Die Bayern sind wieder Favorit
Nach dem 5:1 in Gladbach und dem Patzer des BVB wittern die Münchner wieder ihre Chance
Die Stimmung beim FC Bayern München könnte nicht besser sein. Die Dortmunder schwächeln – und man selbst gewinnt in Gladbach mit 5:1. Nur zwei Tore fehlten zur Tabellenführung.
Mönchengladbach Für einen kurzen Moment blitzte auch in den Gängen des Borussia-Parks noch einmal diese unerbittliche Gier auf, mit der der FC Bayern zuvor auf dem Rasen den Konkurrenten aus Mönchengladbach überrannt hatte. „Aufgrund der Torchancen hätten wir sogar heute schon Erster werden können“, erklärte der Münchner Trainer Niko Kovac nach dem 5:1-Sieg am Niederrhein mit einem triumphalen Lächeln im Gesicht, tatsächlich fehlten am Ende nur zwei Tore, um schon an diesem Wochenende die Tabellenspitze zu erklimmen.
Für Borussia Dortmund wäre das eine grausame Demütigung gewesen, nachdem die Tabelle noch am Freitag drei Punkte und sieben Tore Vorsprung auf den Rekordmeister aufwies. Wochenlang hatte sich das gegenüber den Bayern deutlich bessere Torverhältnis für die Dortmunder wie ein zusätzlicher Punkt angefühlt, nun ist nicht nur das Neun-Punkte-Polster aus dem Dezember verschwunden, auch die Tordifferenz spricht nicht mehr für den BVB. Es gab eine Zeit, da hätten die Münchner sich nach so einem Festwochenende der Selbstherrlichkeit hingegeben, aber Kovacs Hinweis auf den verpassten Sprung an die Tabellenspitze sollte der lauteste Ton bleiben, den die Angehörigen des FC Bayern öffentlich kundtaten.
Die meisten Münchner verließen Mönchengladbach eher mit einer Attitüde der Demut, „wir haben jetzt keine große Klappe, Dortmund hat uns im Oktober, als wir eine schlechte Phase hatten, auch nicht mit hämischen Kommentaren belästigt“, sagte Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge. Thomas Müller war sogar erfüllt von Mitgefühl, als es um die Krise des BVB ging, „die hatten jetzt auch diese Spiele, die wir auch hatten, wo der Gegner zweimal aufs Tor schießt und zwei Tore macht“, sagte der Angreifer, der großartig mit den Kollegen in der kraftvollen Offensive harmonierte. Für all jene, die hoffen, dass der BVB auch am Saisonende noch auf dem ersten Tabellenplatz steht, ergaben all die Eindrücke dieses Abends ein Bild des Schreckens. Denn so seriös, so fokussiert und so in sich ruhend sind die Münchner noch zu keinem Zeitpunkt dieser Spielzeit aufgetreten. „Das war mit das Beste, was wir in dieser Saison abgeliefert haben“, sagte Kovac, dessen Team Gladbach überrollt hatte.
Nach 35 Sekunden hatte Robert Lewandowski die erste richtig gute Chance, in der zweiten Minute köpfte Javier Martinez das 1:0, Müller legte schnell einen zweiten Treffer nach (11.), schon vor der Pause waren ausreichend Möglichkeiten für vier oder fünf Tore vorhanden. Aber erst Lewandowski (47., 90.) und Serge Gnabry (75.) vollendeten diese Demonstration der Stärke, und plötzlich sind genau die Faktoren, die in der ersten Saisonhälfte noch für den BVB gesprochen hatten, ein Vorteil für den FC Bayern München.
Dem amtierenden Meister war ja vorgeworfen worden, den Umbruch verpasst zu haben und einen etwas zu müden, etwas zu satten Kader zu beschäftigen, während Borussia Dortmund, getragen von der Unbeschwertheit einer jugendlichen Mannschaft, von Sieg zu Sieg stürmte. Mittlerweile machen die 19- oder 20-Jährigen in Dortmund reihenweise schwerwiegende Fehler, während Rummenigge vom „guten Mix“ beim FC Bayern schwärmte: „Wir haben junge Burschen, einen Kimmich, einen Coman einen Gnabry, und dann haben wir auch ein paar alte Kämpen dabei mit viel Erfahrung, die sechs-, siebenmal deutscher Meister wurden.“ Spätestens mit diesem Spieltag sind die Münchner also wieder der Favorit auf den Titel.
„Das Momentum spricht für die Bayern“, sagte auch der Gladbacher Verteidiger Matthias Ginter, als er auf das Titelrennen angesprochen wurde, in dem ja sogar die Elf vom Niederrhein noch vor ein paar Wochen mitgemischt hatte. Gerade einmal einen Monat ist es her, da standen sie vor den Münchnern auf Platz zwei, nun haben sie drei Heimspiele am Stück verloren und dabei elf Gegentreffer zugelassen.