Wollen Discounter nur ein grünes Mäntelchen?
Biohändler ärgern sich über Offensive der großen Supermärkte
Handel - Viele Ketten bieten mittlerweile Bio-Artikel von Demeter & Co. an – das ruft viel Kritik in der Branche hervor.
Stuttgart Premium-Bioprodukte von Bioland, Naturland oder Demeter gibt es heute in fast jedem Supermarkt – erst vor Kurzem sindLidl und Biolandeine Kooperation eingegangen. Die Ökoverbände sehen darin die große Chance, raus aus der Nische zu kommen und Bioprodukte für alle zugänglich und erschwinglich zu machen.
Doch daran zweifeln viele Fachhändler, die lange Zeit wichtigste Abnehmer der Bioprodukte waren. Susanne Franz betreibt mit zwei weiteren Geschäftsführern in Balingen und Rottweil die Märkte „b2“ mit integrierten Bistros, einen Demeter-Hof und eine Gärtnerei. Für sie ist Bio mehr als nur die ökologische Erzeugung. Es gehe auch darum, sozial und fair mit den Bauern und Zwischenhändlern umzugehen. Und es gehe um ein regionales Wirtschaften.
Bio sei deshalb ein Grundsatz, ja fast eine Weltanschauung, während es bei den Discountern nur ein Label sei: „Bio und Nachhaltigkeit sind dort ein super Marketinginstrument, um Kunden zu locken und zu täuschen“, sagt Franz. Denn der Löwenanteil der Waren in den Discountern stamme weiter aus konventioneller Landwirtschaft; dabei würden die Ressourcen nicht geschont, der Preis spiele die Hauptrolle. Auch Sabine Deutscher, die Inhaberin von Rapunzel Naturwaren in Ludwigsburg, macht sich Sorgen. Zusammen mit drei weiteren Biomärkten – dem Leuchtkäfer in Ludwigsburg, dem Bioladen Müller in Hoheneck und der Sternschnuppe in Asperg – sieht sie vor allem diesen Unterschied zu den Supermärkten: „Wir entscheiden, was gut genug ist für unsere Regale, wir recherchieren die Hintergründe unserer Hersteller und bieten nur an, was allen unseren Kriterien entspricht.“ Die Discounter dagegen interessiere nur das „grüne Mäntelchen“.
Natürlich haben die Fachhändler eigene Interessen; sie fürchten, dass ihr Marktanteil weiter schwindet, und wehren sich dagegen. Schon heute werden 60 Prozent der Bioartikel über Supermarktketten vertrieben. Aber sie sind eben auch Experten im Ökomarkt und haben viele Fragen: Werden die Ökobauern unabhängig bleiben? Wo wird die Ware herkommen?
Elke Röder, die Geschäftsführerin des Bundesverbandes Naturkost und Naturwaren, hält die Kooperationen grundsätzlich für falsch: Es gehe bei Bio letztlich darum, dass die Menschheit sich an die planetaren Grenzen hält. Die Discounter hätten aber einen anderen Fokus. „Warum zahlen sie nicht für alle Produkte auskömmliche Preise?“, fragt Röder.