Deutsche Profi-Ligen für Corona-Mutation vorerst gerüstet

dpa Berlin. Im Moment halten Verantwortliche im Fußball, Handball, Basketball und Volleyball die Maßnahmen im Corona-Kampf in ihren Ligen für ausreichend. Aber was passiert, wenn sich die Virusvarianten ausbreiten?

Auch die BBL beobachtet die Entwicklung der Corona-Mutationen sehr genau. Foto: Tobias Hase/dpa

Auch die BBL beobachtet die Entwicklung der Corona-Mutationen sehr genau. Foto: Tobias Hase/dpa

Auch die großen deutschen Ballsport-Ligen beobachten die Entwicklung der Corona-Mutationen sehr genau.

„Wir arbeiten daran, unsere Hygienekonzepte an die jeweils vorherrschende Pandemie-Situation anzupassen, um dieser Möglichkeit entgegenzuwirken“, sagte Michael Evers, Präsident der Volleyball-Bundesliga, der Deutschen Presse-Agentur mit Blick auf eventuelle Auswirkungen durch die Virusvarianten auf den weiteren Saisonverlauf. Es sei jederzeit möglich, „das Testungsszenario weiter zu verschärfen, um Infektionen möglichst frühzeitig erkennen und die betroffenen Personen schnellstmöglich isolieren zu können“.

Hygiene-Experte Florian Kainzinger, der an den Konzepten der Basketball- und der Handball-Bundesliga mitarbeitete, sieht gar keinen Mangel an Regeln. „Die BBL muss aktuell ihr Konzept nicht anpassen – wichtig ist vielmehr, dass man die Umsetzung aller Regeln und Empfehlungen konsequent einhält und ggf. bei der „Anwendung“ nochmal nachschärft“, sagte Kainzinger.

Die Angst vor einer Ausbreitung von Virusvarianten wie in England oder Irland, wo die Infektionszahlen massiv gestiegen sind, ist aber da in Deutschland. „Wir haben es mit einer Mutante zu tun, die sich schneller verbreitet. Das quantitative Ausmaß, das muss man tatsächlich noch mal diskutieren“, sagte jüngst Virologe Christian Drosten von der Berliner Charité im Podcast „Coronavirus-Update“ bei NDR-Info.

Die Variante ist nach seiner Einschätzung um einen kleineren Prozentsatz ansteckender als zunächst angenommen - anfangs war von 50 bis 70 Prozent im Vergleich zu früheren Formen die Rede gewesen. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hatte bei der Verlängerung des Lockdowns bis zum 14. Februar und weiteren Maßnahmen zur Verschärfung betont: „Jetzt ist die Zeit, um der Gefahr, die in diesem mutierten Virus steckt, vorzubeugen. Es geht also um Vorsorge.“

Die Anzeichen, die es bis jetzt sowohl auf der Seite der steigenden Anzahl an Impfungen und auf der anderen Seite der Wirksamkeit der Präparate gebe, würden ihn zuversichtlich nach vorne schauen lassen, sagte Bob Hanning, Vizepräsident des Deutschen Handball-Bundes und Manager der Füchse Berlin, der Deutschen Presse-Agentur. Wie alle anderen hofft auch er, dass die ohnehin unter erschwerten Bedingungen stattfindende Saison auch zu Ende gespielt werden kann.

„Grundsätzlich bildet das medizinisch-hygienische Konzept, das bereits mehrfach überarbeitet wurde und zu dem es inzwischen auch verschiedene Ergänzungen gibt, in der aktuellen Version 4.0 weiterhin die Grundlage für den Spielbetrieb“, erklärte jüngst Tim Meyer, Leiter der Task Force Sportmedizin/Sonderspielbetrieb in einem Interview auf der Homepage der Deutschen Fußball Liga: „Aber wir behalten aktuelle Entwicklungen in Bezug auf das Virus – von neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen über Fortschritte bei Testverfahren bis zu Mutationen – selbstverständlich im Blick und überprüfen unser Konzept und unsere Protokolle.“

Seit dieser Woche sollen Labore bundesweit verstärkt nach neuen Coronavirus-Varianten suchen. Laut Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) ist es das Ziel, mindestens fünf Prozent aller Positivtests in Deutschland auf den genauen Virustyp zu untersuchen.

„Wichtig ist, dass wir verstehen, ob die Mutation aus UK oder Südafrika sich anders verhält (Übertragbarkeit etc.) und ob sie sich mehr und mehr in Deutschland durchsetzt. Wenn Letzteres der Fall wäre, ist eine Überprüfung der Konzepte auch dann anzuraten, wenn noch kein Sportler mit der Mutation positiv getestet wurde“, betonte Hygiene-Experte Kainzinger.

Generell aber mahnen die Verantwortlichen der Ligen vor allem die Einhaltung der bereits bestehenden Regeln an. Die DFL erinnerte nach „Kicker“-Informationen die 36 Vereine der ersten und zweiten Liga unlängst daran noch mal in einem Schreiben. Task-Force-Chef Meyer betonte in dem Interview, dass „weiterhin hohe Aufmerksamkeit aller Beteiligten erforderlich“, am Arbeitsplatz und im Privatleben. Hier sei jeder Einzelne verantwortlich.

„Unsere Teststrategie ist schon jetzt sehr engmaschig, die Verhaltensregeln der Clubs für alle Beteiligten auch außerhalb des Spielbetriebs sehr streng. Diese werden bei Bedarf angepasst, letztlich liegt die Umsetzung im privaten Umfeld aber an den Personen selber“, erklärte die Deutsche Eishockey Liga auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur. Hanning sieht das im Handball nicht anders: „Das Risiko liegt hier nur in den Spielern selbst, auch alles am Ende professionell einzuhalten. Aber die geschaffenen Rahmenbedingungen sind optimal.“

© dpa-infocom, dpa:210120-99-98873/3

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Erstellt:
20. Januar 2021, 12:08 Uhr

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