Frauen-EM
„Mentalitätssieg“ und Schweden-Hilfe: DFB-Team in K.o.-Runde
Beim gefühlten EM-Heimspiel in Basel tun sich die DFB-Frauen lange schwer. VAR-Entscheidungen sorgen für Aufregung, am Ende trifft die Torjägerin.

© Nick Potts/PA Wire/dpa
Lea Schüller erzielte das Siegtor für die deutsche Mannschaft.
Von red/dpa
Nach dem hart erkämpften 2:1 über Dänemark fielen sich die neue DFB-Kapitänin Janina Minge und Teamkollegin Elisa Senß in die Arme, Bundestrainer Christian Wück herzte strahlend seine Spielerinnen. Und nur wenige Stunden später gab es für Deutschlands Fußballerinnen bei der Ankunft im Teamhotel in Zürich gleich nochmal einen Grund zum Feiern: Durch den abendlichen Sieg von Gruppenrivale Schweden steht die deutsche Mannschaft vorzeitig im Viertelfinale der Europameisterschaft in der Schweiz.
Auch ohne Kapitänin Giulia Gwinn hält die DFB-Auswahl Kurs in Richtung Titel. Den Grundstein zum frühen Weiterkommen beim 2:1 (0:1) gegen Dänemark in Basel legten Sjoeke Nüsken per Elfmeter und Lea Schüller mit ihren zwei Toren, die ein kniffliges zweites Gruppenspiel nach dem Rückstand drehten.
Am Samstag (21.00 Uhr/ZDF und DAZN) kommt es zum Duell um den Gruppensieg gegen die Schwedinnen. Diese bezwangen Polen souverän mit 3:0 (1:0) und holten ebenso wie Deutschland sechs Zähler in zwei Partien.
Deutschen müssen mächtig um den Sieg kämpfen
„Das war eine starke Teamleistung“, sagte Torgarantin Schüller in der ARD über den eigenen Erfolg. Dabei musste die Deutschen mächtig um den Sieg kämpfen und gleich zwei wichtige Entscheidungen des Video-Referees vor der Pause gegen sich verkraften. „Man darf sich durch so etwas einfach nicht beirren lassen“, sagte Schüller.
Vor 34.165 Zuschauern im ausverkauften St. Jakob-Park hatte Amalie Vangsgaard (26. Minute) die Däninnen in Führung gebracht. „Es waren zwei Nackenschläge, eigentlich drei Nackenschläge“, sagte Coach Wück. „Das macht was mit einer Mannschaft.“ Er rechne seinem Team aber hoch an, wie es zurückgekommen ist. „Das war ein Mentalitätssieg. Das war genau das, was eine deutsche Mannschaft immer ausgezeichnet hat.“
Rund 17.000 deutsche Fans - so viele wie noch nie bei einem Auswärtsspiel der deutschen Frauen - feuerten ihre Lieblinge pausenlos an. Nüskens Treffer vom Punkt (66.) und Schüllers 54. Länderspieltor (66.) führten zum verdienten zweiten Turniererfolg.
„Wir zusammen für Giuli - gute Besserung“
Nach der Knieverletzung und dem Turnier-Aus von Gwinn führte erstmals die Wolfsburgerin Minge als Spielführerin das Nationalteam auf den Rasen. Für Gwinn lief wie erwartet die 21 Jahre alte Carlotta Wamser (bisher Eintracht Frankfurt/künftig Bayer Leverkusen) als Rechtsverteidigerin auf.
Die deutschen Frauen hielten Gwinns Trikot beim Teamfoto in die Kameras und alle trugen auch ein weißes Armbändchen mit der Aufschrift „GG7“. Auf den Rängen hielten Fans Spruchbänder hoch wie: „Wir zusammen für Giuli - gute Besserung.“ Wück berichtete, dass Gwinn dem Team vor der Partie noch eine besondere Botschaft geschickt und versprochen habe, dass sie nun der größte Fan der DFB-Auswahl sei.
Der 26 Jahre alte Bayern-Star ist derzeit noch in München zu Behandlungen. Gwinn will aber zur letzten Vorrundenpartie gegen Schweden am Samstag in Zürich als moralische Unterstützung dabei sein.
Vangsgaard erwischt das deutsche Team eiskalt
Vier Tage nach dem anfangs mühsamen 2:0-Auftaktsieg gegen Polen starteten die DFB-Frauen zunächst druckvoll. Senß räumte im Mittelfeld vieles ab, dabei verpasste sie auch Vangsgaard eine blutige Nase. Der erste Torjubel verstummte dann schnell wieder: Der Videobeweis zeigte, dass Nüsken beim Schuss der erneut starken Klara Bühl (18.) im Abseits stand.
Nicht Dänemarks gefürchteter Topstar Pernille Harder vom FC Bayern, sondern Vangsgaard erwischte dann das deutsche Team eiskalt: Janni Thomsen tanzte die deutsche Abwehr aus, dann schloss Vangsgaard ganz stark und schwierig für Torhüterin Ann-Katrin Berger ab - 0:1.
Der Rückstand machte das Wück-Team doch etwas fahrig. Ein Handspiel von Frederikke Thögersen schien dann zu helfen. Nach minutenlangem VAR-Check entschied Schiedsrichterin Catarina Campos (Portugal) aber, dass die Aktion außerhalb des Strafraums war. Dabei stand Nüsken schon bereit, um die Elfmeterspezialistin Gwinn zu vertreten.
Auch Bühls Schussversuche wurden ständig abgeblockt. So gingen die DFB-Frauen mit einem Rückstand gegen die EM-Zweiten von 2017, die ihr erstes Vorrundenspiel gegen Schweden verloren hatten, in die Kabine.
Der nächste Videobeweis fiel dann zugunsten des Wück-Teams aus: Katrine Veje hatte Linda Dallmann zu Fall gebracht. Dieses Mal durfte Nüsken am Elfmeterpunkt ran und verwandelte sicher. Wie schon gegen Polen glänzte die umtriebige Jule Brand dann mit einem Assist - die bis dahin eher unauffällige Schüller machte das 2:1