Ghost of Yōtei im Test

Würdiger Nachfolger lockt auf einen blutrünstigen Rachefeldzug

"Ghost of Yōtei" ist erschienen: Der lang erwartete Nachfolger von „Ghost of Tsushima“ entfaltet einen blutigen Rachefeldzug. Welche Neuerungen bringt das Spiel?

Zäh und zornig: Die Kriegerin Atsu ist in Ghost of Yōtei auf einem persönlichen Rachefeldzug.

© Sony

Zäh und zornig: Die Kriegerin Atsu ist in Ghost of Yōtei auf einem persönlichen Rachefeldzug.

Von Lukas Jenkner

Bereits fünf Jahre ist es her, da begeisterte „Ghost of Tsushima“ die Freunde der fernöstlichen Kampfkunst mit einer geschmeidigen Mischung aus Schwert- und Schleich-Action, die überdies eine spannende Geschichte gekonnt erzählte. Nun ist der Nachfolger „Ghost of Yōtei“ erschienen und es stellt sich die Frage: Hat das Studio Sucker Punch die fast perfekte Mischung aus Kampf, Schleichen und Story auf den aktuellen Stand des Gameplays gebracht oder womöglich doch verschlimmbessert?

Atsus Rachefeldzug: Samurai-Action und neue Verbündete

Erzählt wird eine Rachestory ganz in der Tradition der japanischen Samuraifilme. Die junge Kriegern Atsu kehrt nach vielen Jahren in der Fremde zurück in ihre Heimat Ezo, um den Tod ihrer von einem abtrünnigen Samurai und seiner Bande brutal hingeschlachtete Familie zu rächen. Nach und nach knipst sie die Bösewichte aus und sammelt dabei nicht nur Waffen und Rüstungen ein, sondern auch eine Reihe von Verbündeten, die sie mit ihren Fähigkeiten unterstützen.

Eine reizvolle Neuerung: Einer dieser Verbündeter ist ein Wolf, der gelegentlich auftaucht und uns im Kampf hilfreich zur Seite steht, und den wir wie unsere Waffen und unser Pferd weiterentwickeln und stärken können. Mitten im Kampfgetümmel, wenn die Katanas blitzen und vor Blut triefen, ist der Wolf ein ums andere Lebensretter für uns gewesen.

Atsus Entwicklung: Heilbäder und Schreine in offener Welt

Wer „Ghost of Tsushima“ gespielt hat, wird sich im Nachfolger schnell zurecht finden. Wieder gilt es, in einer offenen Welt Schauplätze zu entdecken, um wahlweise die Handlung voranzutreiben oder Kämpferin Atsu weiterzuentwickeln, sei es mit Heilbädern zur Steigerung der Lebenskraft, mit Bambusständen, die die Konzentration verbessern, oder Schreinen, an denen wir mittels Kontemplation unsere Fähigkeiten wachsen lassen.

Die offene Welt von „Ghost of Yōtei“ ist lebendig, aber nicht überfüllt. Immer wieder stolpern wir über interessante Nebenmissionen oder einfach eine Horde prügelwütiger Rüpel, denen wir die Flausen austreiben. Die Orientierung kennen wir aus dem ersten Teil: Die Windrichtung zeigt uns, wohin es zu unserem nächsten Ziel geht; kleine Vögel, die vor unserer Nase herumflattern, führen uns zu bisher unbekannten Orten, an denen es etwas zu entdecken gibt. Das ist schön atmosphärisch und trägt zum Spielerlebnis bei.

Atsus Magie: Warum ist „Ghost of Yōtei“ so zauberhaft?

„Ghost of Yōtei“ ist wunderschön geraten. Schon der Vorgänger prahlte mit stimmungsvollen Landschaften, jetzt ist alles noch einmal ein bisschen hübscher. Dazu tragen gelungene Wettereffekte ebenso bei wie die lebendige Tierwelt. Manchmal macht es einfach Spaß, zur Dämmerung durch einen Fluss zu galoppieren und einen Schwarm Vögel aufzuscheuchen.

Atsus Fähigkeitenbaum ist angenehm schlank geraten, es gibt keine Erfahrungspunkte, die mühsam erspielt werden müssen, sondern jedes einzelne befreite Lager oder jeder entdeckte kleine Schrein beispielsweise bringen als Belohnung die Möglichkeit, die Fähigkeiten zu erweitern. Am Ende steht Atsu als voll entwickelte Kampfmaschine da, die sich wahlweise durch die Reihen der Gegner pflügt oder sie heimlich nach und nach aus dem Verkehr zieht.

Für eine besondere Atmosphäre sorgen wie im ersten Teil verschiedene Grafikmodi und Tonspuren, die als Reminiszenz an berühmte Regisseure gedacht sind. So kann „Ghost of Yōtei“ auf Japanisch mit der Optik alter Samuraifilme gespielt werden. Nicht unbedingt optimal für die Spielmechanik, aber auf jeden Fall stimmungsvoll. Ein anderer Modus liefert besonders viel Blut und Schlamm, womit bereits die Standardversion von „Ghost of Yōtei“ nicht spart.

Komfortabel wird das Spiel auch durch eine Vielzahl von Optionen, mit denen der Schwierigkeitsgrad sehr gut an die individuelle Spielweise angepasst werden kann.

Fazit: Bewährte Stärken und feine Verbesserungen

Wer von „Ghost of Tsushima“ begeistert war, kann bei „Ghost of Yōtei“ bedenkenlos zugreifen. Das Studio Sucker Punch hat die Stärken des Vorgängers beim Nachfolger behalten. Kleine Verbesserungen optimieren das Spielerlebnis, große neue Würfe im Spiel gibt es nicht, aber die mussten ja auch nicht sein. Einzig das Japan-Szenario scheint nach den Krachern „Ghost of Tsushima“, „Rise of the Ronin“ und zuletzt „Assassin’s Creed: Shadows“ eine kleine Atempause verdient zu haben.

„Ghost of Yōtei“ ist exklusiv auf der Playstation 5 erschienen und kostet 79,99 Euro.

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Erstellt:
17. Oktober 2025, 14:04 Uhr

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