Das große Zittern der Fußballer auf der Zielgeraden

Die Fußballteams auf Bezirks- und Verbandsebene haben den Endspurt vor sich, aber vor allem im Kampf um den Klassenverbleib sind noch viele Fragen offen. Das hat damit zu tun, dass aufgrund mehrerer Variablen die Anzahl der Absteiger immer noch ziemlich stark schwanken kann.

Jannis Scholz (Mitte) und der SV Unterweissach stecken in der Fußball-Bezirksliga noch mitten im Abstiegskampf – wie so viele Vereine in mehreren Klassen. Foto: Tobias Sellmaier

© Tobias Sellmaier

Jannis Scholz (Mitte) und der SV Unterweissach stecken in der Fußball-Bezirksliga noch mitten im Abstiegskampf – wie so viele Vereine in mehreren Klassen. Foto: Tobias Sellmaier

Von Steffen Grün

Es gibt so und so viele Absteiger – und fertig: Das wäre wünschenswert, geht in den Spielklassen auf Bezirks- und Verbandsebene aber kaum. Warum? Weil alles mit allem irgendwie zusammenhängt. Ob es in der Regionalliga Südwest einen Verein aus Baden-Württemberg erwischt, kann beispielsweise auf indirektem Weg und über einige Banden eine Rolle dabei spielen, wie viele Mannschaften letztlich aus der Kreisliga A in die Kreisliga B und damit in die tiefste Spielklasse an Rems und Murr runtermüssen. Anders ausgedrückt: In allen Ligen bemisst sich die Anzahl der Absteiger stets auch an den Entwicklungen in den höheren Etagen.

Dass der Taschenrechner in dieser Runde vielleicht noch etwas häufiger zum Einsatz kommt, als es schon in früheren Spielzeiten der Fall war, erklärt sich mit zwei Besonderheiten. Erstens: Weil der Abstieg in der Coronapandemie ausgesetzt war, müssen die teils immer noch aufgeblähten Ligen wieder auf Normalmaß gestutzt werden. Zweitens: Die Reform der Verbands- und Spielklassenstruktur des Württembergischen Fußballverbands, die zur übernächsten Saison greift, muss vorbereitet werden. Weil von 16 Bezirken nur noch 12 übrig bleiben und dasselbe auch für die Bezirksligen gilt, gibt es in dieser Spielklasse in der laufenden und kommenden Runde einen verschärften Abstieg – mit den entsprechenden Folgen für die Kreisliga A. Wir erklären, wie der Stand der Dinge für die Vereine aus dem Raum Backnang ist, was ihnen im Worst-Case-Szenario droht und wie der Optimalfall aussieht.

Oberliga Klar ist für die TSG Backnang nur eins: Bleibt sie Vorletzter, wie sie es mit 26 Punkten derzeit ist, steigt sie ab. Klettert sie lediglich auf den drittletzten Platz, den derzeit Neckarsulm mit 27 Zählern innehat, ist sie auf doppelte Schützenhilfe angewiesen. Zum einen dürfte kein baden-württembergisches Team aus der Regionalliga Südwest in die Oberliga absteigen, zum anderen müsste der Vizemeister in der Aufstiegsrunde den Sprung nach oben schaffen. Für die erste Voraussetzung sieht es gar nicht so schlecht aus, denn derzeit belegen Koblenz (15 Punkte), Trier (17) und Worms (22) die drei Abstiegsplätze in der Regionalliga. Vor diesem Trio liegt Kassel (25), erst dann folgen Aalen (25) und Freiberg (26). Die zweite Bedingung bedeutet, dass die Roten wohl dem Nachbarn die Daumen drücken müssten, denn der SG Sonnenhof Großaspach ist der zweite Platz hinter den Stuttgarter Kickers so gut wie sicher. Zwei Absteiger sind also der Optimalfall, mehr als abwegig sind fünf oder gar das Maximum von sechs. Für die TSG Backnang bedeutet das, am besten mindestens vier Teams hinter sich zu lassen und – wenn das nicht klappt – sich zu freuen, falls es am Ende trotzdem gut ausgeht.

Landesliga Als Viert- und als Fünftletzter gehören die SG Oppenweiler-Strümpfelbach und der SV Allmersbach ohne Zweifel zu den akut gefährdeten Vereinen. Warum? Weil so gut wie klar ist, dass in ihrer Spielklasse sechs Teams in die Bezirksliga runtermüssen. Das liegt daran, dass der SKV Rutesheim als abgeschlagenes Schlusslicht der württembergischen Verbandsliga praktisch nicht mehr zu retten ist und dieser Klub auf alle Fälle in der Staffel 1 der Landesliga mit den Murrtalteams aufschlägt. Bei sechs Absteigern bleibt es zugleich aber auch. Warum? Weil es selbst dann keinen Dominoeffekt auslöst, wenn aus der Oberliga mit der TSG Backnang, der Sport-Union Neckarsulm und/oder dem FV Ravensburg zwei oder gar drei Mannschaften in die württembergische Verbandsliga absteigen sollten. Dort hätte das zwar bis zu sieben Absteiger zur Folge, die sich auf die vier Landesligen verteilen, doch in der Staffel 1 mit der SGOS und dem SVA landet neben Rutesheim allenfalls noch der derzeit knapp über dem Strich stehende TSV Ilshofen. Das ändert dort aber nichts – und einen dritten Verein, der von oben dazustößt, wird es definitiv nicht mehr geben. Bedeutet für Allmersbach und Oppenweiler, noch zwei beziehungsweise drei Kontrahenten überholen zu müssen, um zumindest den Relegationsplatz zu erobern. Und noch einmal einen mehr, um auf direktem Wege drinzubleiben. Möglich ist es allemal noch, die Abstände sind äußerst gering.

Die Abstiegsfrage, erklärt anhand der Oberliga: 18 Vereine sind es in dieser Saison (dunkelblau), 18 sollen es bleiben (hellblau), zwei bis sechs Absteiger sind möglich (rot). Die Maximalzahlen werden in allen Spielklassen nicht erreicht. Grafik: WFV/BKZ, Sindy Horn

Die Abstiegsfrage, erklärt anhand der Oberliga: 18 Vereine sind es in dieser Saison (dunkelblau), 18 sollen es bleiben (hellblau), zwei bis sechs Absteiger sind möglich (rot). Die Maximalzahlen werden in allen Spielklassen nicht erreicht. Grafik: WFV/BKZ, Sindy Horn

Bezirksliga In dieser Spielklasse, bei der es sich um den Übergang von der Verbands- auf die Bezirksebene handelt, schauen alle abstiegsgefährdeten Teams auf die Staffel 1 der Landesliga. Dass es dort fast sicher sechs Absteiger sind, macht die Lage auch in der Etage darunter etwas übersichtlicher – aber nicht weniger kritisch. Man muss nämlich davon ausgehen, dass es mit dem TV Oeffingen, der SGOS und dem SVA, die derzeit allesamt absteigen würden, durchaus drei Rems-Murr-Vertreter treffen kann. Eventuell sogar vier, denn auch der SV Breuningsweiler ist längst noch nicht gerettet. Damit wären es in der Bezirksliga bis zu sieben Absteiger. Das ist das Horrorszenario, aber fünf oder sechs sind eine realistische Prognose. Drei oder vier wären für die Bezirksligisten toll, gelten aber als sehr unwahrscheinlich – zumal es wegen der Bezirksreform den bereits erwähnten verschärften Abstieg gibt. Die Spvgg Kleinaspach/Allmersbach muss sich als Drittletzter mit 14 Punkten deshalb langsam mit dem Abstieg anfreunden, zumal der SV Steinbach als Viertletzter schon 23 Zähler aufweist. Reichen wird auch dieser Platz nicht, der SVS ist allerdings noch dran. Selbst der SV Unterweissach, der als Siebtletzter wohl zumindest auf die Relegation hoffen dürfte, hat nur 24 Punkte.

Kreisliga A In dieser Spielklasse, die in die A 1 (eher Remstal) und in die A 2 (eher Murrtal) aufgeteilt ist, wirkt es sich selbstredend auch aus, dass es in der Bezirksliga mehr als ein Drittel aller Vereine erwischen kann. Die A-2-Kellerkinder drücken Kleinaspach, Steinbach, Rudersberg, Unterweissach und Sulzbach-Laufen im Bezirksliga-Abstiegskampf die Daumen, da dieses Quintett in ihrer Staffel landen würde und dort wiederum Platz geschaffen werden müsste. Weil es aber keineswegs ausgeschlossen ist, dass vier dieser fünf Klubs in den sauren Apfel beißen müssen, sollten sich die Teams in der A 2 auf ein Szenario mit sechs Absteigern einstellen und sich freuen, wenn es am Ende vielleicht ein, zwei weniger werden. Der SV Steinbach II ist längst abgeschlagen, für den Vorletzten TSV Oberbrüden wird es eine kaum lösbare Herkulesaufgabe. Doch selbst der TSV Althütte als Siebter darf sich fürs Erste noch nicht in Sicherheit wiegen.

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Erstellt:
19. April 2023, 06:00 Uhr

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