Ex-Trigema-Chef in Podcast zu Gast

Wolfgang Grupp: „Ich kann jetzt nur noch auf das Ende warten“

Wolfgang Grupp war im Podcast von Youtuber Tim Gabel zu Gast. Als er auf seine altersbedingte Firmenübergabe angesprochen wird, ringt der Unternehmer nach Worten.

Wolfgang Grupp mischt auch nach der Firmenübergabe weiter bei Trigema mit. Die finalen Entscheidungen würden nun aber seine Kinder treffen.  (Archivbild)

© IMAGO/HMB-Media

Wolfgang Grupp mischt auch nach der Firmenübergabe weiter bei Trigema mit. Die finalen Entscheidungen würden nun aber seine Kinder treffen. (Archivbild)

Von Philip Kearney

Es kommt selten vor, dass Wolfgang Grupp nach Worten ringt. Doch genau das machte der ehemalige Chef von Trigema mehrfach im Podcast von Youtuber Tim Gabel. In dem rund 1,5 stündigen Gespräch zeigt sich der Unternehmer emotional wie selten – besonders, als der 83-Jährige auf die Übergabe seiner Firma an seine Kinder angesprochen wird. „Es war eine Entscheidung, die ich treffen musste“, so Grupp. Hätte er sie nicht selbst getroffen, wäre sie irgendwann für ihn getroffen worden.

Erst nach der Entscheidung sei ihm klar geworden, dass er im letzten Abschnitt seines Lebens sei, so Grupp. Der Unternehmer schluckt schwer und sagt dann: „Die Firma ist weggegeben, ich kann jetzt nur noch auf das Ende warten.“ Über den Tod mache er sich deutlich mehr Gedanken als noch in jüngeren Jahren. „Als Christ muss ich irgendwann Rechenschaft ablegen, ob ich das, was ich alles positiv gehabt habe, nur selbst genossen habe oder ob ich es auch an andere weitergegeben habe“, so Grupp.

Grupp bezeichnet sich als „egoistisch“

Als Podcast-Host Gabel einhakt, dass er bei einer Führung durch das Trigema-Werk dieses Gefühl bekommen hätte, reagiert Grupp sichtlich angefasst und droht, in Tränen auszubrechen. Mit teils gebrochener Stimme sagt er: „Wenn man meine Mitarbeiter fragen würde, wie zufrieden sie mit mir waren, glaube ich nicht, dass ich ein negatives Echo bekäme. Und das ist doch schön.“

Dabei bezeichnet sich Grupp selbst immer wieder als „egoistisch“. Im Podcast erklärt er auch wieso: „Ich tue das, was mir andere empfehlen, damit die dann die Verantwortung haben“, so Grupp. 90 Prozent seiner Entscheidungen als Chef seien nicht seine Entscheidungen gewesen, sondern Entscheidungen, die seine Mitarbeiter getroffen hätten.

Grupps Frau bezeichnete ihn einst als „Spinner“

Im Podcast spricht Grupp zudem über seine Zeit als Junggeselle – Grupp heiratet erst im Alter von 46 Jahren – und darüber, wie er seine Frau kennengelernt hat. „Ich bin ein begeisterter Junggeselle gewesen“, erinnert sich Grupp. Und weiter: „Im Alter von 40 Jahren habe ich geträumt, dass ich verheiratet bin – und bin schweißgebadet aufgewacht.“ Erst ein paar Jahre später sei ihm bewusst geworden, dass es wichtig sei, eine Familie zu haben. Sonst stelle sich irgendwann die Frage, wofür man das alles mache.

Auf die Frage, worauf er bei der Suche nach einer Frau geachtet habe, sagt Grupp gewohnt ehrlich: „Ich habe als Junggeselle gedacht, die sieht toll aus. Ob die was im Kopf hat oder nicht, war mir nicht so wichtig.“ Das habe sich geändert, als er nach der Frau fürs Leben gesucht hat. „Dann habe ich entschieden, sie muss von allem etwas haben.“

Er habe seine Frau auf der Auerhahnjagd im Steiermark kennengelernt und sie trotz des Altersunterschieds – sie war 19, er 44 – zu sich nach Burladingen eingeladen. Als die 19-Jährige wieder bei ihren Eltern gewesen sei, hätte sie Grupp als „Spinner“ bezeichnet – wie Grupp schmunzelnd erzählt. Sie hätte ihn jedoch so interessant gefunden, dass sie am Schluss geheiratet haben.

Grupp schwärmt von seiner Frau

Der Altersunterschied spielt für Grupp keine Rolle. „Wichtig ist, dass man sich aufeinander verlassen kann“, so Grupp. Mit gebrochener Stimme sagt er: „Ich weiß, dass sie an meiner Seite stehen würde, wenn ich morgen Probleme hätte.“

Er erzählt eine Anekdote, wonach er für eine Knie-OP drei Tage lang im Krankenhaus übernachten musste und seine Frau darauf bestand, mit ihm in der Klinik zu übernachten. „Das Gefühl zu haben, dass einen die Frau auch in schwierigen Zeiten nicht im Stich lässt, ist schön“, so Grupp. Das Gefühl versuche er auch seiner Frau und seinen Mitarbeitern zu geben.

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Erstellt:
10. Juni 2025, 14:36 Uhr

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