Bundesliga-Ära der Tänzer der TSG Backnang endet

Nach 16 Jahren hat die Backnanger Tanzsportabteilung einen Schlussstrich gezogen und sich dafür entschieden, nicht mehr in der Ersten Bundesliga der Lateinformationen zu tanzen. Die erste Mannschaft wird aufgelöst. Das bisherige B-Team ist nun die Erste in der Regionalliga.

Die Tänzer der TSG Backnang kehren nun der Bundesliga der Lateinformationen den Rücken. Foto: Anja Witke

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Die Tänzer der TSG Backnang kehren nun der Bundesliga der Lateinformationen den Rücken. Foto: Anja Witke

Von Heiko Schmidt

Der Beschluss des Rückzugs der Backnanger Mannschaft kommt überraschend. Schließlich klang das Saisonfazit noch positiv. Nach dem sechsten Platz sollte mit einem neu zusammengestellten Team sowie einer neuen Choreografie und Musik die sechste Saison hintereinander in der Ersten Bundesliga der Lateinformationen in Angriff genommen werden. Doch nun ist es ganz anders gekommen. „Wir haben alles versucht, ein konkurrenzfähiges Team zusammenzustellen. Das hat nicht funktioniert“, berichtet Abteilungsleiterin Fee Kaiser.

Das große Problem bei den Backnangern ist, bundesligataugliche Damen und Herren zu finden. Dieselben Schwierigkeiten hatte die TSG bereits in der abgelaufenen Saison. Größtenteils wurde wegen diverser Gründe nur mit sechs der sonst üblichen acht Paare getanzt. Geradeso wurde mit Platz sechs unter acht Mannschaften der Ligaverbleib geschafft. Dies wurde begünstigt, weil der Grün-Gold-Club Bremen B und der TTC Rot-Weiß-Silber Bochum nach dem ersten Turnier wegen Coronaerkrankungen nicht mehr angetreten waren. Die Backnanger hielten trotz ähnlicher Probleme durch, aber nur bis jetzt.

„Es schmerzt sehr, die Mannschaft nach so vielen erfolgreichen Jahren abzumelden. Wir haben uns aber die Entscheidung nicht leicht gemacht“, sagt Fee Kaiser. Die 35-Jährige hat in früheren Jahren selbst für das Bundesliga-Team der TSG getanzt und kennt den Werdegang genau. Mit dem Titelgewinn im Jahr 2006 in der Regionalliga betraten die Backnanger erstmals die Bundesliga-Bühne, zunächst in der Zweiten Liga, dann später auch im Oberhaus. Zwar hatte es in all der Zeit nicht zu einem Podestplatz gereicht, doch die Backnanger mischten das Tanzgeschehen in Deutschland auf und ernteten dafür auch viel Lob.

Neues Team auf der Tanzfläche

Einen großen Verdienst daran hat der langjährige Trainer und Abteilungsleiter Zoran Jovanovic, der mit viel Hartnäckigkeit und Engagement seine Vorstellungen in die Tat umsetzte. Nach seinem Rückzug zu Beginn dieses Jahres aus privaten Gründen lief es in der Lateinformation bei der TSG nicht mehr so rund wie in den Jahren zuvor. Das Ergebnis ist schlussendlich der Rückzug des bisherigen A-Teams aus der Bundesliga.

Doch wie geht es nun bei den Backnanger Tänzern weiter? „Wir planen den Neuaufbau mit einem neuen Team auf der Tanzfläche und auf organisatorischer Ebene“, antwortet Fee Kaiser. Sie selbst hatte nach dem Rückzug von Jovanovic im Januar dieses Jahres kommissarisch die Abteilungsleitung übernommen. Im Mai wurde Kaiser dann offiziell zur Abteilungsleiterin gewählt. Bemerkenswert ist auch, dass dem Vorstand ausnahmslos Frauen angehören: Nadine Nasser (stellvertretende Abteilungsleiterin, Jugendleiterin), Nadja Rodriguez (Sportwartin), Vanessa Lehnart (Kassenwartin) und Sarina Bernhardt (Pressesprecherin). Sie möchten dafür sorgen, dass die Mitglieder weiterhin ihre Pirouetten erfolgreich drehen. Das klappt beim Paartanz, bei den Showauftritten, beim Jazz und Modern Dance, beim Tanzkreis sowie beim Schüler- und Kindertanz wie bislang sehr gut.

Bei der Lateinformation gibt es einen Einschnitt. Das bisherige A-Team aus der Bundesliga wird ersatzlos gestrichen. Die übrig gebliebenen Tänzer gehören jetzt zum B-Team, das als erste TSG-Mannschaft wieder in der Regionalliga starten wird. Es ist die dritthöchste Liga in Deutschland, darunter gibt es nur noch die Landesliga. Ein kompletter Neuaufbau steht den Backnangern also bevor. Das neue Trainertrio bringt aber viel Bundesliga-Erfahrung mit.

Nadine Nasser hat früher selbst für die TSG getanzt und gehörte in den vergangenen Jahren zum Trainerteam mit Zoran Jovanovic und Anita Pocz. Markus Lang-Belz ist auch kein Unbekannter, denn zuvor hatte er mindestens sechs Jahre das B-Team der TSG gecoacht und davor selbst bei den Backnangern getanzt. Er gehört dem Verein seit 16 Jahren an. Dritte im Bunde ist Madleine Herceg. Sie hatte zuletzt zusammen mit Lang-Belz das B-Team betreut. Nach einem Abstecher zum Grün-Gold-Club Bremen, mit dem Herceg deutscher Meister und auch Weltmeister wurde, kehrte sie nach Backnang zurück und ist dort fest verwurzelt. Das Trio war eigentlich als Trainerteam für die Bundesliga vorgesehen, coacht aber jetzt die Regionalliga-Mannschaft.

Wo es sportlich in der neuen Saison der Lateinformationen, die Anfang 2023 beginnt, für die Backnanger hingehen wird, ist noch unklar. „Wir wollen gerne an alte Zeiten anknüpfen“, verrät Fee Kaiser. Das heißt, dass die TSG irgendwann wieder in der Bundesliga dabei sein möchte. Doch wann, das ist derzeit noch unklar. Viel wichtiger wird es für die Backnanger sein, den Neuaufbau voranzutreiben und dann die Mannschaft zu stabilisieren. Erst danach kann abgeschätzt werden, ob eine Rückkehr ins deutsche Oberhaus realistisch erscheint.

Kommentar
Backnang ist kein Aushängeschild mehr

Von Heiko Schmidt

Ein Rückzug eines Teams ist immer sehr schmerzlich und besonders bei den TSG-Tänzern. Damit sind die mühsame Aufbauarbeit und die 16 meist erfolgreichen Jahre in der Ersten und Zweiten Bundesliga nun Geschichte. Wie der Neuanfang in der Regionalliga gelingt, muss abgewartet werden. Fakt ist aber, dass die Backnanger nach ihrem Rückzug nicht mehr das Aushängeschild im Formationstanzen der Lateinformationen im Rems-Murr-Kreis sein werden. Diesen Platz nimmt jetzt das Tanzsportzentrum Weissacher Tal ein, das mit seinem A-Team Anfang dieses Jahres in die Zweite Bundesliga aufgestiegen ist.

h.schmidt@bkz.de

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Erstellt:
9. August 2022, 06:00 Uhr

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