Der lange Weg zum Anfang vom Ende

Das besondere EM-Tor: Mit Feuereifer, Vergnügen und viel Geduld stellen E-Jugendliche der Spvgg Kleinaspach/Allmersbach den englischen Treffer nach, mit dem Raheem Sterling ganz Fußballdeutschland aus allen Europameisterschaftsträumen riss.

Einen Schritt vor dem Gegner in Schwarz: Kleinaspachs als Neymar getarnte Antwort auf Englands Raheem Sterling, den Mann, der Deutschland ins EM-Aus schoss. Foto: T. Sellmaier

© Tobias Sellmaier

Einen Schritt vor dem Gegner in Schwarz: Kleinaspachs als Neymar getarnte Antwort auf Englands Raheem Sterling, den Mann, der Deutschland ins EM-Aus schoss. Foto: T. Sellmaier

Von Uwe Flegel

So richtig zu erkennen ist es nicht, ob der Blick von der benachbarten Hälfte des Trainingsplatzes eher mitleidig oder einfach nur neidisch ist. Den zwölf E-Jugend-Fußballern der Spvgg Kleinaspach/ Allmersbach scheint aber nicht ganz geheuer zu sein, was ihre fünf Teamkollegen da drüben seit gut einer halben Stunde treiben. Immer wieder flankt Jonas Beck von links und in der Mitte rennen Leon Höger, Florian Reguschik und Ben Biebel zum Ball, um ihn an Schlussmann Tom Unkauf vorbei ins Netz zu befördern. Eben ganz so, wie es Raheem Sterling auf Vorlage von Luke Shaw vor den Augen von Kapitän Harry Kane beim englischen 1:0 im Achtelfinalduell mit Deutschland gemacht hat, ohne dass es Verteidiger Mats Hummels und Torwart Manuel Neuer verhindern konnten.

Den Anfang vom deutschen Europameisterschaftsende bedeutete der Treffer des Angreifers von Manchester City. Das 2:0 von Kane nur ein paar Minuten später war für die Gastgeber im Wembley-Stadion nur noch so etwas wie die Kirsche auf der Torte. Für die fünf Neunjährigen aus Aspach war es ein Ergebnis, das passte. „Deutschland hat zu Recht verloren“, sind sie sich einig und auch bei der Gesamtbeurteilung der EM-Leistungen der DFB-Elf gibt’s beim Nachwuchs auf dem Sportplatz am Hardtwald wenig Gnade: „Das war nix, eigentlich hätten wir schon gegen Ungarn rausfliegen müssen.“ Einzig das Spiel gegen Portugal sei in Ordnung, ja sogar gut gewesen.

Große Worte haben die kleinen Kicker der Spvgg also schon einmal geschafft. Nun gilt es für die Schützlinge der beiden Trainer Holger Biebel und Oliver Höger aber, die großen Taten folgen zu lassen. Per Videostudium werden das Tor, das Fußballdeutschland aus den letzten Träumen riss, und seine Entstehung noch einmal in Erinnerung gerufen, dann geht’s ans Werk. Jonas flankt, der Rest wuselt in der Mitte in Richtung Ball und stellt rasch fest, dass das, was bei den großen Stars so kinderleicht aussieht, für Sternchen nicht ganz so einfach ist. Mal passt das Timing in der Mitte nicht, mal ist der Querpass einen Tick zu weit vorne oder hinten. Versuch folgt auf Versuch, Laufwege werden verändert und die Aktionen von guten Tipps der Erwachsenen begleitet. 100-prozentig haut es trotzdem irgendwie nicht hin, obwohl Kleinaspachs dazukommendes Urgestein Ralf Schlipf sofort erkennt, „das soll Englands 1:0 gegen Deutschland sein“. Richtig und genauso präzise, wie’s nun langsam auch auf dem Platz wird.

„Ihr müsst warten und in den Ball reinlaufen“, gibt Oliver Höger den Jungs öfter mit auf den Weg. Aus guten Gründen. Die Geduld von Neunjährigen ist nicht unendlich. Nach mittlerweile nun 40 Minuten hat das alles was von Flöhe hüten. Allerdings immer nur kurz, gelingt’s den Trainern doch stets, dass die Kids die Aufgabe konzentriert angehen. Wobei Aspachs Antwort auf Englands Sterling ausgetauscht werden musste und zwischenzeitlich als Neymar junior getarnt auf Torejagd geht. Und das ganz offensichtlich mit viel Vergnügen, wie das Lachen der Kinder beweist. Richtig fröhlich sind sie aber erst, als von BKZ-Fotograf Tobias Sellmaier der Bescheid kommt: „Passt. Jetzt haben wir es so, wie es sein soll.“ Hört sich gut an, reicht aber nicht, um den Eifer des Aspacher Nachwuchses zu bremsen. Es wird weiter geflankt, weiter in Richtung Flachpass gerannt und der Ball wird weiterhin mit mal mehr und mal weniger Erfolg aufs Tor geschossen. Eigentlich logisch, schließlich, so die kleinen Kicker vom Hardtwald, „hat es richtig viel Spaß gemacht“.

Während der Europameisterschaft lässt unsere Zeitung von Jugendfußballern aus Vereinen der Region besondere EM-Treffer nachstellen. Pro Woche suchen wir mit den Jungs und ihren Trainern ein Tor aus. Dies- mal fiel die Wahl aufs 1:0 von Raheem Sterling beim englischen 2:0-Achtelfinalsieg gegen Deutschland. Die Partie endete 2:0 und bedeutete das Aus für die DFB-Elf.

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Erstellt:
3. Juli 2021, 11:30 Uhr

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