Aus Spaniens Süden nicht nach Speyer

Auf die Judofrauen, die Medaillen für Deutschland bei den Olympischen Spielen holten, muss Backnangs Erstliga-Team beim heutigen Kampftag verzichten. Sie genossen diese Woche den Trip mit dem „Club der Besten“ der Deutschen Sporthilfe. Trotzdem ist die TSG ganz guter Dinge.

Luise Malzahn (weißer Anzug) will mit ihrer großen Erfahrung wichtige Punkte für die TSG Backnang beisteuern. Foto: A. Becher

© Sportfotografie Alexander Becher

Luise Malzahn (weißer Anzug) will mit ihrer großen Erfahrung wichtige Punkte für die TSG Backnang beisteuern. Foto: A. Becher

Von Katharina Riener

Es ist zwar erst der zweite Kampftag, aber trotzdem biegt die Saison schon wieder auf die Zielgerade ein. Es folgt danach nämlich nur noch ein weiterer Termin am 6. November in Bottrop. Am heutigen Samstag ab 13 Uhr trifft die TSG, die vor zwei Wochen in eigener Halle mit zwei klaren Siegen gegen Karlsruhe (11:3) und Düsseldorf (12:2) in die Runde startete und deshalb die Tabelle anführt, im Judomaxx in Speyer auf ihren mit dem Heimvorteil ausgestatteten Dauerrivalen sowie auf das Judoteam Hannover.

„Der Kampftag wird eine Überraschungstüte“, prognostiziert Trainer Jens Holderle. Das hat nicht zuletzt damit zu tun, dass die Backnangerinnen bei Weitem nicht in Bestbesetzung antreten können. Mit Eigengewächs Katharina Menz, Anna-Maria Wagner, Theresa Stoll und Martyna Trajdos fehlen die vier Frauen, die mit Edelmetall von den Olympischen Spielen in Tokio zurückkehrten. Alle miteinander gehörten zu dem deutschen Mixedteam, das Bronze eroberte, für Wagner sprang obendrein noch der dritte Platz im Einzel des Halbschwergewichts heraus. Als Belohnung weilte das Quartett in dieser Woche im Aldiana Club Costa del Sol in Spaniens sonnigem Süden – und zwar mit dem „Club der Besten“ der Deutschen Sporthilfe, den 2021 die Medaillengewinner der Olympischen Sommerspiele, die Goldathleten der Paralympics sowie die herausragenden Wintersportler bilden.

Backnang bekommt es mit dem alten Rivalen Speyer und Hannover zu tun

Es sind 71 Frauen und Männer, die miteinander relaxten, Spaß hatten, Sport trieben und die Erfolge feierten. Mittendrin die vier TSG-Kämpferinnen, deren Trainer deshalb im Zwiespalt der Gefühle steckt. Einerseits war „ihnen das echt gegönnt“, so Jens Holderle, andererseits sei ihr Fehlen in Speyer „ein fetter Wermutstropfen“ – zumal weitere verletzungsbedingte Ausfälle zu beklagen sind. Er ist allerdings weit davon entfernt, deshalb die Flinte schon vorher ins Korn zu werfen, sondern kündigt stattdessen an: „Wir wollen uns trotzdem nicht verstecken.“ Immerhin hatten Menz, Wagner, Stoll und Traydos auch bereits am ersten Kampftag gefehlt und es sprangen ohne sie die beiden klaren Erfolge heraus. Mit Luise Malzahn an der Spitze schicken die Backnangerinnen nun auch in Speyer eine recht schlagkräftige Mannschaft auf die Matte.

Los geht es in der Domstadt mit dem Duell zwischen Hannover und Düsseldorf. Danach kommt es zum Kräftemessen der beiden Klubs, die im deutschen Frauenjudo in den vergangenen Jahren den Ton angaben. Die Einheimischen (Meister 2015 und 2019, Vizemeister 2014, 2016 und 2018) fordern die TSG (Meister 2017 und 2018, Vizemeister 2015 und 2019) heraus. „Speyer ist immer eine sehr harte Nuss“, weiß Holderle nicht zuletzt aus den drei Finals um den nationalen Titel in den vergangenen sechs Jahren. Mit einem knappen Sieg gegen Bad Homburg und einem Remis gegen Bottrop belegt der JSV derzeit den dritten Platz und wird daher alles daransetzen, den Kontrahenten aus Backnang im Meisterschaftsrennen nicht enteilen zu lassen. Der TSG-Trainer kann schwer einschätzen, welche Judokas der Gegner auf die Matte schickt, hohe Qualität haben sie allesamt. Das gilt allerdings genauso für die Murrtalerinnen, weshalb Jens Holderle „voll auf Angriff“ setzt.

Eine Wundertüte stellt der zweite Rivale am zweiten Kampftag dar, das Team aus Hannover. Die Frauen aus Niedersachsen haben bislang noch keinen Punkt auf dem Konto – aber nicht etwa, weil sie zweimal verloren hätten, sondern weil sie gegen Bad Homburg und Bottrop kampflos abschenkten. „Alles offen“, prophezeit Backnangs Coach, seine Schützlinge seien auch als Tabellenführer gegen das Schlusslicht nicht unbedingt der klare Favorit. Immerhin habe Hannover mit Pauline Starke, Vivian Herrmann oder Giovanna Scoccimarro etablierte Kämpferinnen in den Reihen, wobei Letztere auch im Süden Spaniens dabei war. Mit Jule Erdorf könnte ein großes Schwergewichtstalent mit von der Partie sein. Verstecken muss sich die TSG so oder so keineswegs. Der Tag endet mit dem Vergleich zwischen Speyer und Düsseldorf, danach ist die Ausgangsposition fürs Saisonfinale klar.

Anderer Modus als bislang

Vergangenheit Vor der Coronapandemie wurde in der Ersten Bundesliga der Judofrauen zunächst in einer Nord- und einer Südgruppe gekämpft. 2019 zogen sechs der insgesamt acht Teams in die anschließende Endrunde ein, die TSG Backnang verlor das Finale gegen Speyer nur hauchdünn und verpasste damit den dritten Titel in Serie.

Gegenwart Die Saison 2020 fiel aus, für diese Runde blieben nur noch sieben Teams übrig. Zu wenig für zwei Staffeln, weshalb sie zusammengelegt wurden. Nach nur drei Kampftagen, die auf jeweils zwei Orte verteilt sind, steht der Meister fest. Hannover erwartet Speyer und Karlsruhe am 23. Oktober. Backnang, Bad Homburg und Düsseldorf fahren am 6. November nach Bottrop.

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Erstellt:
2. Oktober 2021, 06:00 Uhr

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