Wörner bringt seinen letzten Etat ein

Das 300 Seiten starke Zahlenwerk für das Jahr 2021 enthält einige wichtige Maßnahmen wie die Sanierung der Rudersberger Straße in Heutensbach und den räumlichen Ausbau der Kinderbetreuung in der Gemeinde Allmersbach im Tal.

Wörner bringt seinen letzten Etat ein

© Alexander Becher

Von Bernhard Romanowski

ALLMERSBACH IM TAL. Niemand ließ sich etwas anmerken, aber ein kleines bisschen Wehmut schwebte doch im Raum, als jüngst der Allmersbacher Gemeinderat in der Turn- und Versammlungshalle tagte. Der wohl wichtigste Punkt auf der Tagesordnung: der Haushaltsplan der Gemeinde für das Jahr 2021. Das ist gemeinhin ein sperriges, weil zahlenlastiges Thema mit vielen in Amtsdeutsch gehaltenen Formulierungen. Doch diesmal kam eine emotionale Komponente hinzu: Es ist nämlich – nach über zwei Jahrzehnten – das letzte Mal, dass Bürgermeister Ralf Wörner den Etat seiner Kommune einbringt.

„Dies ist mein letzter Haushalt. In 42 Jahren Verwaltungsarbeit habe ich 15 Stück als Kämmerer und 21 als Bürgermeister eingebracht“, ließ Wörner die Ratsmitglieder wissen, denn ab Mai wird Patrizia Rall als neu gewählte Bürgermeisterin fortan für die Haushaltseinbringung zuständig sein. Seinen ersten Haushaltsplan hatte Wörner im Jahr 1999 für das Jahr 2000 eingebracht. „Der war damals 200 Seiten stark und enthielt noch DM-Beträge. Heute ist er 300 Seiten dick“, so der Schultes weiter. Damals sei der Haushaltsplan noch kameral erstellt worden, heute sei er doppisch verfasst, so Wörner zum Wandel im kommunalen Rechnungswesen. „Als alter Kämmerer tut man sich immer noch schwer damit“, kommentierte das Gemeindeoberhaupt den Umstand, dass er die doppische Haushaltsdarstellung buchhalterisch nicht zielführend findet.

1999 habe das Haushaltsvolumen der Gemeinde Allmersbach im Tal 11,7 Millionen DM betragen. Heute seien es 10,4 Millionen Euro. Vor 22 Jahren habe die Kreditlast der Gemeinde bei 770000 Euro gelegen. Heute müsse die Gemeinde Kredite in Höhe von 1,7 Millionen aufnehmen. „Das liegt aber auch an der Dynamik im Kinderbetreuungsbereich. Der Betreuungsschlüssel hat sich in den vergangenen Jahren erhöht, und wir halten mehr Angebote in den Einrichtungen vor“, räumte der Bürgermeister ein. „Das bedauern wir nicht. Das liegt uns am Herzen.“

Auch habe die Gemeinde unter seiner Leitung in den letzten 20 Jahren kräftig investiert. Da seien die Sportanlagen im Bildäcker, das neue Bürgerhaus, der Bau des Rathauses und viele andere Dinge zu nennen. Allein aus eigener Kraft habe Allmersbach dies nie schaffen können, sondern nur mit Förderung von Bund und Land. Bei 990 DM habe die Pro-Kopf-Verschuldung 1999 in Allmersbach gelegen. Heute seien es 441 Euro. „Sie ist trotz des Finanztiefs 2009/2010 gesunken“, so Wörner in seinem Rückblick. Dennoch müsse er eingestehen, sein großes Ziel nicht erreicht zu haben: die Nullverschuldung. Die Kreditaufnahme sei auch diesmal wieder notwendig, um etwa die Sanierung der Rudersberger Straße in Heutensbach, den barrierefreien Umbau der Bushaltestellen und die Kitaerweiterung zu finanzieren. Gemeindekämmerer Fabio Hoffmann hätte die Zahlen in dem Planwerk für 2021 vorsichtig angesetzt. Es zeige sich nun, dass der Haushalt für das kommende Jahr rund zwei Millionen Euro besser ausfalle als veranschlagt. Ebenso erfreulich sei, dass die Ergebnisrechnung für 2020 wahrscheinlich auch erheblich besser ausfalle als angenommen.

Ein wenig Wasser in den Wein bringe indessen die Coronakrise mit den noch nicht absehbaren Folgen für das Steueraufkommen der Gemeinde in den nächsten Jahren, so Wörner. Die Europäische Union und ihre Mitgliedsstaaten gäben derzeit gigantische Summen aus, um etwa Firmenpleiten zu verhindern. Doch die Defizite müssten eben auch gedeckt werden. „Und wenn es dem Land schlecht geht, hält es sich gemeinhin an den Kommunen schadlos“, so der Allmersbacher Schultes.

Wörner dankte in der Sitzung nicht nur seinem Kämmerer sowie Ruben Jost von der Abteilung Finanzwesen für die Erstellung des Haushaltsplans, sondern auch seinem ganzen Team, insbesondere für die Bewältigung der Mehrbelastung durch die Coronapandemie. Hier sei Erstaunliches geleistet worden.

Auch dem Rat galt anschließend sein Dank für ein gutes Miteinander und einen fairen Umgang. Wörner: „Für mich war es eine erfüllte Zeit. Gehen Sie weiterhin so umsichtig mit den Finanzen der Gemeinde um.“

Der starke Anstieg der Schulden im Allmersbacher Etatplan 2021 ist der Übernahme der Turn- und Versammlungshalle als Eigenbetrieb in den kommunalen Haushalt geschuldet.

Der starke Anstieg der Schulden im Allmersbacher Etatplan 2021 ist der Übernahme der Turn- und Versammlungshalle als Eigenbetrieb in den kommunalen Haushalt geschuldet.

Insgesamt 17 Anträge

Jörg Adolph von der UWV-Fraktion wies darauf hin, dass einige bereits für 2020 bewilligte Anträge coronabedingt nicht umgesetzt werden konnten. Seine Fraktion hatte die Vergabe der Baumpflege im Gemeindegebiet an einen Fachbetrieb beantragt. Bislang konnten nur Maßnahmen zur Gefahrenabwehr durchgeführt werden. Auch die Einrichtung eines Walderlebnispfads am Sportpark hat die UWV-Fraktion beantragt.

Die NLAH-Fraktion brachte für den Etat 2021 unter anderem den Antrag ein, die Verwaltung möge Verhandlungen mit Carsharing-Anbietern aufnehmen, um das Angebot im Individualverkehr zu ergänzen, wie Eberhard Bauer ausführte. Ebenso stellte die Fraktion den Antrag auf Erstellung eines Katasters leer stehender Häuser und Wohnungen im Gemeindegebiet.

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Erstellt:
5. März 2021, 11:30 Uhr

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