Boule soll TSG-Sportler verbinden

Wolfgang Wergowski rennt mit seiner Idee und mit seinem Konzept beim Großverein offene Türen ein. Die Gründungsversammlung der 15. Abteilung des größten Backnanger Sportklubs ist am 28. Januar geplant.

Bald wird es noch mehr Möglichkeiten in Backnang geben, beim Boule eine ruhige Kugel zu schieben. Foto: Imago

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Bald wird es noch mehr Möglichkeiten in Backnang geben, beim Boule eine ruhige Kugel zu schieben. Foto: Imago

Von Heidrun Gehrke

Boulespieler sind genügsam: Sie brauchen nicht viel für ihren Sport. „Eine ebene Fläche reicht aus, man kann fast überall loslegen“, sagt Wolfgang Wergowski. Der passionierte Bouler gab den Anstoß zur Gründung einer Bouleabteilung bei der TSG Backnang 1846. Es wird die 15. Abteilung des Großvereins, die den Kugelsport in der Stadt beflügeln und ein Sammelbecken für Leistungs- und Hobbysportler werden soll.

Mit der Feststellung, dass Boule eine Sportart für den ganzen Körper und für alle Generationen ist, die zudem Sozialkontakte fördert, Schulklassen aktivieren kann und ein idealer Familiensport ist, ging der sportbegeisterte Rentner Wolfgang Wergowski auf die TSG Backnang 1846 zu. Mit seiner Idee und dem Konzept für eine Bouleabteilung rannte er beim Großverein offene Türen ein, denn der sieht sich seit Corona mit einer sich wandelnden Art, Sport zu treiben, konfrontiert. „Sport wird sich immer mehr als früher im Freien abspielen“, sagt die stellvertretende Vorsitzende Claudia Krimmer. Mit dem Zusatzangebot könne die TSG ihr Outdoor-Sportangebot erweitern, um Mitglieder bei der Stange zu halten und neuen Zielgruppen einen wortwörtlich sportlichen Boden zu bereiten: Jugendliche, Familien, Senioren und Behinderte. Jeder, der sich sportlich betätigen will, ganz egal auf welchem Leistungsniveau, sei beim Boulen gut aufgehoben. „Man kann Menschen in Bewegung bekommen, die sich sonst mit allem schwertun“, sagt der an der Sportschule in Ruit ausgebildete Übungsleiter Wolfgang Wergowski.

Vier auf 15 Meter sind die offiziellen Maße für ein Spiel auf nationaler Ebene. In Frankreich, der Heimat der Kugelsportart, wird man allerdings auch auf deutlich kleineren öffentlichen Plätzen häufig Zeuge dieses „Kultur- und Wettkampfsports“, der dort, als Hobby unter dem Begriff Pétanque betrieben, eine lässige Gemütlichkeit ausstrahlt. Ebenso populär ist das Boulespiel im Wettkampfbereich. Und auch in Deutschland findet Boule immer mehr Anhänger – Hobbyisten ebenso wie sportliche Naturen. Turnierambitionen sollen auch in der geplanten TSG-Abteilung freie Bahn haben. „Boulesport und Boulespiel stehen nicht im Widerspruch. Die Unterscheidung macht deutlich, dass die Sportart sowohl für Breitensportler als auch Spitzensportler geeignet ist“, sagt Wergowski.

Wergowski: „Weiterer Ort fürs Boulen wird den Sport in der Stadt beflügeln“

Denn außer der Fähigkeit, eine Kugel werfen zu können, brauche es keine „Zugangsvoraussetzungen“. Und auch das Equipment ist mit dem Kugelset überschaubar. Jeder Spieler versucht, seine Kugel möglichst nahe an die Zielkugel zu werfen. In Frankreich heißt sie Cochonnet. In Deutschland wurde daraus das Schweinchen, um das herum nach Wergowskis Plänen künftig auch in Backnang häufiger sowie an wechselnden und verschiedenen Orten die Metallkugeln rollen sollen.

Seine feste Überzeugung: „Ein weiterer Ort fürs Boulen wird den Sport in der Stadt beflügeln, in einigen Jahren wird es hier mehr Boulespieler geben als heute.“ Vieles spreche dafür, dem Nischensport zu mehr Bekanntheit zu verhelfen. „Die Form der Übung bringt Bewegung, Konzentration und Präzision zusammen, davon kann jeder profitieren.“ Er denkt an Kinder und Jugendliche, die durch den Lockdown teilweise monatelang keinen regelmäßigen Sport treiben konnten. Aufgerufen seien darum insbesondere Lehrer und Eltern, Boule als niederschwelliges Bewegungsangebot wahrzunehmen, das zugleich die Konzentrationsfähigkeit und Präzision trainiert.

Boule sei auch geeignet für die aufstrebende Sparte Gesundheits- und Herzsport bei der TSG. Man sehe dem gemächlichen Kugelschieben nicht sofort an, dass das dauernde Gehen an einem normalen Trainingstag rund 3000 bis 6000 Schritte auf den Fitnesstracker bringe. Wergowski kann sich auch vorstellen, den Sport direkt zu den Leuten zu bringen. Da praktisch überall ortsunabhängig geboult werden kann – eben überall, wo sich eine ebene Fläche findet –, könnte sich die Abteilung auch aktiv als sportliches Rahmenprogramm in das Stadtgeschehen einbringen, etwa im Rahmen des Straßenfestes, auf Schulhöfen oder Festen. Wergowski möchte in der Altstadt für Betriebe und Privatleute kurze Wege schaffen. „Eine Partie spontan am Mittag oder nach Feierabend. After Work, wie das inzwischen oft genannt wird.“

Für die am 28. Januar anberaumte Gründungsversammlung wünscht er sich viele Mitglieder aus den TSG-Abteilungen sowie neue aktive Menschen, die den Kugelsport in Backnang weiter ins Rollen bringen. Denn es gibt in Backnang schon ambitionierte Bouler – in der Abteilung des Waldheimvereins, der Wergowski 15 Jahre lang als Aktiver angehört hat, davon einige Zeit als Kassenprüfer. Wergowski betont, keine Konkurrenz zu positionieren. „Die gemeinsamen Schnittmengen können nur bereichernd sein. Wir wollen niemanden abwerben“, so Wergowski. Peter Arndt, der Vorsitzende des Waldheimvereins, habe signalisiert, dass jeder Bouler mit seinen Kugeln auf eine lockere Partie unter Bäumen in der Natur bei ihnen willkommen sei.

Was Wergowski dazu brachte, eigene Wege zu gehen und den Sport unter dem Dach eines Großvereins anzusiedeln, erklärt er mit „abteilungsübergreifenden Synergien“. Er verspricht sich durch das Zusatzangebot eine Ergänzung für Sportler anderer Abteilungen. „Es ist doch wunderbar, wenn etwa Handballer oder Schwimmer sich auf der Boulebahn treffen, ihre Kinder und Frauen mitbringen und man gemeinsam Sport treibt und dabei die Sozialkontakte pflegt.“ Der Unterschied der beiden Bouleabteilungen aus Wergowskis Sicht: Der Waldheimverein ist nicht Mitglied im Württembergischen Landessportbund, der größte Verein Backnangs mit knapp 3000 Mitgliedern hingegen biete dadurch die entsprechende Professionalisierung, angefangen von der Aus- und Fortbildung für Übungsleiter über Qualitätsmanagement, Zuschüsse und Rahmenverträge bis zu Fördermöglichkeiten in der Jugendarbeit. „Nur in einem Sportverein lassen sich sportliche Ziele systematisch anstreben.“

Zunächst kann lediglich auf allen bestehenden Flächen gespielt werden

Spielort Die TSG kann eine Bauplanung für Boulebahnen auf ihrem Sportgelände erst mit der zu wählenden Leitung der Abteilung Boule besprechen und vereinbaren. Bis dahin kommen als Spielgelände alle geeigneten Flächen im öffentlichen Raum, auf privatem Grund oder auch bei Unternehmen infrage. Zum Beispiel wäre der Stiftshof sehr gut geeignet, das wäre interessant für die Altstadtbelebung.

Gründung Am Freitag, 28. Januar, um 19 Uhr ist die Gründungsversammlung im Hagenbach geplant. Interessierte Mitglieder aller TSG-Abteilungen sind ebenso eingeladen wie alle Bürger, die gern mitspielen wollen. Stimmberechtigt bei den Wahlen sind alle TSG-Mitglieder, auch jene, die erst am Abend ihren Mitgliedsantrag abgeben. Die gültigen Coronaregeln werden beachtet. Falls erforderlich, wird die Sporthalle für diese Gründungsveranstaltung genutzt. Eine Anmeldung der Teilnahme ist unter www.tsg1846.de/anmeldung/kurse.php erwünscht.

Anderer Verein Die Waldheimbouler Backnang spielen auf dem Gelände, das an den Biergarten angrenzt. 2002 wurden dort die ersten beiden Boulebahnen eingeweiht. Auch hier treffen Hobbyspieler und sportlich Ambitionierte aufeinander, schreibt Peter Arndt, der Vorsitzende des Waldheimvereins, auf Nachfrage. Seit 2008 hat der Verein Lizenzspielersportler, die Liga spielen und regelmäßig an Landes- und deutschen Meisterschaften zum Teil sehr erfolgreich teilnehmen. Jeder Sportler beim Walheimverein hat als Hobbybouler angefangen, der Übergang sei fließend und natürlich auch vom persönlichen Ehrgeiz abhängig. „Durch gezieltes Training und Übungsangebote haben die ambitionierten Spieler die Möglichkeit, sich weiterzuentwickeln und zu verbessern“, so Peter Arndt. Das nächste große Ziel des Vereins sei die Einrichtung eines Jugendangebots. Sobald es die Coronasituation zulässt, soll der Sport in den Schulen vorgestellt und beworben werden.

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Erstellt:
18. Januar 2022, 06:00 Uhr

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