Zehntausende demonstrieren für Klimaschutz

dpa/lsw Freiburg/Stuttgart. Klimaschützerin Greta Thunberg hat im Südwesten Zehntausende Menschen auf die Straßen gebracht. Allein in Freiburg waren es der Polizei zufolge 20 000 Menschen. In Stuttgart zählten die Veranstalter noch mehr.

Teilnehmer einer Demonstration gehen durch die Straßen. Foto: Patrick Seeger

Teilnehmer einer Demonstration gehen durch die Straßen. Foto: Patrick Seeger

Mehrere Zehntausend Menschen sind im Südwesten für Klimaschutz auf die Straße gegangen und haben Politiker mit buntem, lautstarkem Protest zum Handeln aufgefordert. In Freiburg kamen nach Schätzung der Polizei am Freitag mehr als 20 000 Menschen zu Kundgebungen und einem Demonstrationszug durch die Innenstadt. Die Veranstalter zählten 30 000 Teilnehmer. Auch in Stuttgart sprachen die Veranstalter von 30 000 Teilnehmern. Die Polizei wollte sich hier zur Zahl der Demonstranten nicht äußern. In Karlsruhe fanden sich laut Polizei 11 000 und in Konstanz rund 10 000 Menschen ein.

„Das ist ein eindrucksvolles und starkes Signal der Bürger“, sagte der Freiburger Oberbürgermeister Martin Horn (parteilos). Die von Jugendlichen getragene Klima-Protestaktion Fridays for Future werde mittlerweile von allen Generationen mitgetragen.

Zu den Demos hatte die Bewegung diesmal nicht nur Schüler und Studenten aufgerufen, sondern auch Arbeitnehmer. Sie sollten sich an einem globalen „Klimastreik“ beteiligen. Gewerkschaften, Kirchen und Umweltorganisationen begrüßten den Aufruf. Arbeitnehmer, die an der Aktion teilnehmen wollten, mussten sich allerdings freinehmen oder vom Arbeitgeber die Erlaubnis einholen. Nach Angaben der Organisatoren gehörte der Südwesten am Freitag zu den Regionen mit den bundesweit größten Demonstrationen. Die Zahl der Teilnehmer sei vielerorts deutlich höher gewesen als erwartet.

Es herrschte eine ausgelassene Stimmung, sagte ein Polizeisprecher in Freiburg. Auseinandersetzungen habe es nicht gegeben. In den Innenstädten sei es zeitweise jedoch im Straßenverkehr zu größeren Behinderungen gekommen. In Stuttgart, Mannheim und Freiburg fuhren zudem zeitweise Stadtbahnen nicht, weil es wegen der Demonstrationen kein Durchkommen mehr gab.

Neben Kindern und Jugendlichen nahmen viele Erwachsene teil. „Hoch mit dem Klimaschutz, runter mit der Kohle“, „Klima ist wie Bier - warm ist's scheiße“ oder „Manches kann man langsam angehen, Klimapolitik braucht Tempo“ stand auf Plakaten. Die Schwedin Greta Thunberg, die die Protestbewegung angestoßen hatte, teilte beim sozialen Netzwerk Twitter Kommentare von Aktivisten aus zahlreichen Städten - auch aus Freiburg. „Liebes Klimakabinett, ihr habt euch mit den falschen angelegt...“ hatte das Bündnis Fridays for Future geschrieben.

In Stuttgart versammelten sich Tausende auf dem Schlossplatz, tanzten und trommelten. Auch viele Eltern, Studenten und Gewerkschaften beteiligten sich. „Wir haben jetzt schon Geschichte geschrieben“, sagte eine Organisatorin. Kein Thema sei so wichtig wie die Rettung des Planeten mit seinen mehr als sieben Milliarden Menschen. „Niemand braucht mehr eine Grundrente, wenn es ihn nicht mehr gibt“, sagte sie. Demonstranten blockierten bis in den späten Nachmittag Verkehrsknotenpunkte in der Landeshauptstadt blockiert. Autofahrer reagierten teils genervt und empört. Busse wurden teils als einzige Fahrzeuge durchgelassen. Eine Splittergruppe vom Aktionsbündnis „Kesselbambule“ blockierte zeitweise den Eingang zu einer Filiale der Deutschen Bank in der Stuttgarter Innenstadt.

In Freiburg marschierte unter anderem die Schauspielerin Irene Fischer aus der ARD-Fernsehserie „Lindenstraße“ mit. „Ich finde es wichtig, gemeinsam für diese wichtige und gute Sache einzutreten“, sagte sie. Dass die Klimaschutzaktion deutschlandweit auf eine derart große Resonanz stoße, mache ihr Mut: „Das ist gelebte Demokratie.“

Allein in Deutschland waren in Dutzenden Städten mehr als 500 Aktionen und Demonstrationen angemeldet. Die Protestbewegung fordert von der Politik mehr Ehrgeiz im Kampf gegen die Erderhitzung und die drohende Klimakatastrophe. Vor allem müsse gemäß dem Pariser Klimaabkommen die globale Erwärmung auf unter 1,5 Grad im Vergleich zur vorindustriellen Zeit eingedämmt werden.

Der Protest richtete sich auch gegen die Sitzung des Klimakabinetts am Freitag in Berlin. Der Ausschuss der Bundesregierung kündigte ein milliardenschweres Gesetzespaket zum Klimaschutz an. Viele Umweltorganisationen befürchten aber, dass die Maßnahmen nicht ausreichen, um die drohende Klimakatastrophe abzuwenden.

Zum Artikel

Erstellt:
20. September 2019, 17:09 Uhr

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen