An vielen Stellschrauben wird gedreht

Footballer der Backnang Wolverines wollen professioneller arbeiten und den Super Bowl nutzen, um für ihre Sportart zu werben

Erst über die Zitterpartie der letztlich allerdings erfolgreichen Relegation sicherten sich die Backnang Wolverines in der vergangenen Saison den Verbleib in der Landesliga. Schon seit einigen Monaten bereiten sich die American Footballer wieder auf die neue Runde vor. Bis es im April losgeht, bleibt aber noch Zeit, um an verschiedenen Stellschrauben zu drehen und den Super Bowl zu nutzen, um für die eigene Sportart zu trommeln.

Tüftelt mit seinem Team bereits am Schlachtplan für die kommende Landesliga-Saison: Wolverines-Headcoach Michael Müller. Foto: T. Sellmaier

© Tobias Sellmaier

Tüftelt mit seinem Team bereits am Schlachtplan für die kommende Landesliga-Saison: Wolverines-Headcoach Michael Müller. Foto: T. Sellmaier

Von Simon Ferber

Dass ihr Team zwei Relegationsspiele bestreiten würde müssen, um nach dem Abstieg aus der Oberliga nicht noch durchgereicht zu werden, konnten sich die Verantwortlichen der Wolverines vor der abgelaufenen Spielzeit mit ihren 14 Partien kaum ausmalen. Warum es nicht optimal lief, dafür gibt es vielerlei Gründe. Headcoach Michael Müller resümiert: „Wir hatten schon in der Vorbereitung zwei Langzeitverletzte zu beklagen. Zum Saisonbeginn kamen weitere Verletzte dazu, die leider alle nicht vor Saisonende zurückkehrten.“ Zudem betont er, dass es im Football gerade in den letzten Jahren einen großen Wandel zum Professionellen gegeben habe. Nicht selten war es so, dass das Coaching- Team der Rivalen aus drei- bis viermal so vielen Leuten wie das eigene bestand. Für Martin Häuser, Spieler und zugleich Vorsitzender, gilt darüber hinaus: „Der Klassenunterschied zwischen der Landes- und Oberliga ist zwar da, aber nicht besonders groß. Nach einem Abstieg aus der Oberliga wäre es daher viel zu leicht zu sagen, dass man gleich wieder oben mitspielen wird.“

Der Ligaverbleib war im September der versöhnliche Abschluss der Vorsaison, danach gönnten sich die Footballer aus dem Murrtal nur zwei Wochen Pause. Anfang Oktober bat Müller zum Auftakt der Vorbereitung – unter anderem deshalb zeitgleich mit dem Start der National Football League (NFL) in den USA, um den einen oder anderen Sportbegeisterten zum Spiel mit dem Lederei zu bewegen. Die Kadergröße ist mit 35 bis 40 Mann derzeit zwar in Ordnung, kann aber bei Ausfällen rasch zum Problem werden. Das liegt auch daran, dass die Teams intern zweigeteilt sind und für die Offense wie auch für die Defense zumindest elf Akteure benötigt werden. Dazu kommen die Auswechselspieler, daher gilt: Umso mehr Spieler, desto besser. „Durch die steigende Anzahl lässt sich das Level hochhalten, zudem können sich die Spieler gegenseitig pushen“, erläutert der Wolverines-Vorsitzende Häuser.

Der Aufbau der einzelnen Trainingseinheiten hat sich in den letzten Jahren ebenso verändert wie das Pensum. Mittlerweile trainieren die Backnanger dreimal in der Woche: Montags und freitags findet Mannschaftstraining auf dem Kunstrasen in den Etzwiesen statt, mittwochs geht es in der Katharinenplaisirhalle vor allem um Verletzungsprävention und Athletikschulung. Letzteres hat im vergangenen Jahrzehnt zunehmend an Bedeutung gewonnen. Inzwischen sind Footballer beinahe gezwungen, neben den regulären Einheiten in das Fitnessstudio zu gehen. Ohne diese Extraschichten sei es schwierig, wegen des „stetig wachsenden Niveaus in der Liga zu bestehen“, macht Headcoach Müller deutlich.

Doppelgarage für Materiallagerung soll im Frühjahr endlich stehen

Einen weiteren Schritt in Richtung Professionalität sind die Wolverines bereits in puncto Videoanalyse gegangen. Ein spezielles Tool ermöglicht es den Trainern, den einzelnen Spielergruppen passende Videosequenzen zu den jeweiligen Positionen zu versenden. So können beispielsweise Taktiken und Laufwege eines jeden Spielers daheim nochmals verinnerlicht werden.

Sehr zufrieden sind die Macher mit den Bedingungen rund um die Heimspiele im Karl-Euerle-Stadion. Die Kooperation mit den anderen Vereinen, die den Platz auch nutzen, sowie mit der Stadt verlaufe einwandfrei. Im Frühjahr soll die schon lange ersehnte Doppelgarage tatsächlich stehen. „Bisher haben wir vor Ort kaum Lagerfläche, die Materialien werden stets von den Etzwiesen ins Karl-Euerle-Stadion transportiert“, schildert Häuser die Problematik, die nun aus der Welt geschafft wird.

Bis zum Landesliga-Start im April ist es noch eine Weile, ein Pflichttermin für jeden Footballfan steht kurz bevor. In der Nacht vom 2. auf den 3. Februar (0.30 Uhr, MEZ) steigt im Hard Rock Stadium in Miami der 54. Super Bowl, bei dem die Kansas City Chiefs auf die San Francisco 49ers treffen. Wie in den Vorjahren werden in Deutschland wohl wieder rund 1,4 Millionen Menschen mitten in der Nacht vor den Fernsehern sitzen. Die Wolverines veranstalten ein internes Event für Spieler, Funktionäre, Freunde und Verwandte, aber Häuser geht davon aus, dass „sich die meisten Footballbegeisterten vermutlich in kleineren Gruppen treffen, um gemeinsam den Super Bowl zu schauen“. Er hofft auf ein attraktives, spannendes Finale und traut den Gewinn der Vince Lombardi Trophy den 49ers zu. Einen echten Favoriten gibt’s aber nicht, denn wie bei allen Ballsportarten gilt auch beim Football die Weisheit: „Jedes Spiel beginnt bei 0:0.“

Info
Schnuppertraining

An zwei Freitagen nach dem Super Bowl (7. und 14. Februar, 20 Uhr, Kunstrasenplatz Etzwiesen) bieten die Wolverines für alle Footballbegeisterten und diejenigen, die es vielleicht noch werden wollen, unverbindliche Schnuppertrainingstage an. Eingeladen sind Jugendliche ab zehn Jahren und auch Erwachsene. Es geht den Coaches darum, einen ersten Einblick in die Sportart zu vermitteln. Mitzubringen sind nur eine dem Wetter angepasste Sportbekleidung und etwas zum Trinken.

Schon am morgigen Sonntag ab 15 Uhr findet im Vereinsraum der TSG Backnang 1846 auf dem Hagenbach (Größeweg 20) die Jahreshauptversammlung der Wolverines statt. Auf der Tagesordnung stehen unter anderem die Berichte des Vorstands und des Kassenwarts, die Wahl des Kassenprüfers und die Diskussion über die Finanzplanung für das Jahr 2020.

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Erstellt:
25. Januar 2020, 06:00 Uhr

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