DFB-Coach Löw zehn Monate ohne Länderspiel

dpa München. Sechs Länderspiele - so wenige waren es noch nie in Joachim Löws Amtszeit als Bundestrainer. Die Corona-Krise beendet vorzeitig die Saison der Nationalelf. Kimmich war der Dauerbrenner, Gnabry der Top-Torjäger. Eine engere Spieltaktung ist für Herbst im Gespräch.

Blickt auf eine abgespeckte Saison-Zwischenbilanz zurück: Bundestrainer Joachim Löw. Foto: Christian Charisius/dpa

Blickt auf eine abgespeckte Saison-Zwischenbilanz zurück: Bundestrainer Joachim Löw. Foto: Christian Charisius/dpa

Eigentlich hätte Joachim Löw gerade die arbeitsreichsten Wochen des Jahres vor sich.

Der Bundestrainer würde mit seinem engsten Mitarbeiterstab aktuell die Eindrücke der beiden Länderspiel-Klassiker gegen Spanien und Italien auswerten, die ihm als letzte Sichtung vor der Bekanntgabe des vorläufigen Kaders für die Fußball-Europameisterschaft Mitte Mai dienen sollten. Doch die Coronavirus-Pandemie hat bekanntlich auch Löws Sommerpläne durchkreuzt.

„Wir hätten die Testspiele vor dem Turnier sinnvoll genützt. Wir hatten Strategien entwickelt, wir hatten gute Lösungen parat für diese EM“, sagte Löw, als die UEFA im März die EM-Endrunde in den Sommer 2021 verlegt hatte. In dieser Woche wurden dann die in den Juni verschobenen März-Länderspiele „bis auf Weiteres“ verschoben.

Für Löw heißt das: Die laufende Saison ist für die Nationalelf vorzeitig beendet - nach nur sechs Spielen. „Klar ist, dass in der Spielzeit 2019/20 keine Länderspiele mehr stattfinden werden“, sagte DFB-Generalsekretär Friedrich Curtius der Deutschen Presse-Agentur.

Löw befindet sich in einer Art Dauerwarteschleife. Letztmals konnte er seinem Trainerjob am Spielfeldrand am 19. November 2019 beim 6:1 gegen Nordirland nachgehen. Das nächste Länderspiel ist nun fast zehn Monate später anberaumt, am 3. September in der Nations League gegen Spanien. Der 60-Jährige Löw muss damit jetzt schon Bilanz ziehen für die Spielzeit mit den wenigsten Länderspielen in seiner 14-jährigen Amtszeit als verantwortlicher Chefcoach der DFB-Auswahl.

Die wichtigsten Fakten: Es gab vier Siege, ein Remis und eine Niederlage (beim 2:4 gegen die Niederlande). Löw setzte insgesamt 25 Akteure ein, darunter die Debütanten Robin Koch, Luca Waldschmidt, Nadiem Amiri, Suat Serdar und Niklas Stark. Joshua Kimmich stand als Einziger die kompletten 540 Länderspielminuten auf dem Platz. Sein Bayern-Kollege Serge Gnabry war mit sechs Treffern der Top-Torjäger.

Für den geplatzten Jahresauftakt gegen Spanien und Italien wollte Löw erstmals Robin Gosens von Atalanta Bergamo nominieren. Der 25 Jahre alte Außenverteidiger, der bis zum Corona-Stopp mit dem italienischen Erstligisten in der Champions League für Furore gesorgt hatte, hätte also noch auf den EM-Zug aufspringen können. „Gerne hätten wir ihn persönlich kennengelernt“, sagte Löw dem „Kicker“. Und versprach: „Wir behalten ihn im Auge, sobald der Ball wieder rollt.“

Löw hofft, dass das möglichst rasch geschehen wird. „Wir würden uns freuen, wenn der Fußball so bald wie möglich das Tagesgeschäft aufnimmt und wir die Menschen erfreuen können.“ Der Bundestrainer selbst wird sich bis in den Herbst gedulden müssen. „Wie sich die kommende Saison entwickelt, kann ich nicht sagen“, sagte Löw: „Wir müssen uns dieser Situation stellen und das Beste daraus machen.“

Womöglich wird die Länderspiel-Taktung in der zweiten Jahreshälfte höher sein als in normalen Spielzeiten. Nach dpa-Informationen erwägt die UEFA, neben den Nations-League-Partien zwei Termine für die aktuell verschobenen Freundschaftsspiele beziehungsweise EM-Playoff-Partien einzuplanen. Das wären dann acht statt sechs Länderspiele bis Ende 2020. In zwei der drei Abstellungsperioden im September, Oktober und November könnte dann dreimal gespielt werden.

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Erstellt:
4. April 2020, 05:10 Uhr

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