Boomsportart kommt nach Backnang

Bei der TSG Backnang Tennis will man sich künftig breiter aufstellen. Neben Tennis und den mittlerweile wieder genutzten Squashcourts werden zwei Padelcourts bald das Angebot erweitern. Auch Pickleball und Streetracket sind für die Zukunft vorstellbar.

Auf den ehemaligen Plätzen 1 und 2 entstehen derzeit zwei Padelcourts inklusive Flutlichtanlage.Fotos: Alexander Becher

© Alexander Becher

Auf den ehemaligen Plätzen 1 und 2 entstehen derzeit zwei Padelcourts inklusive Flutlichtanlage.Fotos: Alexander Becher

Von Lars Laucke

Die neue Sommersaison haben die Tennisspieler der TSG Backnang kürzlich eröffnet. Dabei wurde die Anlage auch offiziell in „Racket-Sport-Arena“ umgetauft. Eine Ecke des Areals ist allerdings noch eine Baustelle: Auf den ehemaligen Plätzen 1 und 2 sind die Bagger angerollt, dort entstehen derzeit zwei Padelcourts. Bis spätestens Ende Juni sollen die Plätze fertig sein. „Dann erfolgt auch eine separate Einweihung“, sagt der erste Vorsitzende Klaus Lindner.

Padel ist in den vergangenen Jahren auch hierzulande im Kommen, in Spanien oder Lateinamerika ist es seit Jahrzehnten sehr populär, es gibt sogar eine Profitour. Gespielt wird mit Schlägern, die an durchlöcherte Speckbretter erinnern, auf einem von Glaswänden eingefassten Platz, der deutlich kleiner ist als ein herkömmlicher Tennisplatz. Weitere Besonderheiten: Beim Padel wird im Wettkampf nur Doppel gespielt, zudem können die Wände – ähnlich wie beim Squash – mitgenutzt werden. Es kommt also mehr auf Gefühl und Präzision an, weniger auf Schlaghärte. Außerdem ist Padel weniger laufintensiv als Tennis. „Insgesamt ist die Schwelle zu einer gewissen Spielfähigkeit niedriger als beim Tennis“, erklärt TSG-Cheftrainer Jiri Javorsky.

Der Trainer war zunächst skeptisch

Er selbst war anfangs skeptisch gegenüber der „Boomsportart“ Padel. „Ich habe seinerzeit den Aufstieg und Niedergang von Squash miterlebt. Auch unsere Squashcourts hier auf der Anlage lagen einige Jahre brach, waren Lagerräume“, berichtet Javorsky. Mittlerweile gibt es wieder eine stabile Squashabteilung, die auch am Wettkampfbetrieb teilnimmt. Beim Padel soll es ähnlich laufen, die „Backnanger Padel Panthers“ will man 2025 an den Start schicken.

Die Kosten für die zwei Plätze, beide bekommen einen mit Quarzsand verfüllten Kunstrasenbelag, belaufen sich am Ende auf etwa 140000 Euro, inklusive einer Flutlichtanlage. „Es gibt spanische Firmen, die hätten das günstiger gemacht. Aber wir haben uns bewusst für eine Firma hier aus der Region entschieden“, erklärt Lindner. Mit 20 Prozent der Kosten bezuschusst die Stadt Backnang das Projekt. „Außerdem bekommen wir 21000 Euro vom Württembergischen Landessportbund. Den Rest finanzieren wir aus unseren Rücklagen sowie über sehr zinsgünstige Darlehen von uns wohlgesonnenen Personen beziehungsweise Vereinsmitgliedern“, sagt der zweite Vorsitzende Thomas Heeb.

Die Padelcourts sollen die in der Coronazeit zurückgegangenen und sich nun wieder stabilisierenden Mitgliederzahlen weiter nach oben bringen. „Die bisherigen Mitglieder zahlen für Padel einen geringen Aufpreis, können aber auch bei einer reinen Tennismitgliedschaft bleiben. Wir haben aber auch eine reine Padelmitgliedschaft“, erklärt Heeb. Der Zusatzbeitrag für Tennismitglieder beträgt 60 Euro pro Jahr, für Schüler, Studenten und Azubis über 18 Jahre 40 Euro, Kinder und Jugendliche unter 18 zahlen keinen Aufpreis. Die reine Padelmitgliedschaft kostet 199 Euro für Erwachsene, 129 Euro für Schüler, Studenten und Azubis über 18 Jahre sowie 99 Euro für Kinder und Jugendliche. Die TSG-Verantwortlichen hoffen insbesondere in der Altersklasse zwischen 20 und 45 Jahren auf Zuwachs durch Padel. „Da sind wir nämlich eher schmal besetzt“, so Heeb.

Vorbild TC Pleidelsheim

Ganz besonders im Auge hat man die Zielgruppe der spanischen und lateinamerikanischen Community hier in der Region. „Wir haben uns das in Pleidelsheim mal angeschaut. Dort spricht ein Großteil der Padelspieler Spanisch“, sagt Klaus Lindner. Der TC Pleidelsheim hat schon vor Jahren auf Initiative einer argentinischen Trainerin und ihres spanischen Ehemanns, die dort mit ihrer Familie wohnten, zunächst einen Padelcourt gebaut, später einen zweiten. Der Erfolg war durchschlagend: Von zeitweise nur noch 80 Mitgliedern stieg die Zahl auf mittlerweile rund 280. „Deren Erfahrungen haben für uns auch den Ausschlag gegeben, dass wir gleich zwei Courts bauen“, so Lindner.

Die Backnanger Padelcourts können übrigens auch von Nichtmitgliedern gebucht werden. „Das wird bei uns anders sein als zum Beispiel in Böblingen oder Herrenberg, wo derzeit ebenfalls Padelcourts gebaut werden“, weiß Jiri Javorsky. Denn trotz der aktuell entstehenden Plätze ist Padel in der Region nach wie vor eher rar gesät. Von Backnang aus muss man für die nächsten Courts nach Pleidelsheim, Heilbronn oder Stuttgart fahren. „Winnenden und Schorndorf hatten es überlegt, die Projekte aber wieder zurückgestellt“, berichtet Javorsky.

Während die Vereine der erweiterten Nachbarschaft also noch zögern, denkt man bei der TSG bereits an die nächsten Projekte: „Pickleball boomt derzeit in den USA gewaltig und schwappt jetzt auch zu uns rüber“, so Javorsky. Pickleball ist eine Mischung aus Kleinfeldtennis und Tischtennis. „Dafür braucht man einen Hartplatz. Mit den entsprechenden Linien kann man aus der Fläche eines Tennisplatzes vier Pickleballfelder machen. In Kemnat gibt es das schon und da läuft es riesig.“ Und auch Streetracket kann sich Javorsky bei der TSG Backnang vorstellen. „Das wird mit Holzschlägern gespielt, hat einen geringen Schwierigkeitsgrad und ist damit auch für den Schulsport sehr gut geeignet.“

Tennis, Squash, Padel und künftig womöglich auch noch Pickleball oder Streetracket – die TSG Backnang Tennis möchte künftig ein vielfältiges Angebot an Racketsportarten präsentieren. Und deshalb erfolgte nun auch die Umbenennung der Anlage in „Racket-Sport-Arena“. „Uns ist es letztlich egal, aus welcher Sportart die Mitglieder kommen“, betont Thomas Heeb. Wer mit einem Schläger in der Hand gegen einen Ball schlägt, soll sich auf der Anlage zu Hause fühlen.

In Backnang wird künftig Padel gespielt.

© IMAGO/Klumpen Sportfoto

In Backnang wird künftig Padel gespielt.

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Erstellt:
2. Mai 2024, 09:48 Uhr

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