Zu bunt, zu teuer, zu kurz? Selfie-Museum dicht
Die Ende Mai eröffnete Wow-Gallery im Dorotheen-Quartier hat bereits wieder geschlossen.
Von Uwe Bogen
Stuttgart - Knallbunte Kulissen auf zwei Etagen, täuschend echte Requisiten aus der nachgebauten Businessclass eines Flugzeugs, ein Bällebad für Erwachsene – und alles mit dem Versprechen auf den perfekten Instagram-Moment: Mit großem Tamtam war Ende Mai im Dorotheen-Quartier in Stuttgart ein „Spielplatz für die Generation Instagram“ eröffnet worden. Doch der Glanz ist schnell verblasst. Schon nach drei Monaten und drei Wochen ist Schluss – das Selfie-Paradies wird abgebaut, bevor es richtig Fuß fassen konnte. Zum Start sprachen die Betreiber von einer angestrebten Dauer von mindestens einem Jahr als Pop-up – seit Montag aber räumen sie den Laden aus.
Das Konzept kam aus Berlin, wo das Museum erst nach fünf Jahren ging: ein schrill-buntes „Do-it-yourself-Studio“, wie Macher Torsten Künstler es lieber nennt. Die Wow-Gallery sollte Selfiejägern, Influencern sowie Profi-Fotografen einen Ort bieten, an dem spektakuläre Bilder entstehen. 30 Installationen, grelle Farben und interaktive Kulissen – alles darauf ausgelegt, möglichst viele „Wows“ zu entlocken. Doch jetzt ist eher ein „Hm“ daraus geworden.
Denn das Interesse hielt sich in Grenzen. Lag es an den Preisen? 19 Euro kostete der Eintritt, ein Familienticket schlug mit 57 Euro zu Buche. Für viele offenbar zu viel. Oder liegt es daran, dass der Trend zur Selbstdarstellung in künstlichen Erlebniswelten seinen Zenit überschritten hat? Wer heute digitale Aufmerksamkeit sucht, findet seine Bühne längst selbst – im Wald, in der S-Bahn, beim Cannstatter Volksfest oder auf den Hügeln Stuttgarts. „Selfie-Museum“ sei der falsche Begriff für seine Galerie, betonte der Betreiber Künstler, „aber er hat sich geprägt und nach ihm wird gesucht.“ Selfies im engeren Sinne habe es ohnehin selten gegeben: „Die Bilder entstehen in Teamarbeit.“
Jetzt aber ist Schluss. Der Store im Dorotheen-Quartier, in dem sich vor der Wow-Gallery ein Store von Diesel befand, kann nun neu angemietet werden. Wie es heißt, verhandelt Breuninger bereits mit möglichen Nachmietern und hofft auf eine Marke, die den regulären Mietpreis zahlt. Das frühe Aus der Wow-Gallery zeigt: Nicht alles, was im Internet funktioniert, taugt als Verdienstmodell im echten Leben.