Wolters Fritten schmecken der Jury

Mit seiner Firma Frittenlove gewinnt der Ex-Sternekoch den Gründerpreis Rems-Murr – Produkte ab Herbst auch im Supermarkt

Vom Sternekoch zum Frittenverkäufer: Was wie ein beruflicher Abstieg klingt, entwickelt sich für Sascha Wolter zur Erfolgsgeschichte. Spitzenköche wie Tim Mälzer schwören schon lange auf die Edelfritten des Backangers, ab Herbst gibt es sie auch in Supermärkten zu kaufen. Beim Gründerpreis Rems-Murr der Kreissparkasse belegte der frühere Pächter der Backnanger Stuben jetzt mit seiner Firma Frittenlove den ersten Platz.

Sascha Wolter (rechts) freut sich über die Bestätigung: Mit seiner Firma Frittenlove hat er den Gründerpreis Rems-Murr gewonnen und bekommt dafür von Sparkassen-Vorstandsmitglied Ralph Walter einen Scheck über 4000 Euro. Foto: G. Habermann

© Gabriel Habermann

Sascha Wolter (rechts) freut sich über die Bestätigung: Mit seiner Firma Frittenlove hat er den Gründerpreis Rems-Murr gewonnen und bekommt dafür von Sparkassen-Vorstandsmitglied Ralph Walter einen Scheck über 4000 Euro. Foto: G. Habermann

Von Kornelius Fritz

KERNEN/BACKNANG. Über Essen reden, ist das eine, es selbst zu probieren etwas anderes. Deshalb hatte Sascha Wolter zur Präsentation seiner Geschäftsidee vor der Gründerpreis-Jury extra eine Fritteuse mitgebracht, um den Juroren seine außergewöhnlichen Kreationen zu servieren: Fritten in den Geschmacksrichtungen Kartoffel-Rösti, schwarzer Trüffel und Falafel. „Es war gewöhnungsbedürftig, aber es hat geschmeckt“, berichtete Jury-Mitglied Ralph Walter am Donnerstagabend bei der Preisverleihung auf dem Weingut Kern in Rommelshausen.

Wobei es nicht alleine der Geschmackstest war, der die Jury letztlich davon überzeugte, Wolters Firma Frittenlove den mit 4000 Euro dotierten ersten Preis zuzusprechen. Auch der Businessplan des 39-Jährigen war überzeugend. Das Produkt passe zum Zeitgeist, meinte Ralph Walter, der im Vorstand der Kreissparkasse Waiblingen sitzt. Immer weniger Menschen kochen heute selbst, auch in vielen Restaurantküchen herrscht Personalmangel. Der Markt für hochwertige Fertigprodukte dürfte daher wachsen. „Die Erfolgsaussichten sind aus unserer Sicht sehr groß“, sagte Walter.

Tim Mälzer gehörte zu
den ersten Kunden

Die Erfahrungen, die Sascha Wolter seit der Firmengründung vor zwei Jahren gemacht hat, sprechen jedenfalls dafür. Nachdem er seine Falafel-Fritten 2015 erstmals auf einem Streetfood-Festival in Stuttgart angeboten hatte und sie ihm dort förmlich aus den Händen gerissen wurden, hatte er die Marktchancen für seine Edelfritten ausgelotet. Anfangs produzierte er sie neben seinem Hauptjob als Pächter der Backnanger Stuben im Bürgerhaus. Die begeisterten Reaktionen seiner Koch-Kollegen ermutigten ihn 2017 aber schließlich, das Restaurant aufzugeben und sich ganz auf Frittenlove zu konzentrieren. „Wir haben unfassbar gutes Feedback bekommen“, erzählt Wolter. Zu den ersten Kunden gehörte Fernsehkoch Tim Mälzer, der die exklusiven Stäbchen bis heute palettenweise ordert.

In seiner Großküche in Oppenweiler produziert Wolter zurzeit mit neun Mitarbeitern jeden Monat sechs bis acht Tonnen Fritten für die Gastronomie. Doch dabei wird es nicht bleiben: Schon ab Oktober können Verbraucher die Frittenlove-Produkte auch im Supermarkt kaufen. Dann wird auf einen Schlag die zehnfache Menge benötigt, was die Kapazitäten in Oppenweiler sprengen würde. Deshalb hat der Erfinder eine Kooperation mit einem großen Kartoffelverarbeiter in der Nähe von Oldenburg vereinbart, der das Edel-Fastfood nach Wolters Rezepten produziert. Bis die industriell gefertigten Fritten, die auch im Backofen zubereitet werden können, den Qualitätsansprüchen des ehemaligen Sternekochs genügten, hat es allerdings ein halbes Jahr gedauert. Denn für Sascha Wolter stand von Anfang an fest: „Entweder machen wir es perfekt oder gar nicht“.

Inzwischen ist er mit dem Ergebnis zufrieden und freut sich auf die Markteinführung seiner Fritten, die für Endverbraucher sogar in fünf verschiedenen Geschmacksrichtungen angeboten werden: „Dass sich das so entwickelt, hätte ich nicht für möglich gehalten.“ Der Gründerpreis ist nun noch das Sahnehäubchen. Über die Auszeichnung freut sich Sascha Wolter nicht nur wegen der 4000 Euro Preisgeld. „Dass unsere Geschäftsidee und der Businessplan auch von den Experten bei einer Bank so positiv bewerten werden, beweist uns, dass wir auf dem richtigen Weg sind.“

Neben Sascha Wolter wurden im Rahmen des Sparkassen-Unternehmerforums in Rommelshausen noch vier weitere Jungunternehmer ausgezeichnet (siehe Infobox). Insgesamt hatten sich in diesem Jahr 19 Existenzgründer um den von der Kreissparkasse Waiblingen ausgeschriebenen Gründerpreis beworben. Gewinner seien letztlich alle Teilnehmer, meinte Ralph Walter. Denn wer sich um den Preis bewirbt, muss einen detaillierten Businessplan einreichen und sich dafür intensiv mit den Marktchancen seiner Geschäftsidee beschäftigen. Die Erfolgsquote unter den Wettbewerbsteilnehmern sei deshalb überdurchschnittlich hoch, berichtete der Sparkassen-Mann.

Auszeichnungen für vier weitere Gründer Info 2. Preis: Living Circles, Schorndorf Jurten heißen die traditionellen runden Zelte der Nomaden in Zentralasien. Krishna Saraswati, Felix Ziegenbein und Daniel Fels von der Firma Living Circles bauen Jurten als Bildungsräume, etwa für Kindergärten und Schulen. Der Vorteil: Die Hütten sind schnell aufgebaut, bieten aber dennoch Komfort und eine naturnahe Atmosphäre. Die Jury lobte das nachhaltige Gesamtkonzept sowie die innovativen und kreativen Lösungen. 3. Preis: JMS Abbruch, Weinstadt Jahrzehntelange Erfahrung in verschiedenen Unternehmen, verbunden mit fundiertem Fachwissen – das zeichnet Joachim Schmid, Max Bachteler und Stefan Treiber von JMS aus Weinstadt aus. Schwerpunkt der Firma sind Abbruch- und Rückbauarbeiten. Die Jury überzeugte das durchdachte Gesamtportfolio, die fundierten Fachkenntnisse und, dass von Beginn an Arbeitsplätze geschaffen wurden. 4. Preis: Hebammenhaus Backnang Das Geburtshaus in Backnang ergänzt die regionale Versorgung im Bereich Geburtshilfe, Schwangerschafts- und Familienbetreuung. Das Team um Nicole Strobel versteht sich als Begleiter und Unterstützer, die den Frauen mit Erfahrung und fachlichem Wissen bei einer Geburt zur Seite stehen. Die Jury würdigte das Versorgungsangebot vor Ort, ein zukunftsorientiertes Gesamtkonzept sowie das Know-how und die Erfahrung des Teams. 4. Preis: Illitec Gartentechnik, Urbach Landmaschinen und Gartengeräte waren schon immer die große Leidenschaft von Sam-Patrick Illison. Nach 15 Jahren Berufserfahrung und mit Meisterbrief in der Tasche, hat er nun seine eigene Firma für Mähroboter und Gartentechnik gegründet. Das umfangreiche Dienstleistungsangebot und die Tatsache, dass Automatisierung im Garten immer stärker nachgefragt wird, würdigte die Jury.
Kartoffel-Rösti, schwarzer Trüffel oder Falafel (von links): Die Fritten von Sascha Wolter sind alles andere als gewöhnlich.Foto: K. Fritz

Kartoffel-Rösti, schwarzer Trüffel oder Falafel (von links): Die Fritten von Sascha Wolter sind alles andere als gewöhnlich.Foto: K. Fritz

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Erstellt:
14. Juli 2018, 06:00 Uhr

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