Die große Sause wird um ein Jahr verschoben

Jubiläumsfest zum 175. Geburtstag der TSG Backnang 1846 findet wegen der Coronapandemie nicht in diesem Sommer statt.

Stehen nach zweijähriger Planung zumindest vorübergehend im Regen: Der TSG-Vorsitzende Rainer Mögle (links) und seine Stellvertreter Claudia Krimmer sowie Wolfgang Richter. Der Verein sagte sein im Juli geplantes großes Jubiläumsfest wegen der Coronapandemie ab. Foto: A. Becher

© Pressefotografie Alexander Beche

Stehen nach zweijähriger Planung zumindest vorübergehend im Regen: Der TSG-Vorsitzende Rainer Mögle (links) und seine Stellvertreter Claudia Krimmer sowie Wolfgang Richter. Der Verein sagte sein im Juli geplantes großes Jubiläumsfest wegen der Coronapandemie ab. Foto: A. Becher

Von Heidrun Gehrke

Die TSG Backnang 1846 hat ihr fürs Wochenende 16. bis 18. Juli geplantes Fest zum 175-jährigen Vereinsbestehen abgesagt. Als Nachholtermin wird der Sommer 2022 anvisiert. Kleiner Hoffnungsrest ist die Matinee, die im Dezember unter Coronabedingungen für einen Hauch Feierstimmung im Jubiläumsjahr sorgen soll. „Es ist sehr bedauerlich, aber die aktuelle Lage lässt uns keine andere Wahl“, sagt Claudia Krimmer vom TSG-Vorstand. Bis zum geplanten Termin des Jubiläumsfests in zweieinhalb Monaten sei es nicht mehr lang und nach aktueller Lage sei eine Veranstaltung mit mehreren Tausend Besuchern einfach undenkbar. Ein Jubiläum light, Online-Formate oder Feiern im Freien schloss die TSG 1846 aus.

Das Programm hatte einiges vorgesehen, unter anderem hochkarätige Wettkämpfe, die Turngala, einen Ehrenamtsabend, das Weindörfle und Kunsthandwerkermarkt: „Ein Sportverein und ein Jubiläum leben nun mal von Begegnung, und selbst mit Abstandswahrung und Maske wäre das Risiko zu groß gewesen.“ Die Besucherzahl entsprechend zu reduzieren, nur die Hälfte der Gäste einzulassen und sie einzuteilen nach bereits Geimpften und Getesteten war keine Alternative für die Vorstandschaft: „Wenn nicht alle Mitglieder und Freunde des Sports bei diesem herausragenden Jubiläum ins Zelt gelassen werden können, dann machen wir es nicht.“

Einzig für die Matinee im Dezember gibt es noch Hoffnung.

Als jahrzehntelange Turnerin ist für Claudia Krimmer und die Abteilungskollegen sowie langjährige treue Weggefährtin der größten TSG-Abteilung besonders die entgangene Turngala schmerzlich. Angekündigt waren über 150 Sportler sowie Live-DJ, Tanzvorführungen und ein bunter Abend im Bürgerhaus. „Wir hatten bis zuletzt die Hoffnung, dass wenigstens dieser späte Termin im Dezember einzuhalten ist.“ Der frei gewordene Tag soll aber genutzt werden für die Matinee mit Vertretern aus der Landes-, Kommunal- und Sportpolitik. Unter Nicht-Pandemiebedingungen hätte die Matinee mit Podiumsdiskussion zum Thema „Der lange Weg zum modernen Verein“ das Jubiläumsjahr eigentlich einläuten sollen. Nun wird sie dieses Jahr im besten Fall eine späte Solonummer.

Aktuell fährt der TSG-Vorstand alles zurück, drosselt das Tempo. Die Stimmung in den Abteilungen sei „geknickt, aber nicht mutlos“. Sie seien alle „Motivator“ genug, um sich gegenseitig hochzuziehen und das Vorhaben wieder in Schwung zu bringen, wenn es die Lage erlaubt. Ab September sollen die Planungen wiederaufgenommen werden. Begonnen haben sie vor gut zwei Jahren: In Arbeitskreisen hätten sich mehrere Dutzend Mitglieder und Mitarbeiter engagiert, da sei „etliches an Hirnschmalz“ geflossen. Jetzt fließt erst einmal viel Wasser die Murr hinab, ehe es weitergeht. Derzeit ist die Geschäftsstelle der TSG 1846 mit Absagen beschäftigt. Sponsoren, Bühnen- und Zeltbauer, Musiker, Moderatoren, Handwerker, Pächter des Stadtblicks, Partnerschaftsvereine, Kunsthandwerker: „Uns tut es leid um die Menschen in den Firmen und Vereinen, die schon fest gebucht waren und nun keinen Auftrag erhalten.“

So wie der Sulzbacher Zeltbauer Hans Vogelmann, für den die Absage allerdings nicht unerwartet kam: „Ich habe schon letztes Jahr nicht dran geglaubt, dass das Jubiläum gefeiert werden kann.“ Der einzige Auftrag, auf den er für 2021 noch gehofft hatte, sei durch die Absage der TSG nun auch weg. „Seit dem letzten Frühjahr liegen unsere Zelte eingemottet im Lager.“ Sein Glück im Unglück: Er sei im Ruhestand und nicht abhängig von den Einnahmen wie viele andere in seiner Branche. Doch auch ihn treffe die Auftragsflaute: „Wir haben laufende Kosten, gerade 2019 noch einen nigelnagelneuen Lkw gekauft, den wir brauchen, wenn es wieder losgeht.“

Zwischen Hoffnung und Wahrscheinlichkeit – eine blöde Situation auch für den Bühnentechniker Klaus Autenrieth. Mit seiner Veranstaltungsfirma ist er seit Jahren zuständig für die Audiotechnik auf vielen Festen, so für die Hauptbühnen des Straßenfests, in der Gruschtelkammer und beim classic-ope(r)n-air in Backnang. Fürs laufende Jahr habe er keinen einzigen Auftrag: „Wir reden aktuell von bis zu 100 Prozent Umsatzausfall, vergangenes Jahr waren es rund 80 Prozent.“ Hoffnung ruhe – Stand heute – auf dem classic-ope(r)n-air. Und auf einem Ende der Planungsunsicherheit: „Es kann ja nicht ewig so weitergehen.“

Eine Hoffnung, die Claudia Krimmer teilt. Optimistisch sagt sie zur Jubiläumsfeier 2022: „Nach der langen Durststrecke ohne Feste und soziale Kontakte wird das der Befreiungsschlag.“

Als Turnverein gegründet

Die TSG Backnang 1846 Turn- und Sport-abteilungen ist der mit Abstand größte Verein im Murrtal. Derzeit weist der auf dem Hagenbach beheimatete Klub mit Badminton, Basketball, Behindertensport, Fechten, Handball, Herzsport, Leichtathletik, Schwimmen, Skisport, Sportkegeln, Tanzsport, Tischtennis, Turnen und Volleyball 14 Abteilungen sowie 2822 Mitglieder auf.

Gegründet wurde die TSG Backnang 1846 vor 175 Jahren als Turnverein Backnang. Der schloss sich nach dem Zweiten Weltkrieg mit dem 1933 von die Gestapo aufgelösten Turnerbund, dem Fußballverein und dem Kraftsportverein zur TSG Backnang zusammen. Eine Fusion, die es in jener Zeit auf Wunsch der Militärregierung und des ebenfalls neu gegründeten Württembergischen Landessportbunds sehr oft gab.

1967 war es wieder vorbei mit dem einen ganz großen Backnanger Sportverein. Nach dem Aufstieg der Fußballer in die Regionalliga, damals zweithöchste deutsche Spielklasse, war den restlichen Abteilungen das finanzielle Risiko zu groß. Statt einer TSG Backnang gibt es seither die vier selbstständigen Vereine TSG Backnang 1846 TuS, TSG Backnang Fußball 1919, TSG Backnang Schwerathletik 1920 und TSG Backnang Tennis 1925. In der TSG Backnang Dachorganisation sind die vier Vereine allerdings weiterhin lose miteinander verbunden.

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Erstellt:
30. April 2021, 06:00 Uhr

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