Die Konstante in der Innenverteidigung der TSG Backnang

Patrick Tichy trägt seit 2017 das Trikot des Fußball-Oberligisten aus den Etzwiesen und ist der unumstrittene Abwehrchef. Daher freut es ihn vor dem morgigen Heimspiel um 14 Uhr gegen den VfR Mannheim besonders, dass die Defensive ein wichtiger Baustein für die Erfolge in dieser Saison ist.

Patrick Tichy rauscht heran und klärt im WFV-Pokal-Duell mit den Kickers. Das ist ein gewohntes Bild in den Etzwiesen. Foto: Alexander Becher

© Alexander Becher

Patrick Tichy rauscht heran und klärt im WFV-Pokal-Duell mit den Kickers. Das ist ein gewohntes Bild in den Etzwiesen. Foto: Alexander Becher

Von Steffen Grün

Vor sechseinhalb Jahren war die TSG Backnang gerade zum ersten Mal in die Oberliga aufgestiegen, als Patrick Tichy vom damaligen Verbands- und heutigen Bezirksligisten VfB Neckarrems in die Etzwiesen wechselte. Dass er mittlerweile nach dem Kapitän Julian Geldner der dienstälteste Spieler der Roten ist, war zu Beginn „nicht mein Plan. Ich hatte schon noch den Traum, vielleicht in den Profibereich reinzurutschen“, erinnert sich der damals 24-Jährige, dessen Heimatverein der TSV Leutenbach ist. Nun hat er im vergangenen Mai seinen 30. Geburtstag gefeiert, ist immer noch da und „vollauf zufrieden. Ich kann mich nicht beschweren“, sagt Patrick Tichy. Er macht das daran fest, dass er mit der TSG derzeit die sechste Saison in der Oberliga absolviert und nur eine Runde in der Verbandsliga dazwischen war.

Er habe im Laufe der Zeit auch Angebote von Rivalen im baden-württembergischen Oberhaus gehabt, verrät der Innenverteidiger und nennt Pforzheim als Beispiel. Dass er sie alle ausgeschlagen hat, lag an den Argumenten, die für den Traditionsverein aus Backnang gesprochen haben. Patrick Tichy nennt den „familiären Zusammenhalt, der mir sehr liegt“ und den kurzen Anfahrtsweg aus Leutenbach, der vor allem während der Berufsausbildung in Zuffenhausen von Vorteil war. Zudem habe sich bei der TSG seit 2017 vieles verbessert, das Drumherum sei weitaus professioneller geworden.

Alles miteinander hat dazu geführt, dass Spieler und Trainer kamen und gingen und Patrick Tichy stets blieb. Zu seinen Partnern im Abwehrzentrum gehörten Fußballer wie Michl Bauer, der wegen vieler Verletzungen inzwischen in der Kreisliga A beim TSV Althütte gelandet ist, oder Matej Maglica, der für den SV Darmstadt 98 mittlerweile in der Ersten Bundesliga am Ball ist. Insbesondere aber auch Thomas Doser, der ein Jahr später zu den Roten kam und ebenfalls noch da ist. Nach Beniamino Molinari, Andreas Lechner, Evangelos Sbonias, Holger Ludwig, Mario Marinic und David Pfeiffer ist Mario Klotz derzeit bereits der siebte Coach, den Patrick Tichy bei den Murrtalern erlebt. Und für ihn zugleich der beste neben Marinic, aber auch zu Molinari und Sbonias habe er „einen guten Draht“ gehabt. Mit dem einen oder anderen habe es dagegen nicht so gut gepasst.

Abstieg, Wiederaufstieg, Platz drei, Last-minute-Rettung: Tichy hat viel erlebt

Der sportliche Tiefpunkt sei die Vorrunde in der Oberliga-Saison 2018/2019 gewesen, die so sehr in die Hosen ging, dass nicht einmal die bärenstarke Rückrunde den Abstieg verhindern konnte. Als herausragend bezeichnet Tichy den sofortigen Wiederaufstieg sowie den dritten Platz in der Oberliga-Spielzeit 2021/2022. „Sich in der letzten Partie der Vorsaison zu retten und das mit Spielern zu schaffen, die zu Kumpels geworden sind und die TSG anschließend verlassen haben, war aber auch toll“, betont der 30-Jährige und denkt an Jannik Dannhäußer, Sebastian Gleißner und Mert Tasdelen. Mit deren Wechseln setzte sich der Aderlass nahtlos fort, der mit den Abgängen von Leon und Loris Maier, Mario Marinic und Niklas Pollex im Sommer 2022 begonnen hatte.

Umso beeindruckender ist, wie sich die Backnanger in dieser Runde präsentieren. Als Achter mit 26 Punkten scheinen sie anfangs der zweiten Saisonhälfte auf bestem Weg zum sicheren Klassenverbleib zu sein. „Vieles liegt an Mario Klotz und seiner akribischen Arbeit“, lobt Patrick Tichy den Trainer. Am Anfang stand die Erkenntnis, „dass uns der schöne Fußball nicht wirklich weiterbringt. Wir stehen nun etwas kompakter. Das ist nicht so spektakulär, aber effektiv.“ Nach keinem einzigen Zu-null-Spiel in der Vorsaison sind es nun bereits vier nach 17 Partien, mit 26 kassierten Treffern hat die TSG die fünftbeste Defensive. Das soll das Erfolgskonzept bleiben, um so schnell wie möglich die 40-Punkte-Marke zu knacken. „Wenn das geschafft ist, können wir versuchen, wieder attraktiver und offensiver zu spielen“, meint Tichy, dessen Vertrag im nächsten Sommer ausläuft. Der Verein habe in Person des sportlichen Leiters Oguzhan Biyik bereits sein Interesse an einer Verlängerung bekundet „und ist auf alle Fälle mein erster Ansprechpartner“. Wichtig sei auch, dass sein linkes Knie mitspiele, das bereits einiges mitgemacht hat und vor allem im Winter oftmals zwickt, wenn ständig auf Kunstrasen trainiert wird. Zumindest das hat sich in seinen sechseinhalb Jahren in den Etzwiesen noch nicht verändert.

Verspäteter Rückrundenstart: Die TSG will sich morgen gegen Mannheim fürs 1:2 in der Hinserie revanchieren

Rückblick „Es war ein gebrauchter Tag.“ Ans letzte Vorrundenspiel des Fußball-Oberligisten TSG Backnang in Oberachern vor zwei Wochen erinnert sich Mario Klotz ungern. Zum einen, „weil wir nie richtig ins Spiel gekommen sind und das 0:2 folgerichtig war“. Fast noch schlimmer wiegt für den Trainer aber, dass sich zwei Leistungsträger verletzt haben. Talha Özen (Schultereckgelenksprengung) steigt frühestens in der Wintervorbereitung wieder ein. Bei Flavio Santoro (Muskelfaserriss im Oberschenkel) gelte es, den Heilungsverlauf abzuwarten. Das Heimspiel am morgigen Samstag gegen den VfR Mannheim (14 Uhr, Etzwiesenstadion) „kommt aber sehr wahrscheinlich zu früh“. Auch die Partie in Denzlingen eine Woche später scheint kaum machbar zu sein, vielleicht geht am 9. Dezember in Pforzheim etwas – falls dieses Nachholspiel dann auch wirklich stattfindet.

Absage Beim Aufstiegsaspiranten hätte die TSG am vergangenen Samstag antreten sollen, doch der Rasen im Stadion war unbespielbar. „Wir hatten eine gute Trainingswoche, waren vorbereitet und wollten spielen“, sagt Klotz. Dass daraus nichts wurde, bot die Chance, einmal durchzuschnaufen. Nach der englischen Woche mit Spielen in Mutschelbach (3:1), im WFV-Pokal gegen die Kickers (1:2 nach Verlängerung) und gegen Hollenbach (4:3) sowie dem Dämpfer in Oberachern war das auch okay.

Ausblick Morgen geht es gegen den VfR Mannheim weiter, bei dem die TSG das Hinspiel mit 1:2 verloren hat. „Es war eine zähe Partie“, erinnert sich Klotz, „beide Teams haben sich neutralisiert.“ Backnangs Führungstor und beide VfR-Treffer fielen nach Standards. Wenn nun der Achte (26 Punkte) den Neunten (25) erwartet, sind die Roten auf Revanche aus. „Wir wollen ein anderes Gesicht als in Oberachern zeigen“, kündigt der Coach an. Bissig in den Zweikämpfen, kompakt in der Defensive, schnelles Umschalten – so soll es sein. Der VfR ist aber gut drauf, gewann vier der jüngsten fünf Spiele und kassierte das 1:2 gegen Villingen zuletzt erst in der Nachspielzeit. Zudem ist das Team gespickt mit Spielern wie Marcel Titsch-Rivero, Robin Szarka oder dem Ex-Großaspacher Nicolas Jüllich, die bereits höherklassig spielten.

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Erstellt:
24. November 2023, 11:30 Uhr

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