Papstwahl im Vatikan
Wo schlafen die Kardinäle während des Konklaves?
Während des Konklaves sind die Kardinäle von der Außenwelt abgeschottet – auch nachts. Doch wo verbringen sie ihre Nächte? Ein Blick in das Gästehaus Santa Marta zeigt: Es wird eng, aber historisch bedeutsam.

© IMAGO / ABACAPRESS
In diesem Zimmer der Santa Marta - Suite 201 - wird während der Konklave niemand schlafen. Es darf erst durch den neuen Papst bezogen werden.
Von Katrin Jokic
Wenn ein Papst zurücktritt oder stirbt, beginnt im Vatikan ein uralter, streng regulierter Prozess: das Konklave. Dabei versammeln sich alle wahlberechtigten Kardinäle in der Sixtinischen Kapelle, um in geheimer Abstimmung einen neuen Papst zu bestimmen.
Während dieser Zeit herrscht völlige Abgeschiedenheit – kein Kontakt zur Außenwelt, keine Mobiltelefone, keine Medien. Die Kardinäle leben und arbeiten in einer abgeschirmten Sphäre, die auf höchste Diskretion und geistliche Konzentration ausgerichtet ist.
Untergebracht im Gästehaus Santa Marta
Während des Konklaves sind die Kardinäle im Gästehaus Santa Marta (offiziell Domus Sanctae Marthae) untergebracht. Das Gebäude liegt nur wenige Gehminuten von der Sixtinischen Kapelle entfernt – innerhalb der Mauern der Vatikanstadt. Schon bei den Konklaven 2005 und 2013 diente das Haus als Unterkunft für die wahlberechtigten Kirchenmänner. Auch bei der aktuellen Papstwahl 2025 ist es wieder Dreh- und Angelpunkt des Geschehens.
Santa Marta aus der Luft. Bild: J Csiba/ Shutterstock
Die Domus bietet 106 Suiten und 22 Einzelzimmer – theoretisch genug für viele, aber nicht für alle: Denn in diesem Jahr nehmen 133 Kardinäle teil, so viele wie nie zuvor. Daher müssen einige Geistliche auf das benachbarte Gebäude Alt Santa Marta ausweichen. Hinzu kommt, dass eines der Zimmer – die Suite 201 – während des Konklaves versiegelt bleibt: Sie war die Wohnstätte von Papst Franziskus und darf erst durch seinen Nachfolger wieder betreten werden.
Abgeschirmt und doch lebendig
Die Bedingungen im Gästehaus sind streng: Fenster werden versiegelt, Fernseher und Zeitungen sind tabu, elektronische Geräte müssen abgegeben werden. Dennoch ist Santa Marta weit mehr als nur ein Ort zum Schlafen. Zwischen den Wahlgängen entstehen hier Gespräche, Allianzen – vielleicht sogar die entscheidenden Impulse für die Papstwahl. In Speisesaal, Kapelle oder auf den Fluren kommt es zu Begegnungen, aus denen kirchengeschichtliche Entscheidungen erwachsen können.
Wissenswertes über die Domus Sanctae Marthae
Die Domus Sanctae Marthae entstand zwischen 1992 und 1996 auf dem Gelände eines früheren Hospizes und Krankenhauses, das bereits 1884 von Papst Leo XIII. gegründet worden war. Architektonisch schlicht, aber funktional, bietet das fünfstöckige Gebäude alles, was man für einen abgeschiedenen Aufenthalt braucht: eigene Bäder in jedem Zimmer, eine hauseigene Kapelle, Gastronomie sowie praktische Dienste wie eine Wäscherei.
Der Betrieb des Hauses wird von der Genossenschaft der „Töchter der christlichen Liebe vom heiligen Vinzenz von Paul“ organisiert – einer Gemeinschaft, die sich traditionell der Pflege und Gastfreundschaft widmet. Auch während des Konklaves sind medizinisches Personal und Servicekräfte im Einsatz, allerdings ebenfalls unter strengen Geheimhaltungsregeln.
Santa Marta – nicht nur ein Gästehaus
Das Gästehaus ist längst nicht nur ein Rückzugsort für Kardinäle während der Papstwahlen. In konklavefreien Zeiten dient es als Unterkunft für offizielle Gäste des Vatikans und Mitglieder der Römischen Kurie. Papst Franziskus machte das Gebäude sogar zu seinem dauerhaften Wohnsitz – aus Bescheidenheit und dem Wunsch, näher an den Menschen zu sein.
Nach seinem Tod im April 2025 wurde der Leichnam von Papst Franziskus zunächst in der Kapelle von Santa Marta aufgebahrt – ein symbolträchtiger Ort, an dem sich nun auch die Geschichte seiner Nachfolge entscheidet.