Bundesliga sucht in Frankfurt den Weg aus der Corona-Krise

dpa Frankfurt/Main. Notfallplan, Solidarfonds, EM-Verschiebung. Die Bundesliga-Clubs beraten über notwendige Maßnahmen in der Coronavirus-Krise. Bei der Mitgliederversammlung in Frankfurt geht es um sportliche Lösungen, aber auch um einen ökonomischen Fallschirm für den Worst Case.

Bei einer Mitgliederversammlung in Frankfurt wollen die DFL-Clubs entscheiden, wie es in der Coronavirus-Krise weitergeht. Foto: Jan Woitas/dpa-Zentralbild/dpa

Bei einer Mitgliederversammlung in Frankfurt wollen die DFL-Clubs entscheiden, wie es in der Coronavirus-Krise weitergeht. Foto: Jan Woitas/dpa-Zentralbild/dpa

Der Profi-Fußball steht unter enormen Druck. Die Coronavirus-Pandemie bedroht mittlerweile das milliardenschwere Geschäftsmodell.

Bei einer Krisensitzung in einem Frankfurter Flughafenhotel wollen die 36 Clubs aus Bundesliga und 2. Liga am Montag (11.30 Uhr) gemeinsam beraten, wie sie mit der prekären Situation umgehen.

- Wann kann wieder gespielt werden?

Das ist die große Frage und im Moment kann sie niemand seriös beantworten. Die bislang avisierte Saisonunterbrechung bis zum 2. April mit der Streichung nur eines weiteren Spieltages vor der Länderspielpause reicht ziemlich sicher nicht aus. In Berlin sind die Stadien von Hertha BSC und 1. FC Union schon bis zum 19. April gesperrt. Womöglich erkennen die Clubs die Lage und verlängern von sich aus die Zwangspause, um dann ohne ständigen aktuellen Druck nach Lösungen für die Restsaison suchen zu können.

„Die Realität überholt uns in diesen Tagen regelmäßig und innerhalb von Minuten“, sagte Bayer Leverkusens Vereinschef Fernando Carro. Großes Ziel ist es, Zeit zu gewinnen, weshalb auch über internationale Themen wie die EM und die Champions League gesprochen werden wird.

- Was passiert, wenn in der Bundesliga gar nicht mehr gespielt werden kann?

Das ist das schlimmste Szenario für die Bundesliga, sportlich, aber vor allem auch ökonomisch. Rund 85 Millionen Euro gehen den Clubs pro ausgefallenen Spieltag an Einnahmen aus TV-, Sponsoren, und Eintrittsgeldern verloren. Das macht bei neun Spieltagen rund eine dreiviertel Milliarde Euro. Bayern-Boss Karl-Heinz Rummenigge und BVB-Chef Hans-Joachim Watzke warnten schon vor möglichen Insolvenzen mittlerer und kleinerer Clubs. Ein Solidarfonds wird dennoch skeptisch bewertet, kleinere Clubs dürften aber sicher das Thema zur Sprache bringen.

Um sportliche Lösungen im Falle einer Komplett-Absage wird es auch am Montag schon gehen. Hier gibt es wohl zwei Optionen:

Die Saison wird für beendet erklärt, aber es gibt sportliche Entscheidungen nach dem aktuellen Stand der Tabelle. Der FC Bayern wäre wieder Meister, Werder und Paderborn würden absteigen, Bielefeld und Stuttgart aufsteigen. Dagegen gibt es aber schon Widerstand aus Paderborn. Ein solches Szenario sei „undenkbar“. Tatsächlich ist dies unwahrscheinlich, da nicht einmal alle Clubs gleichviele Spiele bestritten haben und der DFL eine Klagewelle drohen könnte.

Wahrscheinlicher wäre daher:

Die Saison wird für beendet erklärt, es gibt keinen Meister, keine Auf- und Absteiger. In die Europacup-Wettbewerbe werden die gleichen Clubs wie im Vorjahr entsandt. Großer Gewinner wären Werder Bremen und der SC Paderborn, großer Verlierer der FC Bayern, der nicht Meister würde und vor allem die potenziellen Bundesliga-Aufsteiger aus Bielefeld, Stuttgart und Hamburg, die weiter zweitklassig blieben.

- Was passiert mit EM und Europapokal?

Hier sind sich alle Clubs einig. Die EM kann nicht vom 12. Juni bis 12. Juli stattfinden. Bei einer Verschiebung hätte die Bundesliga möglicherweise bis zum 30. Juni Zeit, die Saison zu beenden. Ein entsprechender Auftrag wird an die deutschen Teilnehmer der UEFA-Videoschalte am Dienstag, DFB-Vize Rainer Koch und BVB-Chef Watzke, gehen. Möglicherweise gibt es unterschiedliche Ansichten über einen neuen EM-Termin. Der Sommer 2021 klingt logisch. Die großen Clubs könnten aber auch für den Dezember sein, damit sie sich weiter Hoffnung auf eine Teilnahme an der lukrativen Premiere der FIFA-Club-WM im kommenden Jahr machen können.

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Erstellt:
16. März 2020, 05:00 Uhr

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