Arik Braun sieht Schach als professionelles Hobby

Der achtbeste Schachspieler in Deutschland kommt aus Backnang. Arik Braun sieht sich selbst aber nicht als Profi. Für den Großmeister vom SV Backnang ist der Denksport ein wichtiger Bestandteil in seinem Leben. Am Wochenende darf jeder beim Straßenfest gegen ihn spielen.

Arik Braun (links) zieht derzeit in der Bundesliga für den SC Viernheim die Figuren. Foto: Schachclub Viernheim

Arik Braun (links) zieht derzeit in der Bundesliga für den SC Viernheim die Figuren. Foto: Schachclub Viernheim

Von Heiko Schmidt

Als eines der Wunderkinder im Schach galt Arik Braun. In Aerising geboren erlernte er im Alter von fünf Jahren die Sportart auf den 64 Feldern und trat dann in seinen Heimatverein SV Backnang ein. Danach ging es steil bergauf mit seinen Erfolgen. 1997 sicherte sich das Schachtalent mit neun Jahren den Titel des deutschen Meisters in der Altersklasse U 11. Drei Jahre später wurde Arik Braun Vizeeuropameister in der U 12 und deutscher Vizemeister. 2001 nahm er zum ersten Mal an der deutschen Meisterschaft der Erwachsenen teil und belegte den neunten Platz. 2002 kam Arik Braun mit 14 Jahren bei der deutschen Meisterschaft der U 18 auf den zweiten Rang. Ein Jahr später holte er sich in derselben Altersklasse den Titel. 2004 wurde das Mitglied des SV Backnang als Spieler am ersten Brett mit der deutschen Nationalmannschaft Europameister der U 18. Außerdem bekam er den Titel des internationalen Meisters.

Viele Titel in der Jugend

2005 wurde Arik Braun internationaler deutscher Jugendmeister. Ein Jahr später gewann er die U-18-Weltmeisterschaft. Drei Jahre später holte er sich die Bronzemedaille bei der U-20-WM und darf sich seitdem Großmeister nennen. Ein Jahr danach hatte er bei der deutschen Meisterschaft der Männer die Nase vorne. „Es war gut so, wie es gelaufen ist“, blickt Arik Braun zurück. Der heute 34-Jährige, dem eine Karriere als Schachprofi vorausgesagt wurde, betreibt den Denksport lieber als professionelles Hobby. „Profi wollte ich nie so richtig werden“, sagt der Großmeister. Trotzdem war er in der Vergangenheit am Brett zu sehen und wird auch weiterhin die Figuren ziehen.

Der 34-Jährige spielt in der Bundesliga

In der Schachbundesliga spielte Arik Braun von 2004 bis 2015 für den SC Eppingen und danach bis 2021 für den SV Hockenheim. Danach wechselte er zum anderen Bundesligisten SC Viernheim. „Die Spiele finden lediglich an sieben Wochenenden im Jahr statt“, sagt Braun. Damit hält sich für ihn der zeitliche Rahmen in Grenzen. Auch in der österreichischen Bundesliga war er schon aktiv und wurde mit dem SK Hohenems 2014 Meister. In der niederländischen Meesterklasse spielte Braun in der Saison 2017/2018 für MuConsult Apeldoorn.

Elo-Zahl über 2600 als Ziel

Seine aktuelle Elo-Zahl, die die Spielstärke beschreibt, steht bei 2594. Damit wird er in der deutschen Rangliste an Position acht geführt. Und das, obwohl er kaum Einzelturniere spielt. Im vergangenen Jahr war der Allmersbacher beim Fide-Weltcup dabei, schied aber in der zweiten Runde gegen den in der Schachwelt bekannten Boris Gelfand aus. Nach diesem Turnier stieg Brauns Elo-Zahl auf 2609 an. „Diese Marke möchte ich gerne wieder knacken“, so der Schachgroßmeister. Im gleichen Atemzug sagt er aber auch: „Ein bis zwei Turniere werde ich aber nur pro Jahr spielen.“

Ausflug zum Schachboxen

Das hat auch einen Grund. Für Arik Braun ist Schach wichtig, aber nicht alles im Leben. Schließlich hat er einen Beruf als Programmierer. 2009 zog das Schach-Ass nach Berlin und machte dort sein Mathematikstudium. In der Hauptstadt fühlt er sich wohl. Dort hat er ziemlich schnell zudem das Schachboxen – eine Kombination aus Boxen und Schachspielen – für sich entdeckt. „Das ist eine schöne Sache.“ Beim Chess-Boxing-Club Berlin macht es Arik Braun einmal pro Woche. „Ich bin nicht bei Wettkämpfen aktiv dabei, aber als Abwechslung ist es sehr gut“, so Braun. Zudem ist er dort der Schachcoach für die Boxer.

Besuch in der Heimat

Trotz der Entfernung von über 500 Kilometern hält Arik Braun zu seinem Heimatverein SV Backnang ständig Kontakt. Besonders mit seinem früheren Trainer Ulrich Haag tauscht er sich regelmäßig aus. Sie analysieren dabei auch durchaus einzelne Partien. Wie jeder Schachakteur hat Arik Braun einige Lieblingseröffnungen. „Mit Schwarz spiele ich gerne Caro-Kann“, verrät der Großmeister. Diese nach dem Engländer Horatio Caro und dem Österreicher Marcus Kann benannte Verteidigung beginnt mit den Zügen von e2 nach e4 und von c7 nach c6. Mit den weißen Figuren bevorzugt der 34-Jährige allerdings den ersten Zug von d2 nach d4. „Danach schaue ist dann wie der Gegner reagiert und es dann weitergeht“, sagt Braun. Ob er diese Eröffnungen am Wochenende bei den beiden Simultan-Veranstaltungen im Rahmen des Backnanger Straßenfestes wählt, muss abgewartet werden. „Auf jeden Fall freue ich auf den Besuch in der Heimat.“

Aktionen des SV Backnang

Aktionen Beim Backnanger Straßenfest stellt sich der Schachverein Backnang vor. Die Denksportler wollen die Faszination des Spiels auf den 64 Feldern näherbringen. Hierzu sind verschiedene Aktivitäten wie Simultanveranstaltung, Blitzschach und Schachrätsel geplant.

Highlight Schach-Großmeister Arik Braun tritt gleichzeitig an 30 Brettern gegen die Kontrahenten an. Jeder Interessierte kann mitspielen. Die Simultanveranstaltung findet auf dem Stiftshof beim Dekanatsgebäude am Samstag und Sonntag jeweils von 14 bis 18 Uhr statt. Anmeldungen sind per E-Mail an ulrich.haag@svw.info mit Angabe des Spieltages zu schicken. Die Reihenfolge des Eingangs entscheidet über den Startplatz. Nach Partiebeendigung frei werdende Plätze werden nachbesetzt. Die Kosten für die Teilnahme übernimmt der SV Backnang.

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Erstellt:
24. Juni 2022, 06:00 Uhr

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