Die SG Sonnenhof Großaspach rettet mit zwei Elfmetern einen Punkt

Im Oberliga-Spitzenspiel in Göppingen liegen die Fußballer aus dem Fautenhau mit 0:2 hinten, ehe der Schiedsrichter zum Unmut des Gastgebers zweimal auf Strafstoß entscheidet. Volkan Celiktas verwandelt jeweils sicher und beschert der SG das Remis, mit dem sie die Tabellenführung behauptet.

Im umkämpften Spitzenspiel der Fußball-Oberliga beweist die SG Sonnenhof Großaspach um Marius Kunde, der hier den Göppinger Berk Yalman zu stoppen versucht, eine starke Moral. Die Gäste machen einen 0:2-Rückstand wett. Foto: Eibner-Pressefoto/Bernd Leitner

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Im umkämpften Spitzenspiel der Fußball-Oberliga beweist die SG Sonnenhof Großaspach um Marius Kunde, der hier den Göppinger Berk Yalman zu stoppen versucht, eine starke Moral. Die Gäste machen einen 0:2-Rückstand wett. Foto: Eibner-Pressefoto/Bernd Leitner

Von Steffen Grün

Wer zwei verlorenen Punkten nachtrauerte und wer sich über einen gewonnenen Punkt freute, stand nach dem Abpfiff allen Beteiligten ins Gesicht geschrieben. SG-Trainer Pascal Reinhardt bescheinigte seinem Team nach einem „erwartet schweren Spiel gegen den erwartet unangenehmen Gegner“, dass es nach dem 0:2-Rückstand eine tolle Mentalität gezeigt und sich somit das Remis unter dem Strich verdient habe. Sein Göppinger Kollege haderte mit dem Referee. Gianni Coveli blickte zurück auf „ein Topspiel mit sehr vielen Emotionen und sehr vielen strittigen Entscheidungen, die in den meisten Fällen gegen uns ausgefallen sind“. In einem fairen Duell ohne große Nickligkeiten, in dem sich die zwei Spitzenteams beharkt und Gas gegeben hätten, so die Einschätzung des 53-Jährigen, „hat der Schiedsrichter für mich zu viel Einfluss genommen“.

Dass es Pfiffe und Entscheidungen des Unparteiischen waren, die dieses Spiel noch einmal auf den Kopf stellten, ist unstrittig. Darüber, ob sie richtig oder falsch waren, gingen die Meinungen teils weit auseinander. Da war zunächst einmal der Strafstoß, der in der 68. Minute zum Aspacher Anschlusstreffer führte. „Das war ein ganz klarer Elfmeter“, sagte Dominik Salz und schilderte den Zweikampf mit Filip Milisic: „Ich wäre zum Kopfball gekommen, er hält mich fest und ich falle hin. Traurig, dass er nicht noch eine Gelbe Karte kriegt, dann wäre es für ihn Gelb-Rot gewesen.“ Man könne diesen Elfmeter geben, räumte sogar der Göppinger Innenverteidiger ein: „Er kreuzt meinen Weg und stellt dann seinen Körper rein, das macht er mit seiner Erfahrung gut.“

So weit, so wenig kontrovers, doch der Trainer der Hausherren hatte eine andere Sicht der Dinge. „Diskussionswürdig“ fand Gianni Coveli den Pfiff, denn in seinen Augen „hätte Dominik Salz überhaupt keine Chance gehabt, an den Ball zu kommen“. Was ihn allerdings noch viel mehr ärgerte, war, dass der Schiedsrichterassistent vor dieser Aktion und vor der Flanke eine angeblich eindeutige Abseitsstellung von Anthony Mbem-Som Nyamsi übersehen habe.

Die Ampelkarte für den Keeper ist für Göppingen noch ein Schlag ins Kontor

On top gab’s nach dem von SG-Kapitän Volkan Celiktas versenkten Elfmeter auch noch den Platzverweis für Marcel Schleicher aufgrund doppelten Meckerns. Für Göppingens Torwart total überzogen, „es war ein ganz normaler Wortwechsel“, sagte der 29-Jährige mit Verweis auf seine Erfahrung aus 110 Oberliga-Partien: „Ich habe dem Schiedsrichter gesagt, dass es aus meiner Sicht kein Elfmeter war, dafür habe ich Gelb gekriegt.“ Als er noch einmal insistierte, dass es für einen Strafstoß zu wenig gewesen sei, war das Spiel für ihn beendet und die Kollegen mussten zu zehnt weitermachen. Schleicher beklagte fehlendes Fingerspitzengefühl und verstieg sich dann zu dieser Aussage: „Man hat gemerkt, dass der Schiedsrichter wollte, dass wir hier keine drei Punkte holen.“

So weit lehnte sich sein Trainer nicht aus dem Fenster. Gerade die Mehrfachbestrafung rund ums 2:1 mit der aus seiner Sicht regelwidrigen Entstehung sowie der Ampelkarte brachten Gianni Coveli aber in Rage. Dazu kam die gesamte Kartenverteilung mit achtmal Gelb für sein Team und nur einer Verwarnung für die SG, die sich aber vielleicht auch einfach geschickter und disziplinierter verhalten hatte. Immerhin: Der Elfmeter, der in der 81. Minute abermals durch Celiktas zum 2:2 verwandelt wurde, war unstrittig. Jeffrey Idehen zog Niklas Mohr die Beine weg, am Pfiff gab es nichts zu rütteln.

Großaspach kassiert nach weniger als einer halben Minute das 0:1

Hätte Großaspach sogar noch gewonnen, wäre es des Guten zu viel gewesen in einem Spiel, das denkbar schlecht für die Gäste begonnen hatte. Vor 1500 Fans, die dem Gipfeltreffen einen tollen Rahmen gaben, kassierten sie nach knapp einer halben Minute das 0:1. Die SG-Defensive schlief bei einem Pass in die Tiefe, der herauseilende Torhüter Maximilian Reule wurde von Emmanuel McDonald umkurvt und der Ex-Backnanger schloss eiskalt ab. „Das darf uns nicht passieren“, kritisierte Trainer Pascal Reinhardt, „das hat Göppingen komplett in die Karten gespielt“. Der Zweite stand fortan tief, ließ dem Spitzenreiter meist den Ball und lauerte auf Konter. Ein Rezept, das aufging, weil der SG die Durchschlagskraft im Angriff fehlte und es selten gefährlich wurde. Stattdessen klingelte es hinten in der 31. Minute fast aus dem Nichts zum zweiten Mal. Niemand störte bei Göppingens Kombination, die Mohamed Baroudi zum 2:0 vollendete.

„Spitzenreiter, Spitzenreiter“, riefen die Göppinger Fans zur Pause, doch es blieb eine Momentaufnahme. Mit dem Anschlusstreffer war Großaspach wieder im Spiel, mit dem Ausgleich verteidigten die Gäste ihre Tabellenführung. Der gefrustete Kontrahent bleibt mit 46 Zählern gleichauf, hat aber das schlechtere Torverhältnis und zudem schon ein Spiel mehr absolviert. In Lauerstellung liegt der FC 08 Villingen (44 Zähler) nach seinem 4:0 gegen Normannia Gmünd. Keine Frage: Das Titelrennen bleibt spannend.

1. Göppinger SV Schleicher – Yalman (82. Hirth), Milisic, Wolff, Idehen (90.+6. Hölzli) – McDonald, Freiwald, Baroudi (72. Layer), Brück, Schumann (82. Schramm) – Ziesche (72. Steinbrenner).

SG Sonnenhof Großaspach Reule – Landwehr, Frölich, Nuraj, Mohr – Wöhrle (46. Kleinschrodt), Celiktas (88. Mistl), Kunde – Riehle (46. Mbem-Som Nyamsi), Salz, Tasdelen (65. Lukas Stoppel).

Tore 1:0 (1.) McDonald, 2:0 (31.) Baroudi, 2:1 (68./FE) Celiktas, 2:2 (81./FE) Celiktas. – Gelb-Rote Karte Schleicher (69.). – Schiedsrichter Wilke (Merzhausen). – Zuschauer 1500.

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Erstellt:
17. März 2024, 12:22 Uhr

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