Corona sorgt für ein verzerrtes Tabellenbild

Als Oberliga-Spitzenreiter erwartet Backnang am Sonntag um 14.30 Uhr den Zwölften SV Linx. Ist die Favoritenrolle klar verteilt? Dieser Eindruck täuscht. Die TSG-Fußballer haben schon zehn Spiele absolviert, die Gäste erst sechs. Der WFV reagiert auf das Problem und erhöht den Druck.

Mario Marinic holt mit der TSG Backnang zu einem Heimdreier gegen Linx aus.Foto: A. Becher

© Sportfotografie Alexander Becher

Mario Marinic holt mit der TSG Backnang zu einem Heimdreier gegen Linx aus.Foto: A. Becher

Von Steffen Grün

Eigentlich hätte Backnangs Duell mit Linx bereits am Samstag um 14 Uhr stattfinden sollen. Warum der Anpfiff in den Etzwiesen nun erst gut 24 Stunden später ertönt, weiß der Sportliche Leiter Marc Erdmann zu berichten: „Der SV Linx hat die Auflage vom Gesundheitsamt, bis einschließlich 2. Oktober keinen Trainings- und Spielbetrieb zu absolvieren.“ Die Erklärung liegt in Pandemiezeiten auf der Hand, bei den Gästen hat Corona zugeschlagen. Drei Covid-19-Infektionen sorgten dafür, dass die jüngsten Partien in Göppingen und gegen Reutlingen sowie wegen vorheriger Verdachtsfälle auch schon das Spiel in Freiberg abgesagt werden mussten. Zuletzt im Einsatz war Linxam 15. September, gegen Walldorf II gab es ein 1:1. Am Sonntag in Backnang geht es für den Verein aus der Ortenau aus der kalten Hose wieder los. Es ist alles andere als eine optimale Vorbereitung, doch eine Alternative gibt es praktisch nicht. Weil das Team von Trainer Thomas Leberer erst sechs Begegnungen bestritten hat, ist es für die Oberliga-Spielkommission sowieso schon schwierig genug, sämtliche Nachholspiele im eng getakteten Terminplan unterzubringen.

Die TSG zählt zu den Klubs, die bislang

die meisten Partien absolvieren konnten

Ein Blick auf die arg verzerrte Tabelle zeigt, welche Auswirkungen positive Tests, Verdachtsfälle und damit verbundene Quarantänen haben. Obwohl auch die TSG Backnang nicht verschont blieb und das Spiel gegen Freiberg wegen zwei Erkrankungen in den eigenen Reihen erst im zweiten Anlauf über die Bühne gebracht wurde, gehört das Team um Spielertrainer Mario Marinic zu jenen, die bislang am glimpflichsten davon kamen. Wie sieben weitere Oberligisten haben die Roten zehn Duelle absolviert, das toppt keiner. Im krassen Kontrast dazu stehen die mickrigen sechs Partien, die beim SSV Reutlingen und beim SV Linx in der Bilanz stehen. Der Rest liegt bei sieben, acht oder neun ausgetragenen Begegnungen, die Aussagekraft des Klassements ist deshalb begrenzt. Die Murrtaler haben die Nase mit 19 Punkten weiterhin vorne, doch es gibt mehrere Kontrahenten, die mit Erfolgen in den Nachholspielen vorbeiziehen könnten. Allen voran der Dritte aus Göppingen (17 Zähler), der zwei Duelle in der Hinterhand hat. Schaffen könnten es aber auch die Titelfavoriten Freiberg (9. Platz, 8 Spiele, 15 Punkte) und Stuttgarter Kickers (10. Platz, 7 Spiele, 13 Punkte) sowie der sonntägliche Gegner aus Linx, der als Zwölfter mit 13 Zählern vier Partien weniger bestritten hat.

Laut WFV ist das Problem in der Oberliga besonders ausgeprägt. Zwar sind die abgesagten Spiele mittlerweile alle neu terminiert und die Infektionslage scheint sich aktuell etwas zu entspannen, doch die Sorge bleibt mit Blick auf den Herbst und Winter groß. Daher zieht die Spielkommission, die seit Wochen im Dauereinsatz ist, um den Ligabetrieb in der Pandemie bestmöglich zu organisieren, die Daumenschrauben an. Ab sofort werden Partien nicht mehr so schnell abgesagt. Ein Team gilt als „spielfähig“, solange 16 Mann zur Verfügung stehen, die in dieser Runde mindestens schon einmal bei einem Punktspiel auf dem Spielberichtsbogen standen. Klingt zunächst nicht besonders streng, aber: Ungeimpfte Akteure, die in Quarantäne müssen, gelten als einsatzfähig, wie José Macias vom WFV erläutert. Dasselbe gilt für verletzte, erkrankte und gesperrte Spieler. Nur positiv getestete Kicker werden abgezogen, und das unabhängig vom Impfstatus. Damit kann es personell schon mal eng werden, doch in der Praxis würden die Vereine ihr Team wohl mit A-Junioren oder Spielern der Zweiten auffüllen statt am grünen Tisch zu verlieren. „Es ist der richtige Weg, um die Saison sauber über die Bühne zu bekommen“, zeigt TSG-Spielertrainer Marinic Verständnis.

Sollte im Ländle die Alarmstufe der Coronaverordnung erreicht werden und damit nur noch geimpfte oder genesene Personen die Sportplätze betreten dürfen, will der WFV den Spielbetrieb trotzdem aufrechterhalten. Der Verband wirbt deshalb noch einmal mit Nachdruck für die Impfung.

Kapitän Biyik kehrt zurück

Heimvorteil „Wir wollen den Abwärtstrend stoppen“, sagt Mario Marinic. Hört sich aus dem Mund des Trainers des Oberliga-Spitzenreiters zunächst komisch an, doch tatsächlich verlor die TSG Backnang zuletzt zweimal. Beim 0:3 gegen Freiberg und beim 0:2 in Villingen bemängelte der 37-Jährige individuelle Fehler, die gelte es abzustellen. Zu Hause soll am Sonntag (14.30 Uhr) wieder ein Dreier her, auch wenn Marinic Respekt vor der hohen Qualität der Gäste hat.

Personal Kapitän Oguzhan Biyik hat seinen Muskelfaserriss auskuriert und kehrt nach drei Spielen Pause in den Kader zurück. Bei Mert Tasdelen (muskuläre Probleme), der zwei Partien verpasst hat, ist es noch nicht sicher. Fragezeichen stehen auch hinter den Keepern Mika Wilhelm und Julian Guttenson, einer ist als Nummer zwei aber hoffentlich dabei. Die Langzeitverletzten Michl Bauer und Niklas Pollex fehlen weiterhin.

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Erstellt:
1. Oktober 2021, 06:00 Uhr

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