Darts-Märchen geht weiter: Elektriker Cross will ganz hoch

dpa Göttingen. 2016? Elektriker. 2019? Welt- und Europameister als Darts-Profi. Rob Cross hat in der Pfeile-Szene für eine Cinderella-Story gesorgt. Mit dem EM-Titel von Göttingen sieht er den Weg noch lange nicht beendet.

Holte sich in Göttingen den EM-Pokal im Darts: Rob Cross. Foto: Swen Pförtner/dpa

Holte sich in Göttingen den EM-Pokal im Darts: Rob Cross. Foto: Swen Pförtner/dpa

Nach seinem neuerlichen Coup stürzte sich Rob Cross ins Nachtleben von Göttingen und stieß auf sein perfektes Wochenende an.

Der 29 Jahre alte Engländer, der vor drei Jahren noch Vollzeit als Elektriker arbeitete, hat sein modernes Darts-Märchen um ein Kapitel fortgeschrieben und darf sich seit Sonntagabend auch Europameister nennen. „Ich fühle mich großartig. Das ist atemberaubend, ich genieße das einfach“, sagte „Voltage“ Cross nach seinem 11:6-Finalsieg über den Waliser Gerwyn Price, der wie seine früheren Rugby-Kollegen bei der WM am großen Coup vorbeischrammte.

Für Cross ist es knapp zwei Jahre nach dem überraschenden WM-Titel gegen die inzwischen abgetretene Darts-Legende Phil Taylor der nächste Meilenstein. Den Sieg über „The Power“ nennt Cross noch heute eine „Cinderella-Story“, das folgende Jahr wurde dagegen zur großen Herausforderung und einer echten Geduldsprobe. Doch der Familienvater hat den kometenhaften Aufstieg inzwischen verarbeitet und spielt 2019 sein bestes Jahr. Der EM-Titel war nach dem bedeutenden World Matchplay schon sein zweiter großer Triumph in wenigen Monaten.

Schon gut sechs Wochen vor der WM in London, bei der Cross als härtester Herausforderer von Titelverteidiger Michael van Gerwen gilt, schickte der neue Europameister eine mutige Kampfansage an den Niederländer. „Ich will die Nummer eins der Welt werden!“, tönte  Cross, dessen Erfolg von Göttingen nicht nur einen großen Silberpokal, sondern auch rund 140.000 Euro Preisgeld einbringt.

„Ich habe einige Dinge geändert. Ich habe nun mehr Erfahrungen und weiß, was es bedeutet, ein Profi zu sein. Am Anfang hatte ich gar keinen Plan“, räumte Cross am Sonntag im weitläufigen Interviewraum der Göttinger Lokhalle ein. Die Erfahrungen, die er in seiner noch immer jungen Karriere als Darts-Profi gemacht hat, haben ihn geprägt - vielleicht gerade deshalb, weil sie nicht immer positiv waren. Vor allem mit dem deutschen Publikum hatte Cross wiederholt zu kämpfen und machte daraus auch keinen Hehl.

Im Gegenteil: Bei der WM im Vorjahr veröffentlichte Cross sogar beängstigende Post. „Wenn du Weltmeister wirst, kommt dir nicht in den Sinn, dass ein Spinner deiner Familie Todesdrohungen aus Deutschland schickt“, erklärte „Voltage“ damals. Auch in den Hallen störte sich Cross massiv am Verhalten der Deutschen, das Publikum nannte er nach einem Turnier in Köln das „vermutlich respektloseste, gegen das ich je gespielt habe“.

Am Sonntag wirkte der Weltranglistenzweite mit den Vorkommnissen des Sommers versöhnt. Doch auch im Duell Ex-Elektriker Cross gegen Ex-Rugby-Profi Price hatten die deutschen Fans eingewirkt: Diesmal gegen den polarisierenden Muskelprotz Price, der nach der Niederlage im Endspiel - sichtlich getroffen und mit finsterer Miene - in einem kurzen Statement zu Fairplay ermahnte. Cross sagte dazu: „Das Anfeuern und die Buhrufe sind in Ordnung, aber das Pfeifen ist unverschämt.“ Insgesamt hatten in vier Tagen gut 10.000 Fans die EM in Göttingen besucht.

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Erstellt:
28. Oktober 2019, 10:48 Uhr

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