Auf dem Weg zum Rekordmeister

Nach bisher fünf Titeln wollen Backnangs Kämpferinnen nun diese Saison mit Osnabrück gleichziehen. In der neuen Vorrundengruppe erwarten den Vorjahresmeister viele neue Gegner. Im Kader setzt TSG-Coach Jens Holderle auf bekannte Größen und talentierte Nachwuchskräfte.

Bleibt ein Trumpf der TSG: Die niederländische Weltranglistenzweite und Olympiadritte Sanne Lisa van Dijke (vorne). Foto: Alexander Becher

© Alexander Becher

Bleibt ein Trumpf der TSG: Die niederländische Weltranglistenzweite und Olympiadritte Sanne Lisa van Dijke (vorne). Foto: Alexander Becher

Von Katharina Riener

Den vierten in Folge und damit den insgesamt sechsten Titel holen, das hat sich das Erfolgsteam um Trainer Jens Holderle für dieses Jahr vorgenommen. Damit ist das neue Saisonziel das alte: die Meisterschaft. Mehr geht nicht, denn für den Start in der europäischen Champions League fehlt es dem Verein aus dem Murrtal weiterhin an Sponsoren. Auf nationaler Ebene gibt es aber auch noch was zu erreichen: Nur noch ein Titel trennt die TSG davon, mit dem Rekordmeister Crocodiles Osnabrück gleichzuziehen. Noch zwei Meisterschaften und Backnang thront gar allein an der Spitze.

Allerdings geht es für den Titelverteidiger erst mit Verspätung los. Wegen der ungeraden Zahl an Teams in der Fünfergruppe hatte die TSG am ersten Kampftag frei. Am Samstag greift nun auch der Titelfavorit ins Geschehen ein. Es geht nach Unterfranken zur SG Eltmann. Was die Backnangerinnen dort erwartet, kann Jens Holderle nur erahnen, denn bislang sind sich die beiden Mannschaften noch nie begegnet.

Grund dafür ist, dass die TSG nicht mehr in der Gruppe Süd-West beheimatet ist, sondern in Süd-Ost. Vizemeister JSV Speyer wiederum wechselte von Nord-West nach Süd-West. Pamela Bickendorf, Ligareferentin des Deutschen Judo-Bunds, erklärt: „Wir sind mit der regionalen Zuordnung flexibel, um sie an die Teams anzupassen und möglichst kurze Wege zu schaffen.“ Deswegen kehrte Speyer zurück in den Süden. „Zweitens geht es auch darum, die zwei Favoriten und Finalisten des letzten Jahres in der Vorrunde zu trennen.“ Heißt: Backnang bleibt im Süden, muss aber in den Osten.

Backnangs Coach sieht Einteilung der Gruppen als unausgewogen an

„Die Konkurrenzsituation ist damit im Süden viel, viel größer geworden“, beurteilt Holderle die Neueinteilung. In der Vergangenheit sei es ein Bestreben der Liga gewesen, die Gruppeneinteilung so zu gestalten, dass der Norden genauso stark ist wie der Süden. Der Coach fand das gut. „Es gab in beiden Gruppen drei Favoriten.“ Im Norden waren das Spremberg, Bottrop und Speyer, im Süden Wiesbaden, Leipzig und Backnang. „Durch Speyers Wechsel sind die Verhältnisse nun nicht mehr ausgeglichen.“ Wichtig werden könnte das nach der Vorrunde, wenn es in Play-offs um die Qualifikation für die Finalrunde geht. Sehr wahrscheinlich treffen die Vorjahresfinalisten Speyer und Backnang dann bereits aufeinander. Entsprechend gut ist es, dass es im Süden zwei Tickets für die Endrunde gibt.

Geblieben ist, dass Backnang auch in der neuen Vorrundengruppe als Favorit gilt. Trotzdem will der Coach keine großen Prognosen wagen, denn: „Uns können dieses Jahr nicht nur andere Teams einen Strich durch die Rechnung machen, sondern auch der internationale Terminplan um die Olympischen Spiele in Paris.“ Parallel zur Bundesliga-Saison hat auch der Endspurt um die Nominierungen begonnen und fast die Hälfte der Backnanger Stammbesetzung kämpft um ein Ticket. Wenn die dann im Sommer feststehen, werden die Sportlerinnen in der Regel vom Judo-Bund für die Bundesliga gesperrt, um keine Verletzungen zu riskieren. Außerdem stehen die ganze Zeit Lehrgänge und Trainingslager an.

Hinzu kommt, dass sich die Konkurrenz wie die Powerfrauen des JC Leipzig mit jungen Talenten deutlich verstärkt hat und angreifen will. Nachdem die TSG sich vergangenes Jahr erst in den Play-offs Süd gegen die Sächsinnen durchsetzen musste, treffen die Teams diesmal schon früher aufeinander. Zum Saisonstart siegte Leipzig klar mit 10:2 gegen den TSV Altenfurt. Trotzdem unterschätzt Holderle auch die Mannschaft aus dem Nürnberger Stadtteil nicht. Immerhin kämpfte der Verein vergangenes Jahr schon in seiner ersten Bundesliga-Saison um den Einzug ins Finale. Für diese Runde hat sich der TSV punktuell mit weiteren Talenten aus der Region um Nürnberg verstärkt. Aber auch der 1. SC Gröbenzell bei München oder die SG Eltmann könnten für eine Überraschung gut sein. Gegen beide Teams hat die TSG noch nie gekämpft. Der Vergleich zwischen den Oberbayerinnen und den Unterfränkinnen ging zum Auftakt mit 8:6 knapp an Gröbenzell.

Wobei klar ist, dass ein nicht Weiterkommen Backnangs in die Play-offs eine sehr große Überraschung wäre. In dieser Zwischenrunde warten dann aber wohl mit dem JSV Speyer der zweite Topfavorit und mit dem JC Wiesbaden ein alter Bekannter, der durchaus Stolpersteinqualitäten hat.

Entsprechend positiv ist, dass sich beim TSG-Kader nicht viel verändert hat. Wobei mit Caroline Fritze und Amelie Stoll (beide Klasse bis 57 Kilogramm) zwei starke Kräfte aus privaten Gründen mit Spitzensport aufgehört haben. Dafür kehrt die dienstälteste TSG-Kämpferin und dreifache Mutter Vera Dworaczyk (bis 57) wieder auf die Matte zurück. „Sie hat immer noch Bock und ist mit ihrer Erfahrung natürlich eine große Bereicherung für uns“, freut sich der Coach auf den Wiedereinstieg der 38-Jährigen.

Die Zugänge sind allesamt jung, bringen aber sehr viel mit

Außerdem verzeichnet Backnangs Kader sieben Zugänge. Zu denen sagt der Coach: „Sie sind zum Teil noch sehr jung, aber wir möchten auf sie bauen, nicht nur diese Saison, sondern auch perspektivisch.“ Mit Vera Wandel (bis 52) kam ein vielversprechendes Talent aus den Niederlanden. Im Vorjahr wurde sie als 18-Jähriger U-23-Europameisterin und vor zwei Jahren U-21-Weltmeisterin. Im Blick hat Holderle auch Maya Patane (57). Die 19-Jährige fliege, so der Trainer, bei vielen noch unter dem Radar, zeige aber großes Potenzial. Zuletzt mischte sie bei Ranglistenturnieren ganz oben mit und gewann Bronze bei der deutschen U-21-Meisterschaft. Die deutsche Pokalsiegerin Jadzia Münch kämpft in derselben Gewichtsklasse. Mit 24 Jahren ist sie bereits Bundestrainerin der Altersklasse U 16. Im Leichtgewicht ist Laya Meister (bis 48) von Wiesbaden ins Schwabenländle gewechselt. Neben Sonja Berr (bis 63), Dritte der deutschen Nachwuchsmeisterschaft, ist auch Samira Bock (bis 70) als U-23-Europameisterin längst keine Unbekannte mehr. Das könne man bald auch über Peppa Plöhnert (über 78) sagen, verspricht Holderle. Mit 17 Jahren ist sie die Jüngste der Zugänge, hat aber schon alle drei Medaillen bei deutschen Nachwuchsmeisterschaften gewonnen. Erfolge, die zu einem Verein passen, der den vierten Titel in Folge in Angriff nehmen will.

Der TSG-Kader

Bis 48 Kilogramm

Andrea Stojadinov, Helena Grau, Katharina Menz, Laya Meister

Bis 52 Kilogramm

Annika Würfel, Chiara Serra, Lena Djeriou, Tabea Mecklenburg, Vera Wandel

Bis 57 Kilogramm

Alexe Wagemaker, Jadzia Münch, Laila Göbel, Maya Patané, Nekoda Smythe-Davis, Pleuni Cornelisse, Vera Dworaczyk

Bis 63 Kilogramm

Bettina Bauer, Joanne van Lieshout, Lubjana Piovesana, Malin Fischer, Mirjam Wirth, Sonja Berr, Viktoria Folger, Vivian Herrmann

Bis 70 Kilogramm

Friederike Stolze, Samira Bock, Sanne Lisa van Dijke, Sarah Mehlau, Tayla Grauer

Bis 78 Kilogramm

Alina Böhm, Anna-Maria Wagner, Luise Mal-zahn, Anna-Monta Olek, Patrícia Fernandes Sampaio, Raffaela Igl

Über 78 Kilogramm

Anamari Klementina Velenšek, Marit Kamps, Peppa Plöhnert, Renée Lucht, Tanja Hehr

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Erstellt:
11. April 2024, 11:30 Uhr

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