Pavian-Debatte
Zoo sucht Haustiere zum Verfüttern
Ein dänischer Zoo nimmt Haustiere an und verwendet sie als Futter. Die Aktion sorgt für hitzige Debatten – wie schon die Tötung von Affen in Nürnberg.

© imago images / Arnulf Hettrich
Raubtierfütterung im Zoo.
Von Michael Maier
Bello und Hasi den Löwen zum Fraß vorwerfen statt ins Tierheim zu bringen oder illegal vor dem Urlaub auszusetzen? Der Zoo Aalborg in Dänemark hat mit einem Social-Media-Posting für Polemik gesorgt: Er ruft Haustierbesitzer dazu auf, ihre nicht mehr gewünschten Haustiere zu spenden, um sie als Futter für Raubtiere zu verwenden. Sogar Pferde werden in Aalborg angenommen, während die Wilhelma in Stuttgart zumindest keine Menschenaffen an die Löwen verfüttern will.
„In Zoos haben wir die Verantwortung, die natürliche Nahrungskette der Tiere nachzuahmen“, erklärt der Zoo in seinem Facebook-Beitrag. „Wenn ihr ein gesundes Tier habt, das aus verschiedenen Gründen wegmuss, spendet es uns gerne. Die Tiere werden von geschultem Personal schonend eingeschläfert und danach als Futter verwendet.“
„Kaninchen zu oft trächtig“
Die Resonanz auf das Angebot ist überraschend groß. Laut Zoo-Angaben wurden in diesem Jahr bereits 137 Kaninchen, 53 Hühner, 22 Pferde und 18 Meerschweinchen abgegeben. „Viele der Pferde sind entweder alt oder verletzt“, erklärte eine Zoo-Mitarbeiterin dem dänischen Sender TV2 Nord. Auch Kaninchen werden häufig abgegeben, „weil sie so oft trächtig sind“ und Besitzer mit dem Nachwuchs überfordert sind.
Henrik Vester Skov Johansen, Direktor des Aalborger Zoos, sieht darin eine Win-Win-Situation: „Es gibt viele, die das Interesse an ihren Haustieren verlieren, und dann können wir Menschen aus einer Zwickmühle herausholen.“
Tierschützer toben
Die Aktion hat jedoch eine heftige Kontroverse ausgelöst. Während Tierschützer die Praxis als „barbarisch“ oder „pervers“ bezeichnen, verteidigen Zoomitarbeiter sie als natürlich und nachhaltig. Zum Beispiel sei der europäische Luchs sei darauf angewiesen, ganze Tiere zu fressen. Knochen enthalten viel Kalzium, und das Fell wirke wie eine „Zahnbürste“, indem es Speisereste zwischen den Zähnen entferne.
Der Zoo Aalborg betont, dass nur gesunde Tiere angenommen werden, da kranke Tiere die Fleischfresser im Zoo krank machen könnten.
12 tote Paviane in Nürnberg
Ähnliche Praktiken sind in Zoos üblich, wenn auch zumeist weniger öffentlich. So hat der Nürnberger Tiergarten kürzlich zwölf Paviane getötet und an Löwen, Tiger und andere Raubtiere verfüttert. Andernorts werden überzählige Tiere wie Antilopen-Böcke oder Ziegen aus dem Streichelzoo mitunter den Raubtieren vorgeworfen.
Zoodirektor: „Löwen sind nicht vegan“
Arne Lawrenz, Direktor des Wuppertaler Tierparks, vertritt gegenüber dem WDR eine pragmatische Haltung: „Unsere Löwen werden nicht vegan. Sie brauchen Fleisch.“ Es gebe keinen vernünftigen Grund, Haustiere wie Pferde zu „verschonen“. „Die würden sonst einfach verbrannt werden.“ Radikale Tierschützer sehen das anders – sie stellen Zoos ganz in Frage, obwohl diese zur Erhaltung bedrohter Arten beitragen.