Zu trocken und zu warm: Nierenerkrankung bei Forellen

dpa/lsw Langenargen. Nahezu flächendeckend leiden Forellen in jedem Bach oder Fluss in Baden-Württemberg unter dem Klimawandel. Darauf machte die Fischereiforschungsstelle von Baden-Württemberg am Mittwoch in Langenargen (Bodenseekreis) aufmerksam. Es sei bekannt gewesen, dass rückläufige Wasserstände und zu hohe Temperaturen die Fische direkt schädigten. Doch nun sind die Forscher einer neuen Krankheit auf der Spur, der gefährlichen, parasitären Nierenerkrankung PKD (englische Abkürzung für „Proliferative Kidney Disease“). Befallene Fische werden teilnahmslos, verfärben sich dunkel, der Bauch ist aufgetrieben.

Ein Angler zeigt seine gerade geangelte Forelle. Foto: Sina Schuldt/dpa/Symbolbild

Ein Angler zeigt seine gerade geangelte Forelle. Foto: Sina Schuldt/dpa/Symbolbild

Die Krankheit zeige sich meist nur indirekt und mit zeitlicher Verzögerung. Sie schädige die Forellen vor allem dann, wenn die Wassertemperaturen im Sommer mehrere Wochen über 15 Grad Celsius betrügen. Die Ergebnisse wurden in der Fachzeitschrift „Freshwater Biology“ veröffentlicht. Danach sind von der PKD nicht nur Forellen betroffen. Auch Äsche und Lachse seien von ihr bedroht.

Temperaturdaten der Forscher zeigen, dass sich diese Krankheit in einigen Forellenflüssen des Schwarzwaldes ausbreitete. „Insbesondere bei den nachwachsenden jungen Forellen können in solch einem Fall größere Verluste verzeichnet werden. In einem zu warmen Bach wachsen dann weniger Forellen nach und ihre Anzahl sinkt im Verlauf von mehreren Jahren kontinuierlich“, hieß es in der Mitteilung. Untersuchungen aus der Wutach zwischen Titisee und Blumberg über einen Zeitraum von 20 Jahren zeigten: Im noch kühlen Oberlauf erkranken die Fische zwar, aber sterben kaum. Im Mittel- und Unterlauf hingegen, wo es mittlerweile deutlich länger wärmer bleibt, können größere Bestandsverluste auftreten.

Wenn der Klimawandel weiter ungebremst fortschreite, werde es im Jahr 2070 möglicherweise nur noch in den Höhenlagen von Schwarzwald und Schwäbischer Alb Forellen in Baden-Württemberg geben. Neben den globalen Anstrengungen, um die Folgen des Klimawandels abzumildern, müsste auch lokal alles unternommen werden, um die heimischen Fischbestände nicht weiter zu gefährden.

© dpa-infocom, dpa:210421-99-291874/2

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Erstellt:
21. April 2021, 12:11 Uhr

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