Zehn Container mit Müll gefüllt

Mehr als 1100 fleißige Schüler und Helfer packen bei der 34. Flurputzete im Stadtgebiet Backnang und in den Teilorten mit an

Frühjahrsputz für die Landschaft: Viele Freiwillige, Mitglieder von Vereinen und Familien mit Kindern haben sich an der 34. Flurputzete beteiligt. Bürgersteige, Bäche, Felder, Wiesen, Flussläufe – überall sah man am Samstag in Backnang und seinen Stadtteilen die Helfer in gelben Warnwesten, mit Greifzangen und Müllsäcken in der Hand, die bei der Reinigungsaktion aktiv waren.

Ein verbogenes und verschmiertes Umleitungsschild, das im Acker lag, und ein dunkelblauer Schal, der um die Laterne gewickelt war – dies sind nur zwei Beispiele von weggeworfenen Hinterlassenschaften, die die freiwilligen Helfer bei der Putzete gefunden haben. Foto: A. Becher

© Pressefotografie Alexander Beche

Ein verbogenes und verschmiertes Umleitungsschild, das im Acker lag, und ein dunkelblauer Schal, der um die Laterne gewickelt war – dies sind nur zwei Beispiele von weggeworfenen Hinterlassenschaften, die die freiwilligen Helfer bei der Putzete gefunden haben. Foto: A. Becher

Von Yvonne Weirauch

BACKNANG. Fährt man am Samstag durch Heiningen – und andere Backnanger Stadtteile – fallen einem einige Bauwagen des Bauhofs und viele blaue Säcke am Straßenrand auf. Menschen mit großen Zangen und Handschuhen durchkämmen das Gelände. Es ist wieder Murr-, Bach- und Flurputzete – bereits die 34. Und die ist nötig, denn zu viel Unrat wird beispielsweise achtlos aus fahrenden Autos geworfen, auf dem Acker oder auf der Wiese abgeladen.

Es windet. Es ist frisch. In der Nacht auf Samstag hat es geregnet. Aber das ungemütliche Wetter hält die vielen Bürger nicht davon ab, sich für den Frühjahrsputz in der Stadt starkzumachen. Sogar SWR-4-Moderator Matthias Methner weist um 8.25 Uhr im Radio auf das „Putzen vor der Tür in Backnang“ hin: „Also auf geht’s! Sie haben noch eine halbe Stunde Zeit, nach Backnang zu kommen und mitzuhelfen.“ Unter anderem in Maubach, Strümpfelbach, Waldrems, Germannsweiler, Schöntal, Steinbach, Sachsenweiler und Heiningen liegen um 9 Uhr Müllsäcke und Warnwesten für die Helfer bereit. Insgesamt 355 Teilnehmer versammeln sich am Morgen mit festem Schuhwerk und Greifzangen an den jeweiligen Treffpunkten.

Eine Aktion für und mit

der Bürgerschaft

Während sich Oberbürgermeister Frank Nopper in Maubach an der Putzaktion beteiligt, schließt sich Baudezernent Stefan Setzer mit Tochter Hannah in Heiningen dem Reinigungstrupp an. Mehr als 20 Helfer treffen sich dort vor dem Rathaus. „Alles abmarschbereit?“, wird in die Runde gefragt und los geht’s. Zuerst die Bietigheimer Straße entlang zum Spielplatz. Auf dem Weg, an der Straße und in Büschen liegen zum Teil zerknüllte, zum Teil nasse Zeitungsseiten verteilt – diese wurden jedoch nicht absichtlich weggeworfen, wie mit einem Blick zu erkennen ist. Sie sind Opfer des Windes und Regens geworden und werden jetzt mit der Greifzange gepackt und in den Müllsack gesteckt. Groß ist die Beteiligung der Vereine, Institutionen und Gruppen. In Heiningen sind beispielsweise Mitglieder des Luftsportvereins dabei, ebenso Kameraden der Feuerwehr. „Toll, dass so viele mitmachen“, freut sich Stefan Setzer, der mit anpackt. Es solle eine Aktion für und mit der Bürgerschaft sein: „Ziel ist es, das Bewusstsein zu schärfen, dass man das, was man wegwirft, auch wieder aufräumen muss.“

In Heiningen klauben der bald achtjährige Bastian und seine Schwester Jule diverse Kaugummipapierchen, Dosen und Papierschnipsel auf. Obwohl Jule an diesem Tag Geburtstag hat und fünf Jahre alt wird, hilft sie engagiert beim Aufräumen mit. Auf die Frage, warum sie an ihrem Geburtstag nicht lieber zu Hause ist, sagt sie überzeugt: „Weil ich mich dafür entschieden habe. Und außerdem feier ich heute Mittag, da bekomme ich Besuch. Alle meine Freundinnen kommen als Prinzessin.“

Vater Jochen Birk erzählt, dass die jährliche Flurputzete schon zum Ritual in der Familie geworden ist. Ganz bewusst möchte er seine Kinder an ein bewusstes Verhalten heranführen: „Sie sehen hier, wie sie es nicht machen sollen. Das, was man wegschmeißt, schadet der Umwelt. Und man muss es eben wieder wegräumen.“ Manchmal sei das Aufräumen aber auch frustrierend: „Weil man weiß: was man heute aufräumt, liegt morgen wieder da. Dann sieht es genauso aus, wie vor dem Aufsammeln.“ Selbst die fünfjährige Jule schüttelt den Kopf: „Was die Leute alles so wegschmeißen...“ Auf einem Acker werden noch Überbleibsel von Feuerwerkskörpern und Papierschnipsel gefunden, ebenso zerknüllte Taschentücher. Ein verbogenes und verschmiertes Umleitungsschild wird aus der Erde gezogen, und ein Schal entdeckt: „Den hat vermutlich jemand verloren, und der Finder hat ihn um die Laterne gebunden – und jetzt liegt er da“, sagt einer der Helfer.

Der Feuerwehrreinigungstrupp hat seine Müllsäcke hauptsächlich mit Bierflaschen, kleinen Wodkafläschchen und Dosen gefüllt, die alle in den Bachläufen und Gräben verteilt waren. „Was da alles zum Vorschein kommt, ist wirklich kaum zu glauben“, sagt einer der Feuerwehrmänner. Noch am Straßenrand sortieren sie Leergut und Abfall in die Tüten. Der Bauwagen kommt angefahren und bringt Nachschub von blauen Säcken. Besonders heftige Spuren habe die Wegwerfmentalität mancher Ignoranten im Gewerbegebiet Kuchengrund hinterlassen – insbesondere beim McDonald’s bücken sich die Helfer besonders oft nach herumliegenden Bechern und Tüten. Das sei fast jedes Jahr ein „Brennpunkt“. Ein weiterer Schwerpunkt habe sich auf der Anlieferstraße einer Abfallfirma gezeigt. Bis Mittag sind die Helfer beschäftigt. Am Ende lässt Roland Stampfl, Leiter des Bauhofs Backnang, wissen: Rund zehn in den Stadtteilen aufgestellte Container sind so gut wie voll. „771 Schüler hatten bereits vor den Ferien die Gehwege und Grünflächen von Abfall befreit“, berichtet Stampfl. Auch in dieser Woche werden Schüler nochmals Müll aufsammeln. Roland Stampfl und seine Kollegen sind erfreut, dass so viele Bürger bei der Aktion mitgeholfen haben: „Zu finden gibt es ja immer was.“ Schnapsflaschen, Bierflaschen, Dosen, Pappkartons, verpackte Essensreste – die Liste ist lang. „Außerdem haben wir einen Schlüsselbund in der Winnender Straße gefunden – ein Hausschlüssel und BMW-Autoschlüssel. Den hat sicher einer erst vor kurzer Zeit verloren, denn er ist nicht schmutzig“, sagt Stampfl und fügt hinzu: „Den gebe ich gleich im Fundbüro ab.“ Ebenso geben zwei neuwertige Fahrräder Rätsel auf, die in Maubach gefunden wurden: „Da müssen wir erst mal schauen, ob die gestohlen wurden.“ Was augenscheinlich immer mehr wird: die Unsitte, leere Coffee-to-go-Becher einfach in die Landschaft zu werfen. Unglaublich sei das, so Stampfl. Jeder denke, es sei nur eine Kleinigkeit, die er wegwirft, aber in der Masse sind es Müllberge.

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Erstellt:
11. März 2019, 06:00 Uhr

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