Wo Adventskalender lebendig werden

Mit weihnachtlich geschmückten Fenstern und Liedern erwachen in einigen Gemeinden jedes Jahr Adventskalender zum Leben

Statt einem Stück Schokolade befinden sich hinter den Fenstern der lebendigen Adventskalender vor allem weihnachtliche Geschichten, Lieder und manchmal sogar Kinderpunsch. In und um Backnang haben wir fünf lebendige Adventskalender angeschaut.

Geschichten, Lieder oder Punsch: Jeden Tag werden die lebendigen Adventskalender in der Region individuell gestaltet. In Maubach zum Beispiel verteilte die Gastgeberin des Tages, Marianne Hillmann, kleine Geschenke an die teilnehmenden Kinder und Jugendlichen. Foto: T. Sellmaier

© Tobias Sellmaier

Geschichten, Lieder oder Punsch: Jeden Tag werden die lebendigen Adventskalender in der Region individuell gestaltet. In Maubach zum Beispiel verteilte die Gastgeberin des Tages, Marianne Hillmann, kleine Geschenke an die teilnehmenden Kinder und Jugendlichen. Foto: T. Sellmaier

Von Kristin Doberer

BACKNANG/ASPACH. Adventskalender gehören zur Vorweihnachtszeit wie Glühwein, Plätzchenduft und „Last Christmas“ im Radio. Sie sollen die Wartezeit bis Weihnachten versüßen und festliche Stimmung bereiten. Während die meisten Adventskalender das allerdings mit dem täglichen Stück Schokolade oder kleinen Geschenken versuchen, erwachen Adventskalender in manchen Gemeinden selbst zum Leben. Statt ein Türchen am Schokoladenkalender zu öffnen, trifft man sich beim lebendigen Adventskalender jeden Tag vor einem anderen Haus, an dem in einem meist weihnachtlich geschmückten Fenster die Ziffer des jeweiligen Tages angebracht ist. Hier feiern die Anwesenden eine kleine Andacht mit weihnachtlichen Geschichten, Liedern und hin und wieder sogar mit Punsch und Keksen.

Rund um Backnang gibt es mehrere lebendige Adventskalender

Hier gibt es einen kleinen Überblick über fünf lebendige Adventskalender in der Region: in Maubach, Sachsenweiler, Kleinaspach, Backnang/Weissach im Tal und Maubacher Höhe. Manche gibt es erst seit diesem Jahr, andere haben sich schon zu einer Tradition entwickelt. Den Veranstaltern geht es darum, sich im Advent bewusst Zeit zu nehmen und sich nicht in der Hektik des Alltags zu verlieren. „Es ist eine wichtige Zeit, in der wir uns besinnen wollen und auf Weihnachten vorbereiten“, sagt Ulrike Heinrich, Pfarrerin in Sachsenweiler. Hier gibt es den Adventskalender schon einige Jahre, immer unter einem bestimmten Thema, dieses Jahr lautet es zum Beispiel „Frieden“. Doch es sei nicht immer einfach, genug Familien zu finden, die Treffen vorbereiten und vor ihrem Haus ausrichten wollen, so Ulrike Heinrich. Trotzdem sei es aber sehr wichtig für die Gemeinde. „Es geht auch darum, dass sich die Leute im Ort treffen und miteinander ins Gespräch kommen“, erklärt sie. Zu diesem Zweck gebe es in Sachsenweiler nach jeder Andacht Punsch. Sie lege auch Wert darauf, dass der Adventskalender für alle zugänglich sei: „Man muss nicht in einer Kirche sein, die Andachten sind auch für alle, die sich keiner Gemeinde zugeordnet fühlen.“

In Maubach findet der lebendige Adventskalender schon im zehnten Jahr in Folge statt. Vom 1. bis zum 23. Dezember treffen sich die Teilnehmer jeden Tag um 18 Uhr auf dem Schulhof der Grundschule, um sich von einem Stern, der zum jeweiligen Haus in Maubach getragen wird, führen zu lassen. Hier gibt es kein übergeordnetes Thema, die ausrichtenden Familien können selbst entscheiden, welche Geschichte gelesen und welche Lieder gesungen werden sollen. „Das ist aber nicht nur was für Kinder, auch ältere Leute kommen oft“, sagt Carmen Walter, die Organisatorin und Gemeindereferentin der katholischen Kirche. Sogar Jugendliche und Erwachsene kämen sehr gerne dazu. „Ein älteres Paar war jahrelang jeden Tag dabei“, erzählt Walter. „Sie haben immer gesagt, dass sie herkommen, um sich hier ihre Weihnachtsstimmung abzuholen.“ In Maubach gehört der lebendige Adventskalender schon zur Vorweihnachtszeit dazu, je nach Tag kämen zwischen 25 und manchmal bis zu 40 Teilnehmer.

Ein anderer Adventskalender beschränkt sich auf das Gebiet der Maubacher Höhe. Dieser findet dieses Jahr zum ersten Mal statt. „Da dort viele Familien leben, dachten wir, das müsste doch funktionieren“, sagt Daniela Mangold, die Mitorganisatorin. Und das hat es: Sehr schnell hätten sich Gastgeber für alle 23 Tage gefunden. Das Besondere an diesem Adventkalender: Die Geschichte ist zusammenhängend und setzt sich jeden Tag an einem anderen Haus fort. „So kann man sich täglich auf ein neues Kapitel der Geschichte freuen.“

Ein Adventskalender bietet ein besonderes Programm

Noch ein Adventskalender hat seine Stationen über ganz Backnang und Weissach im Tal verteilt. Auch er findet dieses Jahr zum ersten Mal statt und unterscheidet sich etwas von den bekannten Adventskalendern. Denn obwohl Kinder durchaus willkommen seien, richteten sich die Veranstaltungen hier eher an Erwachsene, so Initiatorin Marion Scheffler-Duncker. „Die Idee war, dass wir durch den Adventskalender mehr über Weihnachten reden und zum Beispiel Flüchtlingen so erklären, was das Fest des Friedens eigentlich ausmacht. Deshalb heißt das Thema bei uns auch ,Erzähl mir von Frieden und Gerechtigkeit‘“, erklärt sie. Hier sind die Stationen weniger Privathäuser, sondern mehr Vereine und Treffpunkte, die sich auf ihre eigene Art mit dem Thema auseinandersetzen. So habe der Theaterkreis Backnang ein kleines Theaterstück vorgeführt oder die Gemeinschaftsschule ein Chorstück und einen Poetry Slam eingeübt. „Überall wird die Bedeutung von Weihnachten mit ganz eigenen Methoden vorgestellt.“ Die Resonanz sei bisher sehr positiv, so Scheffler-Duncker, auch die Erwachsenen bekämen durch die kurzen Veranstaltungen eine Möglichkeit zum Durchatmen und Zurücklehnen in der stressigen Vorweihnachtszeit.

Einen weiteren lebendigen Adventskalender gibt es in Kleinaspach. Hier laden der CVJM und die Kirchengemeinde ein, um die Adventszeit in der Gemeinschaft besinnlicher erleben zu können.

Wer wissen will, wo an welchem Tag im Dezember ein Türchen im lebendigen Adventskalender geöffnet wird, muss mit offenen Augen durch die eigene Nachbarschaft gehen. Denn an den großen Zahlen in geschmückten Fenstern oder an Haustüren lässt sich erkennen, wo die nächste Andacht stattfindet.

Info
Wann und wo?

Wo an welchem Tag in der eigenen Nachbarschaft ein lebendiger Adventskalender stattfindet, können Interessierte ganz einfach online und bei den jeweiligen Organisatoren der Gemeinden erfahren.

Maubach: www.katholisch-backnang.de/2019/11/10; Gemeindereferentin Carmen Walter

Backnang/Weissach im Tal: www.scheffler-duncker.de/index.php/asyl-arbeit/aktion-lebendiger-adventskalender-2019; Diakonin Marion Scheffler-Duncker

Sachsenweiler: www.ev-kirche-sachsenweiler-steinbach.de/lebendiger-adventskalender; Pfarrerin Ulrike Heinrich

Maubacher Höhe: www.katholisch-backnang.de/lebendiger-adventskalender-in-backnang-sued; Daniela Mangold

Kleinaspach: www.kirche-kleinaspach.de; Susanne Rein

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Erstellt:
6. Dezember 2019, 06:00 Uhr

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