Zusammenhalt und Verständnis als Glücksrezept

Am heutigen Mittwoch feiern nicht nur Anna und Mathias Haas aus Backnang ihre diamantene Hochzeit – auch die Enkeltochter traut sich heute.

Anna und Mathias Haas sind heute auf den Tag genau 60 Jahre verheiratet. Im Garten halten sie sich besonders gerne auf. Foto: Jörg Fiedler

© Jörg Fiedler

Anna und Mathias Haas sind heute auf den Tag genau 60 Jahre verheiratet. Im Garten halten sie sich besonders gerne auf. Foto: Jörg Fiedler

Von Simone Schneider-Seebeck

Backnang. Am 7. Juni 1963 haben Anna und Mathias Haas eine wunderschöne Familientradition aus der Taufe gehoben – wenn ihnen auch damals noch nicht klar war, dass sich dieser Tag generationenübergreifend zu etwas Besonderem entwickeln würde. Heute vor 60 Jahren gab sich das Ehepaar das Jawort. 27 Jahre später tat die Tochter der beiden das Gleiche. Und am heutigen Mittwoch tritt nun mit der Enkeltochter die dritte Generation in den Stand der Ehe.

Eigentlich hätten sich Anna und Mathias Haas auch schon als Kinder treffen können. Ihre beiden Heimatdörfer in der Nähe der ungarischen Grenze im früheren Jugoslawien, in der Batschka, lagen nur wenige Kilometer voneinander entfernt. Anna Haas’ Onkel kannte die Familie ihres späteren Ehemanns sogar. Doch kennengelernt haben sich die beiden erst Jahre später im Ländle.

Beide hatten es zuKriegszeiten und danach schwer

Die Wege dahin waren unterschiedlich und nicht leicht. So musste die Familie der kleinen Anna damals in den letzten Kriegsmonaten mit Ross und Wagen die Heimat verlassen und floh nach Schlesien, wo auch ihre jüngere Schwester zur Welt kam. Einige Monate verbrachte die Familie dann auf einem ungarischen Hof, wo man schließlich genug Geld verdiente, um 1946 nach Deutschland weiterzureisen. Zuerst fand die Familie in Kurzach ihre Bleibe, 1954 schließlich in Backnang im eigenen Haus. Dass die Familie in dieser schweren Zeit zusammenbleiben konnte, das empfand Anna Haas immer als ein großes Glück. „Mir ist es immer gut gegangen“, sagt sie dankbar.

Mathias Haas musste als kleiner Junge Schreckliches erleben. Sein Vater und sein Großvater wurden 1944 von Partisanen erschossen, er selbst musste als Achtjähriger im Jahr darauf gemeinsam mit seiner Großmutter ins Internierungslager. 1946 gelang die Flucht. Über Ungarn und Österreich fanden sie schließlich den Weg nach Deutschland und lebten zunächst in Ödernhardt bei Winnenden. Bis zu ihrem Tod lebte Haas bei seiner Großmutter, 1959 zog er in ein Doppelhaus nach Nellmersbach, mit Tante und Onkel als direkten Nachbarn.

Und so sahen die beiden 1963 am Tag ihrer Hochzeit aus. Foto: privat

© Jörg Fiedler

Und so sahen die beiden 1963 am Tag ihrer Hochzeit aus. Foto: privat

Und in Nellmersbach trafen dann die beiden jungen Leute bei einer Tanzveranstaltung aufeinander. Die Funken flogen schnell, ein halbes Jahr später, am 7. Juni 1963, wurde geheiratet.

Zunächst wohnte das junge Ehepaar in Nellmersbach. Mathias Haas hatte nach seiner Sattler- und Tapeziererlehre eine Anstellung beim Turngerätehersteller Benz gefunden, wechselte dann jedoch zum Autobauer Daimler. 33 Jahre war er dort beschäftigt. Anna Haas arbeitete zunächst bei der Spinnerei Adolff in Backnang. Als die Tochter geboren wurde, waren die Eltern ihr eine große Hilfe und kümmerten sich um die Kleine, während sie auf Arbeit war. Doch nach der Geburt des Sohnes entschied sie sich, für die Kinder daheimzubleiben.

Das Jubiläumspaar liebt die Gartenarbeit

Da im Elternhaus schließlich eine Wohnung frei wurde, zog die Familie 1972 von Nellmersbach wieder nach Backnang. Bis heute lebt das Ehepaar hier, mittlerweile tun das auch drei der fünf Enkel.

Das Jubiläumspaar liebt die Gartenarbeit. Nicht nur, dass sich Anna und Mathias Haas mit Hingabe um den großen, fast verwunschen anmutenden Garten hinter dem Haus kümmern. Es gibt auch noch einen Schrebergarten, der nach Pflege verlangt. Und so sagt Mathias Haas auch schmunzelnd auf die Frage nach seinen Beschäftigungen in seiner Freizeit: „Meine Hobbys? Hauptsächlich Handlanger von meiner Frau.“

Ihre Blumen zieht Anna Haas selbst. Eine ganze Batterie wartet schon darauf, als Schmuck an seinen Bestimmungsort, das Vereinsheim des Backnanger Karnevals-Clubs, gebracht zu werden.

Doch das Wichtigste ist den beiden die Familie. Zwar mussten sie einige Schicksalsschläge in ihrem Leben verkraften, doch bei all dem hat die Familie immer zusammengehalten und war stets eng miteinander verbunden. „Wir haben schon liebe Kinder“, sagt Anna Haas liebevoll. Das Gemeinsame verbindet. Verständnis füreinander zu haben und stets gemeinsame Lösungen zu finden, das hat sich in den vergangenen sechs Jahrzehnten bei Anna und Mathias Haas bewährt.

Zum Artikel

Erstellt:
7. Juni 2023, 06:00 Uhr

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen

Lesen Sie jetzt!

Stadt & Kreis

Das beschäftigt Auenwald vor den Gemeinderatswahlen

In Auenwald zeichnet sich ab, dass ein Ausgleich des Haushalts 2024 nicht zu erzielen ist. Wie es in der Gemeinde weitergeht, will die Verwaltung zusammen mit den Gemeinderäten im Herbst klären.

Stadt & Kreis

Unerwartete Festnahme bei Motorradkontrolle

Zu Beginn der Motorradsaison kontrolliert die Polizei an der Sulzbacher Steige. Die Strecke ist zum Ärger der Anwohner bei Rasern sehr beliebt. Weniger geht es den Beamten dabei ums Bestrafen, vielmehr werben sie bei den Bikern für Sicherheit und Rücksichtnahme.