Glasfaser ist die Zukunft.