Wunsch nach selbstverwalteten Räumen
Jugendliche haben die Bürgermeisterkandidaten im Jugendtreff in Weissach im Tal befragt und viele Anliegen vorgebracht. Manche Ideen der Bewerber gefielen, ein klares Meinungsbild konnte am Ende allerdings nicht erzielt werden.

© Jörg Fiedler
Die Jugendlichen haben sich eingehend mit ihren Wünschen für die Gemeinde Weissach beschäftigt und die Kandidaten in der Online-Runde damit konfrontiert. Foto: J. Fiedler
Von Klaus J. Loderer
Weissach im Tal. Wie die Kandidaten, die sich in Weissach im Tal als Bürgermeister oder Bürgermeisterin zur Wahl stellen, auch für die jüngere Generation da sein wollen, das konnten Jugendliche am Freitagabend prüfen. Im Jugendtreff hatten das Jugendreferat Weissach und der Kreisjugendring im Rahmen des Bundesprogramms „Demokratie leben!“ eine Vorstellungs- und Fragerunde organisiert. Die drei zu Befragenden waren ebenso online zugeschaltet wie die Projektreferentin Angelika Roth vom Kreisjugendring.
Moderator Luca Schneider, zweiter Vorsitzender des Kreisjugendrings, leitete die Veranstaltung souverän und gab nacheinander Lena Weller, Daniel Bogner und Daniel Gutmann Gelegenheit, sich vorzustellen. Auf Schneiders verschmitzte Frage, was sie denn im Alter von 15 Jahren werden wollten, bekannte aber nur Daniel Gutmann seinen Jugendtraum Pilot. Mit der Frage nach der Förderung der Jugendarbeit konnten sich die Kandidaten in das Thema finden. Bogner möchte ein Bindeglied zwischen Rathaus und Jugendlichen schaffen in Form eines Kinder- und Jugendgemeinderats. Weller wünscht sich konkrete Ideen der Jugendlichen und Gutmann möchte Kinder und Jugendliche mit in Entscheidungsfindungen einbeziehen. Besonders einsetzen möchte sich Gutmann für einen Pumptrack, also eine Mountainbikeanlage, Bogner für ein Treffen mit Jugendlichen und Weller für selbstverwaltete Räume und ein interkommunales Jugendparlament.
Nun ergriff auch einer der Jugendlichen die Gelegenheit zu einer Frage. Julian wollte wissen, wie die Kandidaten zu Graffitiprojekten stehen. „Wenn es eine graue Wand gibt, könnte man diese gemeinsam gestalten“, war die spontane Idee Lena Wellers. Gutmann könnte sich das in Verbindung mit dem Skaterpark vorstellen und Bogner hatte die Idee, ein Abbruchhaus temporär für Graffiti freizugeben.
Max wollte wissen, ob man neue Spielplätze plane. Daniel Gutmann erinnerte an den bereits geplanten Wasserspielplatz. Weller möchte bestehende Spielplätze attraktiver machen. Als Lieblingsplätze in Weissach nannten Gutmann und Weller den Grillplatz Forche und Bogner den Sportplatz des SV Unterweissach.
Bei der Frage nach Einkaufsmöglichkeiten in den Ortsteilen hatte Bogner zwar noch die Idee, mit Fördermitteln ein historisches Haus zu sanieren und darin ein Angebot zu schaffen, Weller war dagegen sehr skeptisch, ob sich dort ein Laden lohnen könnte. Und Gutmann verwies auf ein Angebot mit Automaten. Dass sich die Jugendlichen aber gerade einen Anlaufpunkt wünschen, widersprach Moderator Schneider prompt.
Einen Bus nach Wattenweiler regte Enrico an. Weller erläuterte, dass der ÖPNV mit den anderen Gemeinden abgestimmt werden müsse. Den Einsatz des E-Busses als Schulbus für die Kinder könnte sich Gutmann vorstellen. Bogner betonte, dass für einen Linienbus der VVS überzeugt werden müsse, dass aber für Schülerbeförderung Zuschüsse möglich seien.
Luca Schneiders abschließende Frage erlaubte dann ein Schlussstatement der Kandidaten. Dass er die Vorgänge in einem Rathaus kenne, betonte Daniel Bogner: „Da weiß ich sehr gut Bescheid.“ Er versprach im Falle seiner Wahl eine Begehung mit Kindern und Jugendlichen. Daniel Gutmann möchte Politik zum Anfassen machen: „Ich denke, dass ich authentisch bin und möchte euch einbeziehen.“ Lena Weller bezog sich auf ihre Erfahrung in Verwaltung und Leitung, erklärte, dass sie mit offenen Ohren an die Arbeit gehen möchte und fasste zusammen: „Ich kenne Weissach.“
Ihre Eindrücke diskutierten die Jugendlichen mit Jana Kriegel und René Schilke vom Jugendreferat. Die Meinungen gingen weit auseinander. Daniel Bogner hatte sich zwar als erfahrener Verwaltungsmann präsentiert, doch hätten sich die Jugendlichen bei ihm und bei Lena Weller einen angepassteren Wortschatz gewünscht. „Die reden Fachchinesisch“, war ein ungeschminkter Kommentar. Daniel Gutmann nahmen einige Jugendliche das Interesse an Kindern ab, weil er eigene Kinder hat und darum ihre Probleme kennt: „Bürgernähe ist wichtig, nicht nur Fachkompetenz.“ Andere Jugendliche zeigten sich beeindruckt von Lena Wellers Leitungserfahrung. Doch hat die Veranstaltung nicht bei allen zur Klarheit beigetragen: „Vorher war ich mir meiner Meinung sicher, jetzt weiß ich nicht mehr, wen ich wählen soll.“ Sogar ein „Mich hat keiner überzeugt“ war zu hören. Die größte Resonanz fand die Idee einer Waldhütte oder eines Bauwagens als selbstverwalteten Bereich für Jugendliche. Wie man so etwas verwalten und pflegen könnte, darüber wurde noch eingehend diskutiert.