Bitteres Vettel-Jubiläum: Schon ein Jahr ohne Sieg

dpa Spa-Francorchamps. Kaum eine Formel-1-Rennstrecke mag Ferrari-Star Sebastian Vettel so gern wie den Traditionskurs von Spa-Francorchamps. In Belgien feierte der Ex-Weltmeister im Vorjahr seinen bislang letzten Sieg.

Spa ist eine der Lieblingsstrecken von Sebastian Vettel. Foto: Photo4/Lapresse/Lapresse via ZUMA Press

Spa ist eine der Lieblingsstrecken von Sebastian Vettel. Foto: Photo4/Lapresse/Lapresse via ZUMA Press

Nur zu gerne hätte Sebastian Vettel auf dieses unnötige Jubiläum verzichtet. Seit einem Jahr schon wartet der Ferrari-Star auf einen Formel-1-Sieg, auch in seiner fünften Saison wird der ersehnte erste WM-Titel mit der Scuderia für ihn ein Traum bleiben.

Nach vielen Enttäuschungen kommt für den 32-Jährigen die Rückkehr nach Belgien nun allerdings genau richtig. „Wenn man die Strecke einmal kennt, ist es unmöglich, Spa nicht zu lieben“, sagte Vettel vor dem Rennen am Sonntag (15.10 Uhr/RTL und Sky): „Es ist eine legendäre Strecke und definitiv einer meiner Favoriten.“

Am 26. August 2018 stand Vettel in Spa-Francorchamps letztmals ganz oben und durfte nach seinem Triumph auf die Wende im WM-Kampf hoffen. Doch der Heppenheimer unterlag am Ende erneut gegen den überlegenen Mercedes-Dominator Lewis Hamilton. Vor dem ersten Rennen nach der diesjährigen Sommerpause ist Hamilton bereits 94 Punkte enteilt. Nur neun Saisonläufe bleiben Vettel noch, um Hamilton einzuholen. Ein ziemlich aussichtsloses Vorhaben. Dass der 34-jährige Brite derart schwächelt, scheint ausgeschlossen. In den vergangenen beiden Jahren konnte er jeweils vier von fünf Rennen nach der Sommerpause gewinnen.

Aufgeben wollen der WM-Vierte Vettel und Ferrari vor dem Showdown in den Ardennen aber keineswegs. „Wir sind motivierter als jemals zuvor, im zweiten Teil der Saison gut zu arbeiten“, sagte Teamchef Mattia Binotto. Aussagen wie diese waren in den vergangenen Monaten von den Italienern schon häufig zu hören. Ferrari leistete sich jedoch insgesamt zu viele Fehler, patzte im anfänglichen Zweikampf mit den Silberpfeilen und wurde später mehrfach auch von Max Verstappen im Red Bull düpiert. Während der junge Niederlander schon zweimal gewann, jährte sich Ferraris bittere Sieglos-Serie am Montag sogar.

Erst zweimal zuvor blieb der viermalige Weltmeister Vettel in seiner Karriere so lange ohne Erfolgserlebnis. Gerade eine Pole Position erfuhr er sich seit dem letzten Belgien-Sieg, die Erinnerungen an seine vier WM-Titel von 2010 bis 2013 mit Red Bull verblassen immer mehr. „Es ist klar, dass wir da nicht sind, wo wir sein wollen“, sagte Vettel zu seiner aktuell völlig unbefriedigenden Situation.

Während Hamilton oder dessen Teamkollege Valtteri Bottas fleißig Bilder und Videos aus dem Urlaub oder dem Kraftraum posteten, blieb es um Vettel in den vergangnen Wochen ruhig. Social Media bedient der Hesse nicht, doch auch in der Pause hatte er wohl vor allem seinen Job im Kopf. „Keiner von uns wird wirklich abschalten können“, sagte Vettel nach Platz drei Anfang des Monats beim Großen Preis von Ungarn in Budapest noch: „Wir haben viel Arbeit vor uns.“

Laut Binotto habe der Traditionsrennstall nur für wenige Tage die Arbeit ruhen lassen. „Gerade so lange, um die Batterien aufladen zu können, bevor wir an die Rennstrecke zurückkehren“, sagte der Team-Boss. Ferrari sei jetzt „bereit, um wieder zu kämpfen“.

Vettel will das auch in Zukunft tun, trotz aller Spekulationen um seine persönliche Zukunft. Von einem möglichen Karriereende nach Auslaufen seines Ferrari-Vertrags Ende 2020 will er öffentlich nichts wissen und eifert weiter seinem Vorbild Michael Schumacher nach. Der Kerpener kämpfte so lange, bis er im Ferrari Weltmeister wurde und später mit insgesamt sieben Titeln zum Rekordchampion aufstieg.

Schumacher ist mit sechs Triumphen auch Rekordsieger auf dem welligen Kurs in Spa, Vettel bringt es auf immerhin drei Erfolge. Ob am Wochenende ein vierter dazu kommt? Die Strecke sollte dem starken Ferrari-Motor liegen. Und ein Triumph wäre bitter nötig, denn Vettels Bilanz der vergangenen zwölf Monate liest sich so gar nicht mehr nach der eines Champions: In 20 Rennen verpasste er zehnmal das Podest.

Zum Artikel

Erstellt:
28. August 2019, 11:15 Uhr

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen