CureVac darf Corona-Impfstudie mit Freiwilligen beginnen

dpa Tübingen/Langen. Gerade ist der Bund bei CureVac eingestiegen - nun testet das Tübinger Unternehmen seinen Impfstoff-Kandidaten gegen das Coronavirus an Menschen. Das zuständige Bundesinstitut gibt grünes Licht dafür.

Das Logo des biopharmazeutischen Unternehmens CureVac. Foto: Sebastian Gollnow/dpa/Archivbild

Das Logo des biopharmazeutischen Unternehmens CureVac. Foto: Sebastian Gollnow/dpa/Archivbild

Das Tübinger Unternehmen CureVac darf nun mit klinischen Tests seines Impfstoffkandidaten beginnen. Die Genehmigung dafür sei erteilt, hieß es am Mittwoch vom zuständigen Paul-Ehrlich-Institut (PEI) in Langen. Noch im Juni sollen im Rahmen der Phase-1-Studie erste Probanden geimpft werden.

Nach der Mainzer Firma Biontech ist CureVac das zweite Unternehmen in Deutschland, das einen Impfstoff testen darf. Weltweit laufen nach PEI-Angaben 130 Impfstoffprojekte, zehn Kandidaten befinden sich bereits in klinischer Prüfung, zwei in den fortgeschrittenen Phasen 2 und 3.

„Wir sind davon überzeugt, mit unserem Impfstoffkandidaten gegen Sars-CoV-2 auf dem richtigen Weg zu sein“, sagte Mariola Fotin-Mleczek, für Technologie zuständiges Vorstandsmitglied des Unternehmens. Die Tests an verschiedenen Tiermodellen seien erfolgreich verlaufen, der Wirkstoff rufe eine ausgewogene Immunantwort hervor.

CureVac arbeitet seit dem Jahr 2000 an der Entwicklung von mRNA-Therapien und bezeichnet sich selbst als Pionier auf dem Gebiet. Die Arbeiten am potenziellen Corona-Impfstoff hätten im Januar begonnen, hieß es. Er zählt zu den sogenannten genbasierten Impfstoffen und beruht auf einem mRNA-Molekül.

mRNA ist eine Art Botenmolekül, in dem die Bauanleitung zur Herstellung von Proteinen steckt. Für ihren Impfstoff haben die CureVac-Forscher mRNA mit der Bauanleitung für ein Protein der Hülle des Coronavirus versehen. Nach einer Impfung bilden die menschlichen Zellen dieses Protein. Der Körper erkennt es als fremd und beginnt, Antikörper sowie Abwehrstoffe dagegen zu bilden. „Die Immunantwort, die wir auslösen wollen, ist sehr ähnlich der natürlichen Immunantwort“, erläuterte Fotin-Mleczek.

An der genehmigten Phase-1-Studie sollen insgesamt 168 Probanden teilnehmen, von denen 144 geimpft werden. In dieser Phase wird vor allem die Sicherheit des Wirkstoffs geprüft und ob er tatsächlich eine Abwehrreaktion im Körper auslöst. Bestenfalls lägen im September erste Daten vor, sagte Franz-Werner Haas, Vorstandsmitglied von CureVac, bei einer Videopressekonferenz von PEI und CureVac.

Neben Testzentren in Hannover, München und im belgischen Gent führt das Tübinger Institut für Tropeninstitut die klinische Studie im Auftrag von CureVac durch. Sobald die zuständige Tübinger Ethikkommission ihr Einverständnis gibt, werden geeignete Probanden ausgewählt, sagte Studienleiter Peter Kremsner. Diese müssen zwischen 18 und 60 Jahren alt und gesund sein und zirka 50 Kriterien entsprechen - Raucher oder Allergiker werden beispielsweise nicht zugelassen. Das Interesse an einer Teilnahme scheint groß: Bei CureVac gingen nach Angaben eines Sprechers allein am Mittwoch 40 Bewerbungsmails ein, obwohl das Unternehmen selbst für die Rekrutierung der Probanden gar nicht zuständig ist.

Parallel zur klinischen Erprobung stellt das Unternehmen bereits große Mengen des Impfstoffs her. Die derzeitigen Produktionsanlagen ermöglichen eine Produktion von „Hunderten Millionen Dosen im Jahr“, wie Vorstandsmitglied Haas erläuterte. Eine weitere Produktionsanlage, die die Kapazität auf Milliarden Dosen erhöhen solle, befinde sich im Bau.

Am Montag hatte das Bundeswirtschaftsministerium bekanntgegeben, sich mit 300 Millionen Euro an dem Unternehmen zu beteiligen und rund 23 Prozent der Anteile zu übernehmen. Man wolle es so auch gegen eine mögliche Übernahme aus dem Ausland absichern. Auf Geschäftsentscheidungen wolle der Staat keinen Einfluss nehmen.

Die grün-schwarze Landesregierung zeigte sich erfreut, dass ein Unternehmen im weltweiten Chor jener, die einen Impfstoff entwickelten, mitspiele. Das werfe ein gutes Licht auf Baden-Württemberg als Hightech-Standort, teilte ein Sprecher am Mittwoch mit. „Wir haben in Tübingen die Biotechnologie auch mit großem Engagement der Stadt seit 20 Jahren gefördert. Ich freue mich, dass sich das jetzt auszahlt“, sagte der Tübinger Oberbürgermeister Boris Palmer (Grüne).

Als erstes deutsches Unternehmen hatte im April das Mainzer Unternehmen Biontech eine Genehmigung des PEI für eine klinische Studie erhalten.

Zum Artikel

Erstellt:
17. Juni 2020, 11:21 Uhr

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen