Biathletin Herrmann gewinnt Geister-Rennen in Nove Mesto

dpa Nove Mesto. Denise Herrmann deklassiert die Konkurrenz - und keiner kriegt es mit. Zumindest vor Ort. Denn die Biathlon-Arena in Nove Mesto ist leer. Aus Angst vor dem Coronavirus.

Siegte vor leeren Rängen in Nove Mesto: Denise Herrmann. Foto: Petr David Josek/AP/dpa

Siegte vor leeren Rängen in Nove Mesto: Denise Herrmann. Foto: Petr David Josek/AP/dpa

Ihren sechsten Weltcupsieg hätte Denise Herrmann vielleicht doch lieber mit allem Brimborium gefeiert.

Doch statt der Ovationen von Zehntausenden Fans, großer Siegerehrung und ausführlicher Pressekonferenz lief die 31-Jährige jenseits der Stille in der gähnend leeren, riesigen Biathlon-Arena von Nove Mesto ins Ziel. Kein Winken, kein Jubelschrei beim „Geister“-Weltcup in Tschechien - stattdessen nach dem Umziehen nur ein kurzes Interview im Fernsehen. „Mir ist wirklich ein gutes Rennen gelungen“, sagte die Sächsin im ZDF - mit gehörigem Sicherheitsabstand zum Reporter.

Die frühere Langläuferin zeigte am Donnerstag bei ihrem zweiten Saisonerfolg, dem erst zweiten des deutschen Damen-Teams, bei teils böigem Wind zwei fehlerfreie Schießeinlagen und lieferte auch die Laufbestzeit ab. Und da war es am Ende dann doch nicht ganz so schlimm, dass statt des ohrenbetäubenden Lärms der Fans kaum etwas zu hören war - wegen der Ausbreitung der Coronavirus-Epidemie bleiben die Ränge leer. „Wahrscheinlich brauche ich doch die Ruhe um mich herum“, flachste Herrmann nach dem ersten Rennen nach der WM, wo sie Silber in der Verfolgung und mit der Staffel gewonnen hatte. „Ich dachte mir schon, dass es kein Nachteil ist, am Schießstand ruhig und fokussiert seine Sachen machen zu können.“ Dann schob sie nach: „Spaß beiseite, es wäre schon cool gewesen, die Stimmung hier zu erleben.“

Am Ende kamen nur sechs der 98 Starterinnen mit zehn Treffern durch. Eine davon Herrmann, die immer mal wieder Probleme mit dem Gewehr hat: „Ich war schon überrascht und habe drei Mal zurück geguckt, ob es wirklich meine Scheiben sind.“ Rang zwei ging an die ebenfalls fehlerfreie Französin Anais Bescon (+ 27,2 Sekunden) und der Tschechin Marketa Davidova (1 Fehler/+ 49,7 Sekunden).

Statt Biathlon-Festspielen absolvierten die Skijäger den ersten Weltcup unter Ausschluss der Fans. Erwartet worden waren an den vier Wettkampftagen eigentlich mehr als 100.000 Anhänger. „Es wird zu viel Panik gemacht“, monierte die Finnin Kaisa Mäkäräinen. Die Organisatoren, die auf der Strecke extra neue Tribünen errichtet hatten, verlieren durch die Entscheidung des nationalen Sicherheitsrates 2,5 Millionen Euro, wie der tschechische IBU-Vizepräsident Jiri Hamza sagte.

Der Stadionsprecher kündigte Herrmann mit der frühen Startnummer drei zwar wie alle Starterinnen engagiert an und vereinzelt waren Anfeuerungsrufe von den Betreuern zu hören - ansonsten aber war es stimmungstechnisch ein Trauerspiel. „Mir ist es aber gar nicht so aufgefallen. Es tut nach Antholz mal gut, in Ruhe sein Ding zu machen“, sagte Franziska Preuß, die nach zwei Fehlern das Rennen als 13. beendete. Norwegens Star Tiril Eckhoff meinte: „Es ist sehr schade ohne Fans.“

Derweil hofft der viermalige Weltmeister Simon Schempp am Freitag im Sprint (17.30 Uhr/ZDF und Eurosport) auf ein mutmachendes Ergebnis. Der 31-Jährige war wegen Formschwäche Mitte Januar aus dem Weltcup ausgestiegen und hatte zum zweiten Mal nacheinander auf die WM verzichten müssen. „Ich fühle mich generell gut, kann aber nicht abschätzen, wie schnell das auch im Wettkampf Wirkung zeigt“, sagte der Uhinger. Am Wochenende stehen zuerst die Staffeln an, ehe am Sonntag die Massenstarts folgen.

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Erstellt:
5. März 2020, 18:44 Uhr

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