Wissenschaftler: „Demonstrierende nicht pauschal ausgrenzen“

dpa Tübingen. Kann man mit allen reden? Gewiss nicht, sagt der Medienwissenschaftler Bernhard Pörksen. Aber die Corona-Krise berge die Gefahr der sozialen Spaltung.

Bernhard Pörksen spricht bei einem Vortrag. Foto: Sebastian Gollnow/dpa/Archivbild

Bernhard Pörksen spricht bei einem Vortrag. Foto: Sebastian Gollnow/dpa/Archivbild

Der Tübinger Medienwissenschaftler Bernhard Pörksen warnt davor, die Protestierenden in der Corona-Krise pauschal auszugrenzen, sie als „Spinner“, „Paranoiker“ und „Hysteriker“ abzutun. Dies trage nur zur Verhärtung der Fronten bei, sagte Pörksen der Deutschen Presse-Agentur. Selbstverständlich gebe es Antisemiten und Rechtsradikale, von denen man sich klar abgrenzen müsse. Hier dürfe es keine falsche Toleranz geben.

Aber die Vielschichtigkeit der Proteste enthalte eigentlich einen „Aufruf zum differenzierten Diskurs“. Man müsse die Extremisten scharf kritisieren, dürfe die Zweifelnden, Suchenden und Andersdenkenden jedoch nicht diffamieren.

Pörksen verwendet in diesem Zusammenhang den Begriff der „respektvollen Konfrontation“. Damit meine er: „Sich nicht opportunistisch wegducken, klare Kante zeigen, sagen, was zu sagen ist. Aber eben auch nicht in die Abwertungsspirale einsteigen.“ Sonst bestünde die Gefahr, dass letztlich die Lauten und Pöbelnden - aggressive Minderheiten - die gesellschaftliche Kommunikation dominierten. Pörksen ist Professor für Medienwissenschaft an der Universität Tübingen.

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Erstellt:
16. Mai 2020, 09:21 Uhr

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