Anschlag in Pakistan
Zwölf Tote nach Explosion vor Gericht in Islamabad
Pakistan erlebt sei einer Weile einen Anstieg der Gewalt - nun wurde auch die Hauptstadt getroffen. Der Verteidigungsminister stellt fest: „Wir befinden uns im Kriegszustand.“
© Mohammad Yousuf/AP/dpa/Mohammad Yousuf
Bei dem Selbstmordanschlag kamen mindestens zwölf Menschen ums Leben.
Von red/dpa
Bei einem seltenen Anschlag in der pakistanischen Hauptstadt Islamabad sind nach Behördenangaben zwölf Menschen getötet worden. Bei dem Vorfall vor einem Bezirksgericht seien zudem 27 Personen verletzt worden, teilte ein Sprecher der Polizei mit. Pakistans Innenminister Mohsin Naqvi sprach in einer Fernsehansprache von einem Selbstmordanschlag.
Der Täter habe sich in der Nähe des Gerichts aufgehalten, sagte Naqvi. Aufgrund von Sicherheitsposten habe er jedoch nicht auf das Gelände der Behörde vordringen können. Er habe schließlich ein vorbeifahrendes Polizeiauto angegriffen. Nach Angaben eines Krankenhauses handelt es sich bei den Opfern mehrheitlich um Taxifahrer.
Ein Anwalt und Augenzeuge sagte der Deutschen Presse-Agentur: „Wir waren im Gericht, als wir eine ohrenbetäubende Explosion hörten. Alle gerieten in Panik und die Menschen rannten in alle Richtungen.“ Videos, die in den sozialen Medien verbreitet wurden, zeigen ein brennendes Auto und dichte Rauchwolken.
Anschlag bringt Verkehr zum Erliegen
In der Hauptstadt kam nach Angaben eines dpa-Reporters der Verkehr auf den Hauptverkehrsachsen zum Erliegen, nachdem die Sicherheitskräfte das Gebiet abgeriegelt hatten. Anwohner und Personen, die am Gericht waren, berichteten von chaotischen Szenen, als Krankenwagen und Polizei zum Ort des Geschehens eilten.
Zunächst reklamierte keine Gruppierung den Angriff für sich. Die Atommacht Pakistan erlebt seit einiger Zeit einen Anstieg der Gewalt seitens militanter Gruppen. Diese fanden jedoch seit längerer Zeit nicht mehr in der Hauptstadt statt. „Wir befinden uns im Kriegszustand“, schrieb der pakistanische Verteidigungsminister Khawaja Asif nach der Tat auf X. Auch Pakistans Premierminister Shehbaz Sharif verurteilte die Tat und sprach in einer Mitteilung seines Büros von einem Terroranschlag auf unbewaffnete Bürger.
Nach Angaben des pakistanischen Recherche-Instituts Zentrum für Recherche und Sicherheitsstudien (CRSS) gab es in dem südasiatischen Land bis September mehr als 2.400 Todesopfer durch Anschläge und Anti-Terroroperationen - so viele wie im gesamten Vorjahr. „Wenn sich der aktuelle Trend fortsetzt, könnte 2025 eines der tödlichsten Jahre des Jahrzehnts werden“, heißt es in dem Bericht.
Spannungen mit Nachbarland
Neben den pakistanischen Taliban (TTP), die trotz ideologischer Nähe unabhängig von den in Afghanistan herrschenden Taliban sind, sorgen auch Separatistengruppen immer wieder für Anschläge. Die TTP wies eine Verwicklung in den jüngsten Anschlag von sich.
Seit der erneuten Machtübernahme der islamistischen Taliban in Kabul 2021 hat sich außerdem die Beziehung zum Nachbarland Afghanistan massiv verschlechtert. Islamabad wirft Kabul vor, den TTP auf ihrem Boden Schutz zu gewähren, was Kabul zurückweist. Afghanistan warf Islamabad seinerseits Luftangriffe in der Hauptstadt Kabul im vergangenen Monat vor. Nach blutigen Grenzgefechten im Oktober kam es zu einer Waffenruhe und wiederholt zu Friedensverhandlungen - zu einer Einigung ist es zwischen den beiden Nachbarländern jedoch nicht gekommen.
Der jüngste Anschlag könnte die Spannungen weiter verschärfen. Auch könnte es zu neuen Spannungen mit dem Erzrivalen Indien kommen, da Pakistan der Atommacht vorwirft, die TTP ebenfalls zu stützen, was Neu-Delhi zurückweist.
