Zeuge schildert spektakulären Zugriff

Raubüberfall auf Kirchberger Bäckerei und Metzgerei: Kunden verfolgen maskierten 39-Jährigen

Von Bernd S. Winckler

KIRCHBERG AN DER MURR/STUTTGART. In eindrucksvoller Weise schilderte jetzt vor dem Stuttgarter Landgericht ein Zeuge den Ablauf des Raubüberfalls vom 10. April dieses Jahres auf eine Metzgerei in Kirchberg an der Murr. Der 37-jährige Zeuge hatte den 39-jährigen Räuber, gegen den jetzt verhandelt wird, zusammen mit zwei weiteren Passanten auch in spektakulärer Art und Weise gefasst und der Polizei übergeben.

Zweiter Tag im Prozess gegen den Angeklagten, dem die Stuttgarter Staatsanwaltschaft einen vollendeten und bewaffneten Raubüberfall auf eine Kirchberger Bäckerei und einen weiteren versuchten Raub auf eine Metzgerei in Kirchberg vorwirft. Bei der zweiten Tat wurde der 39-Jährige allerdings gefasst. Der Täter hatte in der Metzgerei damals keine Beute machen können, weil Passanten und Kunden ihn daran gehindert und schließlich bei seiner Flucht verfolgten hatten.

Ein 37-Jähriger, der gerade von der Arbeit nach Hause kam, sagt vor der 17. Großen Strafkammer aus, er habe Schreie aus der Metzgerei vernommen. Dann habe ihn die Verkäuferin angesprochen und um Hilfe gebeten, was er sich nicht zweimal sagen ließ. Kurz entschlossen hechtete er dem immer noch maskierten Räuber hinterher, der sich gerade auf sein an einem Zigarettenautomaten abgestelltes Fahrrad schwingen und abfahren wollte. Er habe ihn jedoch rechtzeitig am Fahrrad festhalten können, wobei der Räuber ständig gewaltsam wegfahren wollte. Schließlich habe er es dann geschafft, sich loszureißen und abzufahren. Der Zeuge: „Ich rannte hinter ihm her.“

Unbeteiligte Autofahrer forderten: „Schlägert euch woanders!“

Inzwischen hatte ein Autofahrer den Vorfall zufällig beobachtet und ebenfalls bei der Festnahme des Maskenmannes mitgeholfen. Der 42-Jährige, der den ersten Zeugen auch persönlich kannte, kommt zu Hilfe. Es gibt zwischen dem Angeklagten und den Verfolgern mitten auf der Straße eine Schlägerei, wobei vorbeifahrende Autolenker sogar erbost gewesen seien und gerufen hätten: „Schlägert euch woanders!“ Letztlich wurde dann der Verdächtige nach weiteren fünf Metern Flucht festgehalten. Er hatte sein Fahrrad hingeworfen und wollte jetzt zu Fuß flüchten.

Mittlerweile war bei der Verfolgung auch ein Arbeiter einer nahen Baustelle beteiligt, sodass man den 39-Jährigen bis zum Eintreffen der Polizei an einer Hauswand fixieren konnte. Drei Polizeibeamte drückten den Mann dann zu Boden und legten ihm die Handschellen an. Man fand bei ihm nicht nur die als Maske dienende Sonnenbrille, sondern auch eine Schusswaffe, mit der er die Metzgereikassiererin bedrohen wollte.

Der Angeklagte selbst hatte bereits am ersten Verhandlungstag vor den Stuttgarter Richtern die beiden Überfälle zugegeben und ausgeführt, dass er die Beute aus dem Bäckereiraub in Höhe von 1282 Euro zum Teil für Drogen, teilweise aber auch einer Freundin für rückständigen Unterhalt für das gemeinsame Kind bezahlt habe.

Dem Gericht ist der Mann nicht unbekannt. Vor einigen Jahren wurde er wegen Rauschgiftbesitzes und -handels verurteilt. Damals stellte das Stuttgarter Landgericht fest, dass er auch Drogen an einen Minderjährigen abgegeben hatte. Verurteilungen wegen Betrugs und Diebstahls schlossen sich an. Die letzte ausgesprochene Bewährung ist inzwischen widerrufen worden.

Die Frage, ob die beiden jetzt angeklagten Raubtaten im Zustand eines Drogenentzugs oder Drogenrauschs begangen wurden, wird ein Sachverständiger beantworten. Es sind allerdings noch weitere Zeugenvernehmungen bis zum 20. Dezember angesetzt, ehe das Gericht ein Urteil verkündet.

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Erstellt:
11. Dezember 2018, 06:00 Uhr

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