Deutsche Olympiaboxer kämpfen mit Coronavirus

Der Backnanger Wladislaw Baryshnik und das Nationalteam haben sich im Trainingslager im Ötztal mit Covid-19 infiziert. Der Halbweltergewichtler sitzt seit einer Woche auf dem Hotelzimmer in Längenfeld in Quarantäne fest.

Hat nach der Coronainfektion gerade nichts zu lachen: Wladislaw Baryshnik. Foto: O1NE.Sport/Alex

Hat nach der Coronainfektion gerade nichts zu lachen: Wladislaw Baryshnik. Foto: O1NE.Sport/Alex

Von Uwe Flegel

„Mir geht es eigentlich ganz gut“, berichtet Wladislaw Baryshnik. Sein Zimmer verlassen darf der 24-jährige Boxer des KSC Backnang beim Trainingslager allerdings trotzdem nicht. Er steckt mittlerweile seit sieben Tagen in Quarantäne. Wie die anderen 17 Kämpfer und sieben Betreuer des deutschen Box-Olympiateams, die sich im österreichischen Ötztal offenbar allesamt mit dem Coronavirus infiziert haben.

Ende August reisten der zweimalige deutsche Meister im Halbweltergewicht und die Nationalmannschaft nach Längenfeld. Was der Tross des Deutschen Boxsportverbands offenbar nicht wusste, das ist, dass sie im selben Hotel logierten, in dem auch Fußball-Bundesligist Schalke 04 im Trainingslager war und bei dem es zu positiven Coronatests gekommen war. Laut dem deutschen Nachrichtenmagazin Der Spiegel seien die Betroffenen aus dem Schalker Personenkreis offenbar noch im Hotel anwesend und auf demselben Hotelflur wie einige deutsche Boxer untergebracht gewesen. Der Spiegel zitiert dazu die deutsche Aktivensprecherin Nadine Apetz: „Das haben wir nur durch Zufall mitbekommen, weil dort immer Essen vor die Zimmertüren gestellt wurde.“ Unklar ist, ob es zu einem direkten Kontakt zwischen Fußballern und Boxern gekommen ist. Schalke sagt Nein, schreibt der Spiegel, und der Geschäftsführer des Boxsportverbands Michael Müller wollte nicht spekulieren.

Wladislaw Baryshnik kann dazu allerdings nicht viel sagen. Auch weil der Kontakt der Boxer untereinander mittlerweile stark eingeschränkt ist. „Ich bin in Quarantäne und muss auf meinem Zimmer bleiben“, erzählt der 1,78 Meter große Kämpfer. Das Essen wird, wie bei Schalkes Fußballern, vor die Tor gestellt. „Zum Glück haben unsere Zimmer einen Balkon“, erzählt der Backnanger und fügt an: „Dann komme ich wenigstens ein bisschen an die frische Luft.“

An richtiges Training ist angesichts der Quarantäne nicht zu denken. „Ich mache im Zimmer Krafttraining und halt das, was allein geht“, berichtet der 24-Jährige, der sich soweit wieder gut fühlt. Riechen und Schmecken bereiten dem drahtigen Kämpfer allerdings noch große Probleme. Die anderen Symptome seien jedoch weg. Und das waren? „Einige Tage heftige Glieder- sowie Halsschmerzen und eine Nacht richtigen Schüttelfrost“, sagt Baryshnik, der das Ganze so einordnet: „Für mich hat es sich wie eine schwere Grippe angefühlt.“ Deshalb habe er am Anfang auch erst gedacht, sich halt stark erkältet zu haben, als er bei Wind, Regen und Kälte einen Trainingslauf absolvierte. Ganz so harmlos war es dann aber nicht.

Mittlerweile hat der durchtrainierte Sportler, so wie’s aussieht, die Coronainfektion ganz gut weggesteckt, sagt aber nachdenklich: „Bekommen das Menschen, die gesundheitlich angeschlagen oder älter sind, kann es richtig gefährlich werden.“ Deshalb hält sich sein Ärger über das misslungene Olympia-Trainingslager in Grenzen: „Hauptsache ist, dass keiner einen schweren Schaden davonträgt. Wir können die Situation jetzt ohnehin nicht mehr ändern.“

Wenn alles gut läuft, dann geht es am Donnerstag heim ins Ländle.

Dafür will er nun so schnell wie möglich seinen Aufenthaltsort ändern. „Wenn alles klappt, ich gesund und 48 Stunden symptomfrei bin, dann kann ich mit ein paar anderen Boxern am Donnerstag heimfahren.“ Baryshnik wäre dann mit nicht ganz zwei Wochen Verzögerung wieder zurück im Ländle. Statt der im Anschluss ans Trainingslager erhofften kurzen Ruhephase stehen nun allerdings wohl zusätzliche Übungseinheiten an. Schließlich hat die deutsche Hoffnung für die Olympischen Spiele in Tokio in der Gewichtsklasse bis 64 Kilogramm gerade genug Pause und bedauert: „Schade, denn zuvor hatten wir ein super Trainingslager mit super Bedingungen. Dann passiert einen Tag vor der Rückreise doch noch so eine Geschichte.“

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Erstellt:
15. September 2020, 06:00 Uhr

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