Der Herr mit genauem Blick an der Platte

Max Gruber vom TV Murrhardt ist der ranghöchste Tischtennisreferee in der Region. Er hat nun erfolgreich die Prüfungen zum nationalen Schiedsrichter mit Bestnoten abgelegt und wird in Zukunft in der Ersten Bundesliga und bei der deutschen Meisterschaft im Einsatz sein.

Der Murrhardter Max Gruber überprüft als Oberschiedsrichter mit einer Messlehre auch den Tischtennisschläger. Foto: Tobias Sellmaier

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Der Murrhardter Max Gruber überprüft als Oberschiedsrichter mit einer Messlehre auch den Tischtennisschläger. Foto: Tobias Sellmaier

Von Heiko Schmidt

Der Tischtennissport fasziniert Max Gruber. „Seit 2006 spiele ich aktiv“, sagt der heute 26-Jährige. Sein Heimatverein ist der TV Murrhardt. Für den schwingt er auch weiterhin den Schläger. Mit der vierten Mannschaft wurde der in Schwäbisch Hall geborene Gruber Vizemeister in der Kreisliga B. Doch der große Durchbruch ist ihm als Spieler nicht gelungen. Deshalb entschied er sich dazu, auch Schiedsrichter zu werden. „Der Reiz, bei höherklassigen Spielen ganz dicht dabei sein zu sein, hat den Ausschlag gegeben“, nennt Gruber den Hauptgrund für sein Engagement als Referee. „Ich wurde von Jürgen Wörner und Volker Schlipf vom TVM angesprochen, ob ich nicht einen Lehrgang mitmache“, berichtet der Murrhardter. Das war im Jahr 2013 sein Einstieg als Schiedsrichter im Tischtennis.

In den vergangenen neun Jahren hat Max Gruber einiges in den Sporthallen erlebt. Schließlich hat er etwa 15 Einsätze pro Saison. „Das ist gegenüber anderen viel“, so der 26-Jährige. Er musste bereits drei Betreuern die Rote Karte zeigen, „aber einem Spieler noch nie“. Doch wie läuft eine Partie aus der Sicht eines Tischtennis-Oberschiedsrichters ab? „Spätestens eine Stunde vor Spielbeginn muss ich in der Halle sein“, berichtet der 26-Jährige. Er überprüft dann die Tische und Netze sowie die Größe der Boxen, die die Spielfläche eingrenzen. Dann wird mit den Mannschaftsführern Kontakt aufgenommen und Formulare ausgefüllt. 30 Minuten später müssen die Doppelaufstellungen der Teams vorliegen. Eine Viertelstunde vor dem Beginn nimmt sich Gruber die Schläger der Akteure vor. Diese prüft er genau. In der Zweiten Bundesliga und in den Ligen darunter nimmt er dafür eine Messlehre. In der Ersten Bundesliga geschieht das digital, schließlich hat Gruber eine Lizenz als Tischtennisschlägertester.

Als Oberschiedsrichter überwacht Gruber den kompletten Ablauf des Spiels

Nach der Begrüßung der Mannschaften beginnt die Begegnung. Für Gruber gibt es aber keine Zeit zum Ausruhen. „Ich überwache den Gesamtablauf, fülle den Spielbericht aus und schaue danach, dass die Pausenlängen eingehalten werden.“ Auch das Coaching der Trainer muss im Auge behalten werden, denn während der Ballwechsel sind Hinweise nicht erlaubt. Nach Spielende füllt Gruber das Spielformular aus, das es nach wie vor auf Papier mit Durchschlag für jedes Team gibt. Der Rest wird übers Internet abgewickelt. Nach zwei bis drei Stunden ist die Aufgabe für Oberschiedsrichter Max Gruber in einer Partie beendet.

Als Lohn bekommt er zwischen 25 Euro für ein Zweitliga-Spiel und 20 Euro für eine Oberliga-Begegnung. Die Fahrtkosten kommen hinzu. Reich wird er damit aber nicht. „Ich mache es nicht fürs Geld, sondern aus Spaß am Tischtennis“, sagt Max Gruber. Allerdings wünscht er sich eine komplette Kostendeckung. Bei den meisten Spielen, besonders in den höheren Klassen, müssen sich die Referees ihre Verpflegung vor Ort selbst bezahlen. Bei Turnieren in der Umgebung bekommt er schon eher mal belegte Weckle und Getränke umsonst. Doch das ist nicht das Wichtigste für den Murrhardter, der inzwischen im Nürtinger Stadtteil Reudern wohnt. Dort hat es ihn aufgrund seines Referendariats bei der Gemeinschaftsschule in Frickenhausen hingezogen. Der angehende Lehrer für Physik und Mathematik bleibt trotzdem seiner Heimat im Schwäbischen Wald und dem Tischtennis eng verbunden.

Max Gruber hat nämlich als Unparteiischer noch einiges vor. Im Rahmen der deutschen U-18-Meisterschaft in Chemnitz legte er die Prüfung zum nationalen Schiedsrichter erfolgreich ab. Dazu zählten eine schriftliche, mündliche und praktische Prüfung. Letztgenannte fand im Rahmen des Turniers statt. „Ich habe den Lehrgang als Jahrgangsbester mit 95 von 100 möglichen Punkten abgeschlossen“, sagt der Murrhardter stolz. In Zukunft darf er die Begegnungen auch in der Ersten Bundesliga für fünf Euro mehr sowie bei der deutschen Meisterschaft der Männer und Frauen leiten: „Daran habe ich großes Interesse.“ Während er sich als Referee bei Titelkämpfen selbst bewerben muss, erfolgt die Einteilung der Unparteiischen in der Ersten Bundesliga schon vor dem Start für die komplette Saison bis zum Ende.

Der 26-Jährige hat noch weitere Ziele. „In zwei bis drei Jahren möchte ich die Prüfung zur ersten internationalen Schiedsrichterstufe machen“, so Gruber. Allerdings muss er sich dann entschieden, ob er lieber Ober- oder eher Tischschiedsrichter sein möchte. Bislang hat er sich als Allrounder gesehen. „Ich bin mir noch nicht ganz schlüssig, was ich machen werde.“ Auf jeden Fall will er dem Tischtennis in Zukunft eng verbunden bleiben. Vielleicht winkt ihm auch in einigen Jahren eine Teilnahme an den Olympischen Spielen. „Das ist schon ein megahohes Ziel.“

Weitere Referees der Region

Einstufungen In den Tischtennisspielklassen ist erst ab der Verbandsoberliga auswärts ein Oberschiedsrichter vor Ort. In den Ligen darunter übernehmen diese Aufgabe meist die Mannschaftskapitäne beider Teams. Bis zur Zweiten Bundesliga muss bei jeder Partie ein Oberschiedsrichter da sein. In der Ersten Bundesliga der Männer kommen drei neutrale Tischschiedsrichter hinzu. Bei den Frauen sind es gar vier, da dort parallel auf zwei Platten gespielt wird.

Schiedsrichterkollegen Im Tischtennisbezirk Rems gibt es neben Max Gruber weitere Verbandsschiedsrichter. Dies sind Klaus Martin vom TTV Großaspach sowie Titus Simon und Oliver Chatterjee von den Sportfreunden Großerlach. Hinzu kommt Ulrich Rothmund, der eigentlich dem Tischtennisbezirk Heilbronn angehört, aber in Auenwald wohnt. Chatterjee und Rothmund werden auch in der Zweiten und Dritten Bundesliga eingesetzt.

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Erstellt:
17. Mai 2022, 06:00 Uhr

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