Der fast gezähmte Rowdy: Max Verstappen

dpa Barcelona. Ein Typ, wie die Formel 1 ihn braucht. Sein Talent - unbestritten. Seine Art - auch polarisierend. Wenn nicht gerade Corona-Zeit ist, bringt Max Verstappen tausende Fans in Orange an die Strecken weltweit. Rasend schnell und vorerst erster Hamilton-Herausforderer.

Hat ein gesegnetes Talent zum Rennfahren Der niederländische Formel-1-Pilot Max Verstappen. Foto: Alejandro Garcia/EFE/dpa

Hat ein gesegnetes Talent zum Rennfahren Der niederländische Formel-1-Pilot Max Verstappen. Foto: Alejandro Garcia/EFE/dpa

Das vielleicht Wichtigste zuerst: Er ist gerade mal 22 Jahre alt. Aber er fährt schon lange in der Formel 1. Genau genommen seit dem 15. März 2015. Richtig, da war Max Verstappen 17 Jahre alt - der jüngste Starter in der Motorsport-Königklasse.

Ein forscher, ein kecker, ein frecher, auch ein bisweilen überzogen-arrogant wirkender Draufgänger. Schnell verdient sich Verstappen Spitznamen wie „Mad Max“. Rüpelauftritte, Rowdy-Fahrten, ja sogar Handgreiflichkeiten mit Konkurrenten, für die er mit gemeinnütziger Arbeit bestraft wird. Verstappen beherrscht auch die schmutzige Seite des PS-Repertoires. Aber er hat vor allem auch eines: ein gesegnetes Talent zum Rennfahren.

„Nicht von dieser Welt“, pries in diesem Jahr Ex-Weltmeister Jenson Button die Fahreigenschaften des Niederländers: „Erstaunlich, was er mit einem Auto anstellen kann.“ Verstappen erinnere ihn in vielen Dingen an Michael Schumacher, meinte nun der ehemalige Button-Teamchef, ehemalige Schumacher-Erfolgsmitgarant und jetzige Formel-1-Direktor Ross Brawn. „Das Limit des Autos ist nicht das Limit von Max Verstappen.“ Wenn er an die frühen Tage Verstappens in der Formel 1 denke, sei schon damals sein Speed klar gewesen. „Nun ist er gereift zu einem außergewöhnlichen Rennfahrer“, betonte Brawn.

In Silverstone bewies es Verstappen mal wieder. Mit dem Sieg gegen den ratlosen sechsmaligen Weltmeister Lewis Hamilton im Mercedes nährte Verstappen die Hoffnung der Rennfans auf doch noch eine spannende Corona-Notsaison. Verstappen statt Sebastian Vettel, Red Bull statt Ferrari, Vettels Ex-Team statt Vettels aktuelles Team.

Allein der Funkverkehr legt Zeugnis ab, wie Fahrer und Team erfolgreich sein können oder aber sich gegenseitig im Weg stehen. Vettel giftete, nachdem er zu früh zum Reifenwechsel beordert worden war, Verstappen scherzte auf seine Weise, als er aufgefordert wurde, behutsam zu fahren hinter Hamilton. „Ich sitz' hier nicht wie eine Großmutter“, funkte Verstappen - und gab Gas.

„Seine Großmutter muss ziemlich schnell sein“, meinte nach dem Rennen Red-Bull-Teamchef Christian Horner. Dass Verstappen und Vettel von der Formel 1 zu den Stars des Funkverkehrs auserkoren wurden, nutzte Vettel wenig, bei Verstappen passte es in einen perfekten Tag.

Praktisch seit der Sohn des ehemaligen Formel-1-Piloten und Michael-Schumacher-Teamkollegen Jos Verstappen seine ersten Runden beim Training im Oktober 2014 in Suzuka mit 17 Jahren und drei Tagen drehte, wird ihm eine große Zukunft prophezeit. Jüngster Formel-1-Rennstarter mit 17 Jahren und 166 Tagen, jüngster Rennsieger Verstappen mit 18 Jahren und 228 Tagen ist Verstappen bereits.

Jüngster Weltmeister kann er immer noch werden in diesem Jahr, am 30. September wird er 23. 23 Jahre und 134 Tage war Vettel 2010 beim ersten von insgesamt vier Triumphen mit Red Bull.

30 Punkte Rückstand auf Hamilton hat Verstappen vor dem Großen Preis von Spanien am 16. August (15.10 Uhr/RTL und Sky). Am 15. Mai 2016 gewann Verstappen dort zum ersten Mal ein Formel-1-Rennen. Er war da, als Mercedes schwächelte. Hamilton und sein damaliger deutscher Teamkollege Nico Rosberg waren mit ihren überlegenen Silberpfeilen kollidiert und ausgeschieden. „Wahnsinn, wie er gefahren ist“, stammelte damals Papa Jos Verstappen. Was er am Sonntag wohl sagen würde, wenn Sohn Max seinen 10. Grand-Prix-Erfolg schaffen sollte?

© dpa-infocom, dpa:200811-99-122875/2

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Erstellt:
11. August 2020, 10:12 Uhr

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